Speichere wer kann
Land der Gasspeicher, Österreich
Aktuell gibt es gerade in produzierenden, gasintensiven Unternehmen wenige andere Themen als die momentanen Energiekosten und die Versorgungssicherheit. Den Kosten ist man mehr oder minder hilflos ausgeliefert, der Verfügbarkeit kann man ein wenig nachhelfen, indem man selber Gas einspeichern lässt. Ein Schritt, den einige Unternehmen – teils alleine, teils in einem Zusammenschluss – auch schon gegangen sind.
Viel Potenzial vorhanden
Grundsätzlich ist Österreich mit Gasspeichern gesegnet. In den unterirdischen Kavernen, die sich sowohl im Weinviertel als auch im oberösterreichischen und salzburgischen Grenzgebiet befinden, hat Gas mit maximal 95,5 TWh Platz. Eine TWh entspricht einer Milliarde Kilowattstunden. So könnte, rein theoretisch, beinahe ein kompletter Jahresbedarf gespeichert werden. Praktisch ist dies nicht ganz möglich, da man das Gas nicht vollständig aus dem Speicher entnehmen kann. Dies würde zu starken Druckverlusten führen, wodurch die Speicherfähigkeit in den unterirdischen Gesteinsschichten nachlassen würde und im schlimmsten Gall den Speicher unbrauchbar macht.
Die Speicher selbst wurden von privaten Firmen – der OMV, der mehrheitlich der EVN gehörenden RAG und Gazprom – gebaut und betrieben. Vermarktet wird das Volumen selbst oder über Subfirmen. Seit Juni 2022 besteht für Endverbraucher*innen durch den § 26 a des Energielenkungsgesetzes die Möglichkeit, sogenannte geschützte Gasmengen selbst bzw. durch einen beauftragten Dritten einzuspeichern. Dabei beträgt die Maximalmenge 50 Prozent des Vorjahresverbrauchs. Endkund*innen können so auch im Fall von Energielenkungsmaßnahmen wie beispielsweise verordnete Verbrauchsreduktionen von Erdgas auf diese vorab eingespeicherten Mengen zugreifen und die Produktion fortführen.
Gasspeichern: Wie soll das funktionieren?
"Prinzipiell bieten wir unseren Kunden gebündelte Produkte, die aus Arbeitsgasvolumen (das Volumen, das der Kunde zur Einspeicherung seines Gases nutzen kann), Einspeicherleistung (Gasmenge die pro Stunde eingespeichert werden kann in MWh/h) und Ausspeicherleistung (Gasmenge, die pro Stunde entnommen werden kann in MWh/h) bestehen, an", heißt es dazu aus der OMV. Die Gaseinlage muss von den Kund*innen selbst beschafft werden. Im Leistungszeitraum können dann Kund*innen entsprechend der kontrahierten Ein- und Ausspeicherleistungen das eigene Gas einlagern und entnehmen.
Auch die Energie Steiermark ist beim Thema Gasspeicherung aktiv geworden und will damit Unternehmen unter die Arme greifen. "Da Speicherunternehmen kein Interesse haben, sehr kleinteilige Verträge mit Endverbrauchern zu schließen, werden diese Speicherverträge über den Versorger gebündelt", so die Herangehensweise des Energieunternehmens. Seitens des steirischen Unternehmens bietet man deshalb zwei Varianten für Firmen an. Einerseits können Kund*innen eine Dienstleistungsvereinbarung mit dem Lieferanten für die Bevorratung von Erdgas über eine bestimmte Periode abschließen. Hierbei ist der Lieferant verpflichtet, das Erdgas im Speicher vorzuhalten und im Energielenkungsfall den Kund*innen zur Verfügung zu stellen. Die Einspeicher-, Bevorratungs- und Ausspeicherzeiträume werden vorab definiert.
Andererseits können Kund*innen auch die Lieferant*innen beauftragen, eine bestimmte Menge Gas einzuspeichern. Dabei bezahlt man dieses Erdgas auch zur Gänze und hat über den gesamten Zeitraum des Speichervertrags freie Verfügungsrechte über den Speicherinhalt. So sind die Kund*innen zugleich Eigentümer*innen des Erdgases, und Lieferant*innen stellen nur Speicherkapazitäten zur Verfügung.
Mit der Gasversorgung aus dem Gasspeicher Haidach haben wir auch für Österreich eine Lösung gefunden, um den laufenden Betrieb und die notwendige Produktion weiterhin zu erhalten und zu gewährleisten.
Heimische Vorreiter
Dieses Angebot nutzt eine Gruppe von 15 heimischen Unternehmen, die über die Industriellenvereinigung Steiermark und die Energie Steiermark 150 GWh Erdgas im Speicher Haidach einspeichern lassen. "An entsprechende Speichermöglichkeiten heranzukommen ist für Betriebe im Alleingang teilweise mit großen organisatorischen Schwierigkeiten verbunden bzw. sind dafür die Einzelmengen zu gering: Unser Lösungsansatz war es also, Bedarfe zu bündeln", so Nina Zechner, Pressesprecherin der IV-Steiermark. "Die Energie Steiermark lieferte in Infoveranstaltungen das Know-how, und die IV-Steiermark sorgte für Vernetzung und Kommunikation." Auch in Kärnten gibt es angeblich schon Gespräche bezüglich einer ähnlichen Kooperation.
Auch Wienerberger hat in Gas investiert, dies aber auf eigene Faust erledigt. Das Unternehmen hat sich ebenfalls in Haidach 25 GWh Gaskapazitäten gesichert. Bei einem Gasverbrauch von 390 GWh im Jahr für die Produktion in allen Werken könnte mit den 25 GWh im Fall einer substanziellen Gasreduktion der Betrieb der Dach- und Wandziegelwerke für einen längeren Zeitraum gesichert werden. "Mit der Gasversorgung aus dem Gasspeicher Haidach haben wir auch für Österreich eine Lösung gefunden, um den laufenden Betrieb und die notwendige Produktion weiterhin zu erhalten und zu gewährleisten", stellt Heimo Scheuch, Vorstandsvorsitzender der Wienerberger-Gruppe, fest.