Porträt

Alles glänzt

15.05.2023

Elfriede Edlmaier ist Vergolderin aus Leidenschaft. Sie befreit mit ihren Arbeiten das traditionelle Handwerk "aus den Fesseln der Restaurierung".

Eine besonders engagierte Vertreterin unter den 88 noch in Österreich tätigen Vergolder*innen ist Elfriede Edlmaier. Dass sie diesen Beruf im Jahr 1991 ergriff, war aber eher Zufall, denn eigentlich wollte sie Tischlerin werden. „Leider hat das damals nicht geklappt, in meinem Jahrgang war das für Mädchen eher unüblich. So habe ich bei einem Restaurator in Neulengbach gelernt“, erzählt die Niederösterreicherin, die 1999 die Meisterprüfung zur Vergolderin ablegte und auch einige Zeit in diesem Bereich tätig war. Unter „ihren“ Baustellen finden sich so klingende Namen wie Schloss Schönbrunn, die Wiener Hofburg und die Karlskirche. Das reine Restaurieren wurde Edlmaier aber bald zu langweilig: „Ich habe bald gemerkt, dass das Material viel mehr kann. Ich wollte kreativ sein und der Wunsch, selbst etwas zu bauen und zu tischlern, wurde immer stärker.“ So war der nächste Schritt ein logischer: Elfriede Edlmaier machte sich 2005 selbständig und gründete ihr Unternehmen „Kunst und Raum“ in der Nähe von Tulln. Mit dem Firmennamen möchte sie Verschiedenes ausdrücken: „Zum einen ist Handwerk für sich schon Kunst. Und zum anderen interessiert es mich sehr, ein Möbel, ein Bild oder andere Gestaltungselemente in einem Raum so zu platzieren, dass alle Komponenten perfekt zur Geltung kommen.“

Mehr Mut

Traditionelles Handwerk, modern interpretiert: In ihrem Atelier in Spital im Tullnerfeld fertigt Vergoldermeisterin Elfriede Edlmaier Möbel, Rahmen, Uhren, Lampen, Wand- und Deckengestaltungen: Das Trägermaterial Holz wird geschnitzt, mit Kreidegrund grundiert, graviert und mit den Edelmetallen Gold, Silber, Weißgold, Platin oder mit Kupfer, Messing und Aluminium belegt. © Kunst und Raum
Traditionelles Handwerk, modern interpretiert: In ihrem Atelier in Spital im Tullnerfeld fertigt Vergoldermeisterin Elfriede Edlmaier Möbel, Rahmen, Uhren, Lampen, Wand- und Deckengestaltungen: Das Trägermaterial Holz wird geschnitzt, mit Kreidegrund grundiert, graviert und mit den Edelmetallen Gold, Silber, Weißgold, Platin oder mit Kupfer, Messing und Aluminium belegt. © Kunst und Raum

Am Anfang stand das Vergolden von Rahmen, Spiegeln und Lampen im Fokus, die Meisterin wurde aber bald mutiger: Sie begann, Möbel, Wände und Decken mit Metallen „zu überziehen“. Heute ist sie in ihrer Nische gut etabliert, momentan kommt ihr die große Nachfrage nach metallischen Oberflächen im Wohnbereich zusätzlich zugute. Denn es gebe zwar metallisierende Lacke, diese böten aber bei weitem nicht die Möglichkeiten echter Metalle: „Ich kann mit meinen Materialien unglaublich kreativ sein, ich kann um die Kante arbeiten, Rundungen herausholen, plastische Effekte und unterschiedliche Farbnuancen herausholen.“

Engagierte Einzelkämpferin

„Einzelkämpferin“ Elfriede Edlmaier © Kunst und Raum

„Ich designe und baue Prototypen, die in meinem Schauraum und auf Messen ausgestellt werden. Bei Bestellung gebe ich die Möbel zumeist bei einem Tischler aus der Region in Auftrag, ich vergolde bzw. metallisiere dann die Oberflächen“, beschreibt Edlmaier ihre Arbeitsweise. Tischler*innen und Architekt*innen übernehmen oft die Vermittlerrolle zu Kund*innen, viele finden aber auch den direkten Weg. Erstkontakte entstehen z. B. auf Messen wie der Wohnen & Interieur oder dem Design District. „Messen sind für mich als Einzelkämpferin eine wichtige Präsentationsplattform.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
logo

Newsletter abonnieren

Sichern Sie sich Ihren Wissensvorsprung vor allen anderen in der Branche und bleiben Sie mit unserem Newsletter bestens informiert.


Ich bin ein Profi