5 Experten-Tipps von KMU.Digital
Die Förderungen von KMU.Digital können bei vielen Digitalisierungsprojekten genutzt werden. Hier gleich fünf Beispiele vom Experten zur Ideenfindung, um die Chance rasch zu nutzen.
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Jedes Digitalisierungsprojekt hilft der Wettbewerbsfähigkeit. Das ist der Grundgedanke der Digitalisierungsoffensive KMU.Digital des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Österreich. Das Förderprogramm, wo jedes kleine und mittelgroße Unternehmen bis zu 9.000 Euro für seinen Digitalisierungsprojekten bekommen kann, läuft seit 2017: Bis zu 3.000 Euro gibt es für die Beratung und bis zu 6.000 Euro für die Umsetzung.
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Vor kurzem wurde KMU.Digital um weitere 15 Millionen Euro aufgestockt. Erfahrungsgemäß kann das Fördervolumen aber rasch ausgeschöpft sein. Martin Puaschitz, Obmann der Wiener Wirtschaftskammer Fachgruppe UBIT appelliert daher an alle KMU, egal aus welcher Branche, diese Chance zur Digitalisierung möglichst rasch zu nutzen. Zertifizierte IT-Dienstleister und Unternehmensberater sind, entsprechend den Förderkriterien, perfekte Ansprechpartner und können KMU individuell beraten.
Für jene, die noch keine Idee haben, wie sie die Förderungen nutzen können hat Rüdiger Linhart, Berufsgruppensprecher IT in der Wiener Wirtschaftskammer, 5 Tipps aus der Praxis:
1. Wettbewerbsvorteile durch Online-Termin-Tools
Terminbuchungen mittels Telefon oder E-Mail werden von vielen Kunden zunehmend als anstrengend und überholt wahrgenommen. Statt mit zwischen Schulter und Ohr eingeklemmten Telefon einen Termin zu vereinbaren, einfach per Internetmaske einen Termin zu buchen steht bei vielen Kunden ganz oben auf der Wunschliste – und bietet so auch in der Post-Corona-Ära einen klaren Wettbewerbsvorteil. „Ein großer Vorteil von sicheren Web-Lösungen ist auch, dass Kunden ihre Kontakt-Daten nicht ständig neu eingeben müssen“, gibt Linhart zu Bedenken.
2. Digitale Systeme für Zeit- und Leistungserfassungen
Vor allem bei Handwerksbetrieben, wo Kundentermine auf der Tagesordnung stehen, können digitale Zeit- und Leistungserfassungssysteme gute Dienste leisten. „Die Mitarbeiter müssen dann in der Früh und am Abend nicht mehr zum Ein- und Ausstempeln in den Betrieb fahren, außerdem können die Leistungen und Anfahrtswege beim Kunden viel exakter protokolliert werden“, so der Experte. Weitere Vorteile: Die Fehleranfälligkeit sinkt und die Ressourcen-Planung ist punktgenau. Kunden können dadurch beispielsweise auch in einer Online-Maske einen fixen Termin bei einem bestimmten Handwerker buchen. Eine Anbindung des Systems an das Warenwirtschaftsprogramm des Unternehmens sorgt bei der Verrechnung für eine zusätzliche Arbeitserleichterung.
3. Mehr Sicherheit durch Server-Verlagerung und Zwei-Faktor-Authentifizierung
Etliche KMU mussten zu Beginn der Pandemie binnen weniger Tage behelfsmäßig Homeoffice-Lösungen aus dem Boden stampfen, um wirtschaftlich überleben zu können. Bei einigen ist die Improvisation aber mittlerweile zum Dauerzustand geworden. Wichtig dabei: Server sollten nicht irgendwo in einem Kammerl im Betrieb stehen, sondern in ein sicheres Rechenzentrum verlagert werden, wo es unter anderem Back-up-Lösungen für den Notfall gibt. „Ratsam ist auch eine Zwei-Faktoren-Authentifizierung beim Login, indem beispielsweise Einmalpasswörter mit biometrischen Daten kombiniert werden“, rät Linhart.
