Handwerk und Feminismus
Der RAL-Fächer gegen Sexismus
Der Fächer enthält klassische Informationen, wie Umrechnungstabellen, RAL-Farbenkarten, Holzarten, geometrische Formeln und noch vieles andere. Andererseits informiert er über Handwerk und Feminismus, über Unterstützungs- und Hilfeangebote, Hintergrundinformationen, aber auch Links und feministische Projekte zum Vernetzen.
Traditionelle Rollenbilder überwinden
Laut der deutschen NGO Zusammenland sind gerade im Handwerk, und hier ist vor allem das Bauhandwerk gemeint, traditionelle Rollenbilder immer noch sehr präsent. Geschäftsführerin Marie Becker: „Wir wollten konkrete Unterstützung anbieten. In Ausbildung befindliche und startende FLINTA* verdienen es, ihre Rechte zu kennen und gute Informationen zu erhalten“. Die Abkürzung FLINTA* steht für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans und agender Personen. Der angehängte Stern dient dabei als Platzhalter, um alle nicht-binären Geschlechtsidentitäten einzubeziehen.
Diskriminierung bekämpfen
Das Handwerk wird von Männern dominiert. „Das ist ja erstmal nichts Schlimmes“, so Zusammenland. Es gebe wie überall auch hier Vorurteile und Stereotype, die mit dem Berufsfeld verbunden sind. Handwerk werde oft als "Männerarbeit" angesehen, während FLINTA* eher mit Tätigkeiten im Dienstleistungssektor in Verbindung gebracht werden. „Was es allerdings unangenehm bis unerträglich macht, sind überholte Vorstellungen und Verhaltensweisen, die manchmal in Diskriminierung und Verletzungen führen. Witze, Männerbünde, aber auch antifeministische Strukturen und Sexismus“, so die Geschäftsführerin. Das sei vor allem für FLINTA*-Personen ein Problem. Dabei sei zu beachten, dass sich nicht alle Männer in diesen Strukturen wohlfühlen, diese unterstützen oder gar ausführen. Aber es gibt Handlungsbedarf, ist man bei Zusammenland überzeugt.
Vorurteile ausräumen
Vorurteile und Stereotype über Geschlechter, können dazu führen, dass Menschen unterschätzt und nicht ernst genommen werden. Sowohl von Chef*innen, Kolleg*innen, als auch Kund*innen. Dabei hängt gute Arbeit nicht von der Geschlechtszugehörigkeit ab, doch wird dies manchmal über Sprüche und Witze signalisiert, Menschen werden eingeengt oder untergriffig behandelt. Die Organisator*innen von Zusammenland sind sich sicher: „Es gibt Menschen im Handwerk, die sagen, das ist halt so oder akzeptieren diese Dinge als normal. Dabei ist genau das völlig unnötig, bringt niemanden weiter und führt zu keinem besseren Endergebnis.“
„Nicht selten höre man auch, dass man im Handwerk eben ein dickes Fell braucht, um zu bestehen“, erklärt die Geschäftsführerin. Bei Zusammenland hält man solche Aussagen schlicht für Unsinn: „Niemand braucht ein dickes Fell. Es ist nicht die Person, die verletzt wird, die sich ändern muss. Das Problem sind vielmehr antifeministische Strukturen oder schlicht und einfach Menschen, die andere verletzen.“
Fehlende Vorbilder
Ein weiteres Hindernis für FLINTA* im Handwerk sieht die Organisation im Mangel an Vorbildern und Netzwerken. Oft fehle es an weiblichen oder nicht-binären Rolemodels, an denen man sich orientieren kann. Das bricht jedoch immer mehr auf, zumindest in Deutschland, wo es einige Initiativen gibt: Tischler*innen- und Bau-Handwerker*innen-Treffen, Vereine wie Holzkraftwerk e.V., Baufachfrau Berlin e.V., Handwerkerinnenhaus Köln, Soli-Baustellen und andere mehr. „Auch in den Sozialen Netzen zeigen sich immer häufiger FLINTA*, die an die Öffentlichkeit gehen, Alternativen aufzeigen und sich eindeutig positionieren. In der Vernetzung liegt eine besondere Stärke“, sind die Organisator*innen überzeugt.
Verantwortung tragen
Bei Zusammenland sieht man auch den Fachkräftemangel als zusätzlichen Motor für eine positive Weiterentwicklung. Es werde künftig wichtiger, dass sich die Branchen öffnen, Menschen in verantwortungsvollen Positionen Stellung beziehen und Worten auch Taten folgen lassen. Für Betriebe wird es immer wichtiger, sich aktiv um Vielfalt und Gleichberechtigung zu bemühen.
Den Fächer ist gratis, aber nicht umsonst
„Mit craft ‚n‘ feminism geben wir ein paar Ideen und Lösungen“, Geschäftsführerin Marie Becker. „Wir haben alles auf unserer Webseite verlinkt und stellen den Produktfächer dort auch kostenfrei zum Download zur Verfügung“. Und dank der Förderung durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung gibt es jetzt auch noch gedruckte Exemplare, die gegen Übernahme der Versandkosten gratis bezogen werden können. Solange der Vorrat reicht.
So kommt man zum Fächer craft ‚n‘ feminism
Ein gratis Exemplar, solange der Vorrat reicht, gibt es hier.
Ein PDF zum Download gibt es hier.
Viele weitere Informationen und Materialien gibt es auf der Webseite von Zusammenland.