Familienbetrieb
Verwurzelte Netzwerkerin
Die Liebe zum Holz ist quasi in ihrer DNA: Als begabte Helferin war Maria Praxmarer schon von klein auf im Betrieb unterwegs und packte gerne an. Mittlerweile führt die 42-Jährige die Möbeltischlerei Holzträume Karl Simek im Süden Wiens, die sie vor mittlerweile zehn Jahren von ihrem Vater übernommen hat. Allerdings war in den Jahren ihrer Ausbildung gar nicht so klar, dass die versierte Allrounderin ins Unternehmen einsteigt – bis zum Pensionsantritt des Vollbluttischlers Karl Simek.
Bis dahin absolvierte Praxmarer ein Wirtschaftsstudium, arbeitete viele Jahre in der Unternehmensberatung und machte sich mit ihrer Expertise auch in der benachbarten Schweiz einen Namen. „Mein Bruder Florian Simek hatte andere Pläne und wollte den Betrieb damals nicht übernehmen, als mein Vater in Pension ging“, erzählt die Quereinsteigerin. „Und für mich war es ein Geschenk, eine Tischlerei fortführen zu können, die am Markt gut eingeführt ist. Es war mir eine Herzensangelegenheit, weiterzumachen“.
Leidenschaft fürs Holz
Apropos Herz: Maria Praxmarers Herz schlägt nicht nur für den Werkstoff, den sie so schätzt, sondern auch für die acht Mitarbeitenden, die Tag für Tag zum Unternehmenserfolg beitragen. „Ich bin ja keine Fachexpertin im Bereich Tischlerei – genau deshalb bin ich enorm froh, auf ein erfahrenes Team bauen zu können. Unsere Mitarbeitenden setzen unsere Projekte in höchster Qualität und mit viel Erfahrungsschatz um.“ Besonders wichtig in der Unternehmensführung ist ihr dabei die Kommunikation auf Augenhöhe und eine betriebliche Atmosphäre, in der es sich gerne und gut arbeiten lässt. Sie selbst bringt dabei ganz stark ihre berufliche Prägung aus der Unternehmensberatung ein und sorgt mit ihren Skills in Sachen Projektmanagement dafür, dass stimmige Strukturen und viel Transparenz in der Planung eine gute Basis für das „daily business“ schaffen. „Natürlich ist es auch bei uns manchmal chaotisch – wir wären kein Handwerksbetrieb, wenn alles immer glatt laufen würde“, lacht sie.
Regionalität ist Trumpf
Auch in Sachen Nachhaltigkeit verfolgt Praxmarer einen klaren Weg: „Unsere Produkte werden in ihrer natürlichen Oberflächenstruktur so gut als möglich belassen. Das heißt auch, dass wir unsere Möbel nur mit hochwertigen Ölen und Lasuren behandeln und auf Lack komplett verzichten.“ Das Holz für die Möbel wird weitestgehend aus regionalen Quellen bezogen, Tropenholz oder exotische Hölzer aus Übersee kommen bei Holzträume garantiert nicht auf die Hobelbank – der Rest stammt entweder aus dem Wienerwald oder aus dem Europaraum. „Rein mit heimischem Holz aus Österreich zu arbeiten ist schwierig, da wir dadurch enorm eingeschränkt wären – das ist auch für unsere Kund*innen zu eng“, so die Unternehmerin. Ihr absolutes Lieblingsholz ist übrigens Nuss: „Ich mag die dunkle Farbe, die Maserung ist elegant und schön, die Beschaffenheit enorm robust und langlebig.“ Langlebigkeit steht auch bei den Möbeln im Vordergrund, gefertigt werden. Als kleine Tischlerei könne man hier die Flexibilität als Stärke voll ausspielen und fast alles möglich machen. Von der Raumplanung bis zur Umsetzung wird so alles vom Esstisch über Betten bis hin zum gesamten Konzept realisiert. Als klassische Möbeltischlerei fertige man zwar keine Fenster, Türen oder Bodenbeläge – in dem Bereich setze man aber voll und ganz auf bewährte Netzwerkpartner.