4. Optimierung von Online-Shops und Websites
Mittlerweile gehören zwar auch bei KMU eine eigene Website und – je nach Branche – auch ein Online-Shop zum guten Ton. In der Praxis trifft man aber nicht selten auf veraltete Codes, nicht DSGVO-konforme Umsetzungen oder gar mangelnde bzw. nicht vorhandene Firewalls. Digitale Prozessoptimierung bedeutet allerdings noch viel mehr als die Behebung von offensichtlichen Mängeln. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel die Anbindung des eigenen Online-Shops an einen Partner, der künftig die Verpackung, Auslieferung und den Versand übernimmt. Möglich ist aber auch der umgekehrte Weg gehen: Statt an Lieferdienste hohe Provisionen für die Auslieferung der Produkte zu zahlen, könnten diese Dienstleistung künftig eventuell selbst erbracht und der Webshop entsprechend adaptiert werden.
5. Rat von Unternehmensberatern und IT-Experten einholen
„Damit Digitalisierungsprojekte gefördert werden, müssen sich KMU an IT-Dienstleister und Unternehmensberater wenden, die für das jeweilige Themengebiet eine Zertifizierung aufweisen. Eine ausgezeichnete Filterfunktion dafür bietet das UBIT Firmen A-Z“, erklärt Linhart. Zur Strategieberatung und Potenzialanalyse zum Schwerpunkt Geschäftsmodelle & Prozesse sind „Certified Digital Consultant“ berechtigt, für den Schwerpunkt IT- und Cybersecurity sogenannte „Certified Data & IT Security Expert“ und für E-Commerce & Online-Marketing kommen „Certified eCommerce & Social Media Consultants“ und „Certified eCommerce & Social Media Experts“ in Frage. Die perfekten Ansprechpartner im Bereich Digitale Verwaltung sind wiederum „Certified Digital Public Administration Experts“. Das UBIT Firmen A-Z findet man unter: https://firmen.wko.at/suche_ubit
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Claudia Strohmaier, Berufsgruppensprecherin der Wiener UnternehmensberaterInnen gibt abschließend noch einen anderen wichtigen Punkt zu bedenken: „KMU.Digital ist eine enorm wichtige Chance für KMU, aber nicht die einzige. Vor allem in Wien gibt es ausgezeichnete Fördermöglichkeiten zu allen möglichen Spezial-Themen, die unbedingt im Rahmen eines Gesamtkonzepts individuell geprüft werden sollten. Zudem braucht es ein ausgeklügeltes Finanzierungskonzept, weil die Projekte natürlich in der Regel nicht zur Gänze durch die jeweiligen Fördergeber finanziert werden.“ (ar)
Weitere Informationen und Ratgeber
Mit dem KMU.DIGITAL Status Check kann in nur 7-9 Minuten die Ausgangslage des Unternehmens rund um das Thema Digitalisierung ermittelt werden, inklusive passender Ratschläge und Tipps im Anschluss.
Neben der KMU.Digital Förderung gibt es zahlreiche weitere Förderangebote und Services für kleine und mittlere Unternehmen zur Digitalisierung.
KMU.E-Commerce fördert KMU speziell bei Investitionen im Bereich E-Commerce und M-Commerce. Nähere Informationen erhalten Sie unter KMU.E-Commerce beim Austria Wirtschaftsservice (aws.at).
Ergänzend zu KMU.Digital stehen phasenweise darauf aufbauende bzw. eigenständige Fördermaßnahmen zur Digitalisierung in den Bundesländern zur Verfügung. Informationen dazu erhalten finden sich unter wko.at/foerderungen und von den WKO FörderexpertInnen in Ihrem Bundesland bzw. direkt bei den Wirtschaftsagenturen.
Weitere Informationen über Förderungen bietet auch der Förderpilot der aws und FFG.