Portrait

In sicherer Hand

Christina Mothwurf
18.05.2022

Seit 2016 führt Carina Moser den gleichnamigen Tischler-Familienbetrieb im Herzen des Zillertals. Ihr Weg ist ein erfolgreiches Beispiel dafür, was alles möglich wird, wenn man einfach ins kalte Wasser springt.

Manchmal wird im Leben viel schneller alles anders, als man es ursprünglich geplant hat. Im Fall der Tischlerei Moser war es ein familiärer Schicksalsschlag, der die Zukunft des Traditionsbetriebs auf die Probe stellte. 1987 von Andreas Moser gegründet, ist das Unternehmen im Zillertaler Uderns eine verlässliche Adresse für hochwertige Projekte im Bereich Innenausbau – durch eine lebensbedrohliche Diagnose für den Gründer im Jahr 2013 steht die Familie und damit auch die Zukunft des Betriebs vor ganz neuen Herausforderungen. Für Carina Moser, die seit jungen Jahren immer wieder im Büro aushilft, ist schnell klar, dass sie das Erbe ihres Vaters antreten wird. Und so ist es dann auch gekommen: Nach dem Tod von Andreas Moser im Jahr 2016 übernimmt die gelernte Tourismuskauffrau und Dolmetscherin den Betrieb. „Für die gesamte Familie war einfach klar, dass wir das, was mein Vater aufgebaut hat, am Leben erhalten wollen“, erzählt die heute 28-Jährige.

Schlafzimmereinrichtung
Starke Frau, starkes Team: Alle stehen voll und ganz hinter ihrer jungen Chefin.

© Carina Moser, Hotel Andreas Hofer/Hannes Dabernig

In Sachen Arbeitsweise hat sich im Haus nicht viel geändert, gleichzeitig hat Carina Moser natürlich auch frischen Wind ins Unternehmen gebracht. „Mir ist es wichtig, das Erbe meines Vaters respektvoll weiterzuführen und meinen eigenen Führungsstil zu leben.“ Beständigkeit und Individualität im Umgang mit Mitarbeitern und Kunden stehen so nach wie vor im Fokus. Die Tirolerin liebt es, für ihre Kunden zu planen und individuellen Wohnträumen neues Leben einzuhauchen – mittlerweile ist der Betrieb auch auf Social Media vertreten, damit Kunden und potenzielle Neukunden die schönen Stücke bestaunen können. Zu Beginn sei es dabei schon eine Herausforderung gewesen, als komplette Neueinsteigerin das Vertrauen zu gewinnen – nach anfänglichem Zögern hat sich aber auch das vollkommen normalisiert. „Unsere Kunden haben einfach erlebt, dass sie voll und ganz auf unsere gewachsene Kompetenz und unsere Arbeit vertrauen können und dass auch in den vergangenen sechs Jahren alles gut weitergelaufen ist“, freut sich Moser. „Das spürt man auch am Lob der Kunden – und das ist letztlich die schönste Motivation.“ Apropos Motivation: Die individuelle Kundenbetreuung und die Arbeit mit einem langlebigen, massiven und robusten Material treiben die 28-Jährige an. „Im Optimalfall hat man ein von Hand gefertigtes Möbelstück ein Leben lang. Und wenn man dieses Gefühl von Verlässlichkeit für jemanden schaffen kann, ist das ein großes Geschenk.“

Schlafzimmereinrichtung Tischlerei Moser

Für die Zukunft schmiedet die Powerfrau aus dem Zillertal bescheidene, aber keineswegs unwichtige Pläne: „Unser Ziel ist es, die Stabilität des Betriebs zu erhalten – und damit Arbeitsplätze in der Region zu sichern“, erzählt sie. Eine Erweiterung sei durch die zentrale Lage in der Ortsmitte von Uderns ohnehin nicht möglich, außerdem habe ein kleinerer Betrieb auch viele Vorteile – gerade, wenn es um die Ausbildung junger Fachkräfte geht: „Wir haben vielleicht nicht den allerneuesten Maschinenpark“, so Moser, „dafür haben unsere Lehrlinge Einblick in viele unterschiedliche Unternehmensbereiche.“ Was ihr am meisten Spaß macht, ist übrigens die Planung von Wohnräumen: „Ich liebe es, Räume zu gestalten, wo Leben stattfindet – von der Küche bis zum Wohnzimmer.“ Dabei kombiniert sie gerne unterschiedliche Materialien, die Palette reicht von Holz-Glas-Kombinationen über die Integration neuer und innovativer Materialien und unterschiedlicher Holzarten. Ob sie den Schritt, ins Unternehmen einzusteigen, jemals bereut hat? „Keine Sekunde“, so Moser. „Ich bin mit den Herausforderungen gewachsen und habe enorm in meiner Entwicklung profitiert.“ Dabei war der schwere Schicksalsschlag für die Familie übrigens auch kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. „Wir haben uns nie gefragt: ‚Warum wir?‘ Wir haben einfach immer weitergemacht.“

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