Gut im Kontakt
Apropos Netzwerk: Hier hat sich Maria Praxmarer in der Region in und rund um Wien einen Namen gemacht: Als Obfrau der Wirtschaftsinitiative WIR23 bietet sie Unternehmer*innen eine Plattform zum Austausch. „Mittlerweile haben wir 140 Mitgliedsbetriebe quer durch alle Branchen und in allen Unternehmensgrößen“, skizziert Praxmarer. Und ganz egal, ob es um Veranstaltungen im Betrieb oder im Grätzl geht, die sie realisiert – eines ist klar: Zusammen ist man immer stärker als alleine. „Wir helfen uns gegenseitig, tauschen uns aus und kooperieren in unterschiedlichen Bereichen – all das ist enorm befruchtend für alle Betriebe innerhalb der Initiative.“ Gemeinsame Marketingaktivitäten werden damit für alle leistbarer und die Sichtbarkeit wird gestärkt. Ein gutes Beispiel dafür ist der eigene Betrieb: „Unsere Tischlerei ist seit den 1970er-Jahren am gleichen Standort im 23. Bezirk – und noch immer gibt es viele, die zwar in der Nähe wohnen oder arbeiten aber uns noch nicht kennen.“ Zahlreiche Events sorgen dafür, dass das nicht so bleibt – und in Kooperation mit der Buchhandlung Lesezeit werden Jahr für Jahr einige Lesungen veranstaltet, die zahlreiche Besucher*innen aus ganz Wien anlocken. „Mein Vater hat während seiner Zeit schon damit begonnen, die Werkstatt für Veranstaltungen auszuräumen und zwischenzeitlich anders zu nutzen. Und ich freue mich, genau das weiterzuleben“, sagt Praxmarer.
Die Lesungen kommen so gut an, dass die Werkstatt zwei- bis dreimal pro Jahr fast aus allen Nähten platzt – kein Wunder bei so bekannten Gästen wie Erika Pluhar, Manuel Rubey oder Dirk Stermann. Auch im heurigen Frühjahr wird der Andrang groß sein, wenn sich Paul Lendvai oder Rudi Anschober die Ehre geben (siehe Kasten). „Die Mitarbeitenden sind zwar nicht ganz so happy, wenn sie ihre Möbelstücke wegräumen müssen und wir die Werkstatt frei machen. Gleichzeitig ist klar: Wir wollen in Bewegung bleiben und im Grätzl Impulse setzen – und die Veranstaltungen in unserem tollen Ambiente kommen enorm gut beim Publikum und den Autoren an“, schmunzelt die Unternehmerin.
Gutes erhalten
Was sich Maria Praxmarer für die Zukunft wünscht? Seit der Übernahme ist der Betrieb etwas gewachsen – und rechtzeitig zum Zehnjährigen ist die Vollblutunternehmerin ganz bescheiden: „Mein Großvater hat die Tischlerei 1932 gegründet, 2022 hatten wir 90-jähriges Firmenjubiläum. Mein Ziel ist es, den Hunderter gut und stabil zu schaffen!“ Die kritische Größe hilft, auch in Spitzenzeiten gut arbeiten zu können und die Fixkosten abzudecken. Damit der Erfolg auch in Zukunft erhalten bleibt, setzt Praxmarer auch auf gemeinsame Initiativen mit der Landesinnung. Zum Beispiel im Rahmen eines gemeinsamen Auftritts auf der „Wohnen und Interieur“, die Mitte März zahlreiche Besucher an den Stand gelockt hat. Wahrscheinlich auch, weil das Team von Holzträume dort einen neuen Esstisch präsentierte, der mit viel Einsatz extra für den Messeauftritt realisiert wurde. Auch solchen Events mit Kolleg*innen gilt für Praxmarer: „Wir erarbeiten uns viel gemeinsam, unterstützen uns als Tischlereien und haben alle ein gemeinsames Ziel: schöne, nachhaltige und wertbeständige Projekte für unsere Kundinnen und Kunden zu realisieren.“
LESUNGEN IM FRÜHJAHR
Worte statt Werkbank
Drei spannende Lesungen stehen in der Tischlerei Holzträume Karl Simek im Frühjahr 2024 an:
10. April, 19 Uhr Ernst Geiger: Mordsmann – Krimispannung garantiert
24. April, 19 Uhr Paul Lendvai: Über die Heuchelei – der Doyen des politischen Journalismus liest aus seinem neuen Buch
29. April, 19 Uhr Rudi Anschober: Wie wir uns die Zukunft zurückholen – der Ex-Politiker über nachhaltige Zukunftsvisionen
Anmeldung unter tischlerei@holztraeume.at