Farbe im Blut
Lisa Janisch ist Malerin aus Leidenschaft und das bereits in dritter Generation. Kreativität und Gespür liegen der Staatsmeisterin im Blut.
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Wie sind Sie zur Malerlehre gekommen?
Über einen Umweg. Ich habe nach der Pflichtschule zuerst die HLW in Weiz gemacht, also eine ganz andere Richtung. Dort habe ich die Koch- und Serviceprüfung abgelegt und schließlich mit Matura abgeschlossen. Danach wollte ich gerne in einem Büro arbeiten und mich in den Fremdsprachen vertiefen. Als ich nach einigen Bewerbungen noch keine Zusage hatte, wollte ich nicht länger untätig warten und habe beschlossen, in der Zwischenzeit im Malerbetrieb meines Vaters auszuhelfen. Ich konnte mir bis dahin nicht vorstellen, was der Malerberuf genau ist, aber schon die ersten paar Tage haben mir extrem gut gefallen und ich habe schnell gemerkt, dass das mein Traumberuf ist und ich nichts anderes mehr machen möchte. Auch wenn ich nicht bei meinem Vater im Betrieb hätte bleiben können, hätte ich versucht bei einem anderen Unternehmen in der Gegend unterzukommen.
Wie sind Sie zu den Wettbewerben gekommen?
Nachdem ich beschlossen habe, dass ich Malerin werden will, habe ich die Berufsschule in Graz nachgemacht. Die Matura wurde mir angerechnet und ich konnte direkt in die dritte Klasse einsteigen. In der Berufsschule war schließlich der Lehrlingswettbewerb, bei dem man ein eigenes Muster entwerfen muss und sich kreativ entfalten kann. Das hat mir wirklich sehr gut gefallen. Bei diesem Bewerb habe ich zum ersten Mal Gold gemacht. Daraufhin wurde ich zum Landeslehrlingswettbewerb eingeladen, bei dem ich wieder Erste wurde und so durfte ich zum Bundeslehrlingswettbewerb in Schladming antreten. Und auch da ist es für mich wieder perfekt gelaufen.
Das waren alles tolle Erfahrungen, die ich sammeln durfte. Es war für mich von Anfang an eine große Ehre, dass ich von meinem Trainer Michael Tobisch lernen durfte.
Wie schaut so ein Training aus?
Wir haben uns regelmäßig getroffen und mein Motiv trainiert, bis jeder einzelne Strich exakt bis auf den Millimeter genau passt. Michael Tobisch ist der perfekte Trainer und wir haben von Anfang an sehr gut zusammengearbeitet.
Auch die mentale Vorbereitung ist wichtig. Ich arbeite viel damit, dass ich mir schon vorstelle, wie das Gefühl ist, wenn ich gewinne und auf der Bühne stehe. Wichtig ist auch, ruhig zu bleiben. Auch hier hat mich der Trainer gut begleitet und mich motiviert.
Was braucht es alles, um erfolgreich zu sein?
Es hängt sehr viel vom Trainer ab. Ich habe jeden Tag nach der Arbeit trainiert, so bekommt man auch die Sicherheit. Und natürlich ist auch die Unterstützung von meinem Vater sehr wichtig. Er hat mir immer die Zeit gegeben und selber Zeit investiert, das ist auch nicht selbstverständlich. Ich habe das bei den Events oft bei Mitbewerbern gesehen, dass die Chefs zum Teil nicht dabei waren. Das rechne ich meinem Vater hoch an, dass er sich dafür immer Zeit genommen hat. Zeit ist wirklich auch ein großer Faktor.
Wieso ist es für Sie selbstverständlich, dass Sie sich dafür so viel Zeit nehmen?
Ganz einfach weil es mein Traumberuf ist. Ich mache das so gerne und mit so viel Liebe, dass mein Beruf auch irgendwie meine Freizeit ist. Ich kann dabei entspannen und kreativ sein, das ist genau das, was ich immer machen wollte. Darum fällt es mir nicht schwer und ich bringe gerne die Zeit auf. Zu den Wettbewerben denke ich mir, die Chance habe ich nur einmal und die Chance habe ich jetzt.
Ihr Vater führt den Betrieb in zweiter Generation. Sind Sie mit dem Farbkübel aufgewachsen?
Eigentlich nicht. Ich habe zwar schon früher immer mein Zimmer selber ausgemalt, aber das war alles. Da hat mir mein Vater einen Farbkübel ins Zimmer gestellt und ich konnte mich austoben. Mehr wusste ich nicht von dem Beruf. Wie viel Kreativität und welche Arbeiten noch dazugehören und dass man sich auch gut nach oben arbeiten kann, das wurde mir erst mit der Zeit bewusst.
Es war früher nie die Idee da, dass Sie die Malerlehre machen und den Betrieb übernehmen könnten?
Nein, überhaupt nicht. Mein Vater hat zwar gesagt, er würde sich freuen, aber wenn ich etwas anderes machen möchte, ich es auch kein Problem. Er hat nicht damit gerechnet, dass ich diesen Weg einschlage, da ich ja anfangs in eine ganz andere Richtung ging.
