Duale Ausbildung

Im Brennpunkt: Karriere mit Lehre

01.08.2024

Der Slogan ist keineswegs in die Jahre gekommen, sondern aktueller denn je. Dafür stehen viele spannende Tischler-Karrieren und neue Ausbildungsvarianten, die dem Berufsnachwuchs eine große Vielfalt in Sachen Weiterentwicklung und Spezialisierung bieten.

Bald ist es soweit und ein neues Lehrjahr beginnt: Berufseinsteiger*innen und Ausbildungsbetriebe stehen in den Startlöchern, bereit für eine „Karriere mit Lehre“. Denn auch wenn der Werbeslogan schon einige Jahre auf dem Rücken hat, ist er heute aktueller denn je. Zwar bietet eine Lehrausbildung seit jeher eine Vielzahl an Karrierechancen. Doch durch neue Varianten sowie die Gleichstellung der Abschlüsse mit schulischen Ausbildungen werden die Möglichkeiten laufend mehr, die Attraktivität der dualen Ausbildung weiter erhöht. Auch wenn das Image sukzessive steigt – in vielen Köpfen ist all das leider nach wie vor nicht verankert. Umso wichtiger ist es, immer wieder auf die Vorteile einer praktischen Berufsausbildung und die Chancen, die eine solche bietet, hinzuweisen. Unabhängig davon, ob der Einstieg direkt nach dem Pflichtschulabschluss, nach der Matura oder im zweiten Bildungsweg erfolgt.

Drei Karrieren, eine Ausbildung

Unterschiedliche Karrierewege, Betriebsgrößen, Standorte und Ausrichtungen – doch eines haben die vorgestellten Tischler allerdings gemeinsam: Sie haben eine Tischlerlehre absolviert und mit dieser Ausbildung einen soliden Grundstein für ihr heutiges erfolgreiches Wirtschaften gelegt. Eine weitere Gemeinsamkeit: Sie engagieren sich aus tiefster Überzeugung in der handwerklichen Ausbildung und Lehrlingsförderung.

Ausbilder mit Leidenschaft

„Karriere mit Lehre ist bei uns keine leere Worthülse: Ich bilde Lehrlinge aus, weil mir das Handwerk und eine wertschätzende Teamarbeit am Herzen liegen“, sagt Tischlermeister Thomas Kurz links im Bild bei der Türsanierung gemeinsam mit einem Mitarbeiter.  © Bau- und Möbeltischlerei Kurz

Für Thomas Kurz selbst war von klein auf klar, dass er den Familienbetrieb übernehmen wollte – in seiner Mutter, der ersten praktizierenden Tischlerin Österreichs, hatte er auch ein besonderes Vorbild. „Ich bin im Betrieb aufgewachsen, war diesem immer verbunden und wollte nie etwas anderes machen“, reüssiert der und froh ist, „einen bestehenden Betrieb übernommen zu haben – auch wenn er damals sehr klein war.“ Seit 2008 führt er nun die 1934 gegründete Bau- und Möbeltischlerei Kurz in Elsbethen bei Salzburg. Der auf den Sonderfensterbau und die Sanierung – u.a. in denkmalgeschützten Gebäuden in der Salzburger Altstadt – sowie den Möbelbau spezialisierte Betrieb wurde 2014 umfassend umgebaut – inklusive maschineller „Aufrüstung“, unter anderem mit einem CNC-Bearbeitungszentrum. In den nächsten Jahren möchte man den Geschäftsbereich des exklusiven Innenausbaus für Privatkunden erweitern. Für all das ist man mit 16 Mitarbeiter*innen gut gerüstet, deren innerbetriebliche Karrieren Kurz ja nach Veranlagung gerne unterstützt. In den Anfängen sah die Situation noch anders aus, werkte der heute 42-Jährige doch nach der Übernahme alleine mit einem Halbtagsangestellten: „Bei so einem kleinen Betrieb haben sich damals kaum Lehrlinge beworben, außerdem hätte ich mich nicht auf die Ausbildung konzentrieren können“. Aber genau das ist dem Tischlermeister ein großes Anliegen, denn „ich bin ein leidenschaftlicher Ausbilder und überzeugter Anhänger der Lehre“.

