Der Brand und das Pfand
Verändert das neue Pfand auf Plastikflaschen den Umgang mit der Trinkwasserversorgung auf den Baustellen? Das Ergebnis der aktuellen Leser*innen-Umfrage der Bauzeitung: nicht wirklich.

Seit Anfang des Jahres gilt in Österreich ein Pfand auf Einwegplastikflaschen. Hatten die Supermärkte zu Beginn des Jahres noch Restbestände von alten Flaschen in den Regalen, für die noch kein Pfand zu berappen war, kommen die Konsumenten nun an der neuen Verpflichtung nicht mehr vorbei. Das betrifft auch den Bau. Denn auf den heimischen Baustellen erfreuen sich Plastikwasserflaschen großer Beliebtheit – vorzugsweise erworben in 1,5 Liter-Gebinden im beliebten Sechserpack.
Große Nachfrage
Das könnte sich nun ändern. Die Firma Culligan berichtet jedenfalls von einer deutlich gestiegenen Nachfrage aus der Bauwirtschaft: „Seit Anfang März ist die Nachfrage enorm – vor allem aus der Bauwirtschaft. Da erhalten wir eine Anfrage nach der nächsten“, meint Geschäftsführer Robert Stolz. Das Unternehmen versorgt Betriebe und Privathaushalte mit Trinkwasserspendern. Trotz der aktuellen Rezession läuft das Geschäft bei Culligan bestens. Nicht zuletzt wegen der neuen Pfand-Regelung. Geschäftsführer Stolz rechnet heuer mit einem Umsatzplus von 15 Prozent (siehe den Brennpunkt-Beitrag ab Seite 16: „Das Ende der Plastikflasche?“).
Die Bauzeitung hat die neue Regelung zum Anlass genommen, um dem Thema Trinkwasserversorgung auf der Baustelle die aktuelle Umfrage zu widmen und zu klären, wie das heimische Baugewerbe mit ihm umgeht. „Wie funktioniert die Trinkwasserversorgung auf ihren Baustellen?“, lautete Frage Nummer eins. Die Antworten auf diese Frage sind ziemlich eindeutig – und bislang noch wenig erfreulich für Anbieter von Trinkwasserspendern wie Culligan: 44,4 Prozent der Befragten sorgen auf ihren Baustellen für einen Zugang zu Leitungswasser, und 33,3 Prozent stellen Wasser und andere Getränke in Flaschen zur Verfügung. Der Rest antwortet mit: „Dafür ist jeder selbst verantwortlich.“ Für die anderen beiden möglichen Antworten entscheidet sich keiner der Befragten. Weder wird bislang Wasser in Spendern zur Verfügung gestellt, noch erarbeitet man ein eigenes Versorgungskonzept für jedes Projekt.
Mit der nächsten Frage wollte die Bauzeitung in Erfahrung bringen, ob das neue Pfandsystem „einen Einfluss auf die Versorgung Ihrer Mitarbeiter*innen mit Getränken“ hat. Die ziemlich klare Antwort: Nein. „Ich sehe keinen Änderungsbedarf“, meinen 58,3 Prozent. „Wir haben uns darüber noch keine Gedanken gemacht“, befinden 33,3 Prozent. Immerhin. Eine relativ kleine Gruppe von 16,7 Prozent überlegt nun, „die Wasserversorgung neu zu organisieren“. Ein noch kleinere von 8,7 Prozent hat bereits „einen Prozess für die Rückgabe der Flaschen aufgesetzt.“
„Wird die neue Pfandregelung zu mehr Aufwand bei der Baustellenorganisation führen?“, lautete die dritte Frage. 50 Prozent der Befragten sehen das Thema entspannt. „Das fällt kaum ins Gewicht. Wir haben andere Sorgen“, sagen sie. 33,3 Prozent sehen das anders, aber positiv: „Durchaus, aber es fällt auch weniger Müll an, das begrüßen wir“, lautet ihre Antwort. Nur 11,1 Prozent wollen die neue Regelung als „Anlass nutzen, um die Getränkeversorgung neu zu überdenken. Und überschaubare 5,6 Prozent holen sich das Pfand zurück.
Die letzte Frage widmete sich dem Thema Müllvermeidung: „Wie wichtig ist das Thema Müllvermeidung in Ihrem Betrieb, und was sind die wichtigsten Maßnahmen?“ Und auch hier gibt es eindeutige Ergebnisse. „Das Thema ist uns wichtig. Wir erstellen bei mittleren und großen Baustellen einen Müllvermeidungs-, Mülltrennungs- und Müllentsorgungsplan“, lautet eine Antwort, „Mülltrennung ist obligatorisch“, eine andere. Jede Form von verbaler Verschwendung vermeidend, fällt ein weiteres Statement aus: „wichtig“.