Durch Ihre vorherige Ausbildung sind Sie etwas älter als die anderen?
Genau, ich bin jetzt 23 Jahre, deshalb kann ich bei der Weltmeisterschaft in Brasilien heuer leider nicht dabei sein. Die Drittplatzierte, Marie-Theres Mayerhofer darf in Sao Paulo antreten, da auch der Zweitplatzierte, Hubert Schiefer, 23 Jahre alt ist.
Sind Sie enttäuscht?
Ich hätte mich gefreut, aber es ist schon großartig, dass ich 2016 zur Europameisterschaft nach Schweden fahren darf.
Jetzt pausieren Sie erst einmal?
Ja, ich möchte jetzt einmal ein bisschen herunter kommen. Aber ich muss sagen, dass es mir schon fehlt. Seit ich in der Berufsschule war bin ich von Wettbewerb zu Wettbewerb gekommen und habe jeden Tag trainiert, jetzt kommt es mir fast langweilig vor, wenn ich nach der Arbeit heimkomme und nichts zu tun ist.
Was sind Ihre Zukunftspläne, neben den EuroSkills?
Ich will noch die Meisterprüfung machen. Entweder gleichzeitig mit dem Wettbewerb oder danach, je nachdem, wie es sich ausgeht. Und dann werde ich weiter im Betrieb meines Vaters arbeiten.
Werden Sie den Betrieb einmal übernehmen?
Wir werden sehen. Mein Vater hat nicht vor in nächster Zeit in Pension zu gehen. Aber grundsätzlich wäre es schon schön, das irgendwann einmal weiter zu machen.
Möchten Sie einmal ins Ausland gehen?
Auf gar keinen Fall. Ich schätze den Familienbetrieb sehr. Ich arbeite sehr gerne mit meinem Großvater zusammen. Wir sind oft gemeinsam auf Baustellen und es ist cool, wenn man mit seinem Opa arbeiten kann. Er hat viel Wissen, das heute zum Teil gar nicht mehr so weitergegeben wird. Und es ist lustig zu sehen, wenn mein Opa, der eigentlich schon in der Pension ist, flink am Gerüst herum klettert.
Außerdem schätze ich es sehr, dass unsere Kundschaften von der Umgebung sind und wir uns persönlich kennen. Das Klima hier bei uns ist großartig, wir haben viele Stammkunden und deshalb ist ein Auslandsaufenthalt für mich kein Thema.
Wissen Ihre Kunden, dass Sie Staatsmeisterin sind?
Ja, vor allem durch die Presse und natürlich weil mein Vater und mein Großvater sehr stolz auf mich sind und es den Kunden erzählen. Mein Vater hat seit der Staatsmeisterschaft groß auf der Motorhaube von unserem Bus ‚Wir sind Staatsmeister‘ stehen.
Wie ist das Feedback von den Kunden?
Sehr gut. Vor allem in letzter Zeit sind viele Glückwünsche und auch kleine Geschenke geschickt worden. Alle freuen sich mit uns, es ist wirklich schön.
Arbeitet Ihre Mutter auch im Betrieb?
Nein, aber sie spielt eine große Rolle. Bei den Bewerben begleitet sie mich immer und wenn ich nach dem Training einmal spät nach Hause komme, kocht sie für mich und versorgt mich. Meine Mutter ist auch ein wichtiger Teil wenn es um die Unterstützung geht. Bei jedem Wettbewerb und jeder Auszeichnung waren meine Eltern immer dabei wenn es sich zeitlich ausging.
Welche Tipps haben Sie für den Nachwuchs?
Auf jeden Fall das machen, was man gerne und mit Liebe macht, wo man spürt, dass es das richtige ist. Wenn man das gefunden hat, dann kann man eigentlich nichts falsch machen. Ich glaube, das ist das Erfolgsgeheimnis.
Welche Tipps haben Sie für die Unternehmen?
Das wichtigste ist, dass man vom Chef zu 100 Prozent unterstützt wird. Man muss die Zeit dafür bekommen und man braucht den Rückenwind, dass die Leistungen vom Chef anerkannt werden. Motivation spielt dabei eine große Rolle. Ich habe das oft bei anderen erlebt und gesehen, wie weh es den Mitbewerbern tut, wenn der Chef zum Wettbewerb nicht mitkommt, weil er keine Zeit hat oder es ihm egal ist. Es ist so wichtig, dass der Chef auch hinter einem steht.
Was ist Ihr größter Wunsch?
Die EuroSkills zu gewinnen. Es ist mein Traum, wieder am Stockerl zu stehen, darauf arbeite ich hin. Das ist momentan mein größter Wunsch. Und, dass alles so bleibt wie es ist. Ich bin so glücklich, dass ich den Beruf für mich entdeckt habe und dass das letzte Jahr so perfekt gelaufen ist. Es war ein Wahnsinnsjahr.