Natürliches Wachstum

Mittlerweile hat man sich einen entsprechenden Ruf erarbeitet, der den Tischlermeister in Sachen Bewerbungen „aus dem Vollen schöpfen“ lässt. „Wir hören vor, es gibt einen praktischen und theoretischen Test zur Aufnahme und ein abschließendes Gespräch mit mir. So stellen wir sicher, dass der Neuzugang und wir die gleichen Ziele haben – nämlich gute Handwerker*innen zu sein und zu werden“, beschreibt Kurz sein professionelles Recruiting-System. Pro Jahr nimmt der Salzburger ein bis zwei, manchmal auch drei Lehrlinge auf, im Durchschnitt verbleibt einer langfristig im Betrieb. Über 90 Prozent der Mitarbeitenden haben bereits bei Kurz gelernt – ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass das System funktioniert. „Wir setzen auf natürliches Wachstum mit Leuten, die wir selbst ausgebildet haben. Die Abläufe im Betrieb werden so von der Pieke auf mitgelernt und ein Um- oder Aufstieg – z. B. zum Partieführer, Werkstättenleiter, in die Arbeitsvorbereitung oder den Verkauf – funktioniert fast übergangslos.“

Zeit nehmen für eine gute Ausbildung

Kurz selbst absolvierte die Tischlerausbildung in der vierjährigen Fachschule in Hallein, „ein sehr guter Weg, um das Handwerk zu erlernen – der aber leider oft verkannt wird“. Er machte die Matura im College für Möbeldesign, sammelte Erfahrungen im Möbelhandel und Direktverkauf, absolvierte die Meisterprüfung und trat danach in den elterlichen Betrieb ein. „Ich bin ein Anhänger des lebenslangen Lernens. Es ist besser, sich in der Ausbildung immer auf eines zu konzentrieren und einen Schritt nach dem anderen zu setzen. Das heutige System der Lehre mit Maturmöglichkeit und Meisterprüfung im Anschluss ist für mich ideal aufgebaut.“

Vom Lehrling zum Chef

„Die Lehre war für mich genau das Richtige, das ist mir im Nachhinein noch viel klarer als früher“, sagt Peter Witzlsteiner, Geschäftsführer der Tischlerei Reichhart & Partner. © Tischlerei Reichhart & Partner

Als Peter Witzlsteiner 1992 in der Tischlerei Reichhart im oberösterreichischen Engerwitzdorf nahe Freistadt als Lehrling antrat, dachte er wohl nicht daran, dass er den Betrieb einmal übernehmen würde. Heute ist der 47-Jährige Geschäftsführer des 49 Mitarbeiter*innen zählenden Betriebs, der auf hochwertige Innenausstattung im Privatbereich und Messebau spezialisiert ist. „Die Lehre war für mich genau das Richtige, das ist mir im Nachhinein noch viel klarer als früher. Denn die handwerklichen Skills, die man sich aneignet, kann einem niemand mehr nehmen. Zudem kann mir kein Mitarbeiter sagen, dass etwas nicht möglich ist“, so Witzlsteiner über die nachhaltige Wirkung. Bei seinem Lehreinstieg führte Christian Reichhart seit kurzem den 1963 gegründeten Betrieb mit rund 20 Mitarbeitenden. Nach einem Lehrabschluss mit Auszeichnung, der Unternehmerprüfung und kontinuierlichem zielstrebigem Arbeiten stieg Witzlsteiner 2005 in die Geschäftsführung ein, gemeinsam richtete man den Betrieb neu aus und vergrößerte sukzessive. Durch den Pensionsantritt Reichharts übernahm er 2021 das gesamte Unternehmen. Dieser Weg zeigt beispielhaft, was mit einer Lehrausbildung alles möglich ist, großes Engagement vorausgesetzt. „Es hat sich immer eins ins andere gefügt, manchmal ist es aber auch zu schnell gegangen. Dadurch blieb mir leider keine Zeit, die Meisterprüfung abzulegen. Und jetzt als alleiniger Geschäftsführer ist mir das auch nicht mehr möglich bzw. besteht der Bedarf nicht mehr“, so Witzlsteiner.

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