Parkettboden
Auf dem Boden geblieben
Wer sich heutzutage mit dem Thema Boden auseinandersetzt, dem eröffnen sich schier unendliche Produktwelten. Bis vor wenigen Jahren stellten vor allem der Preis und die Optik die wichtigsten Entscheidungskriterien für die Wahl des Bodenbelags dar: Wer einen möglichst robusten und pflegeleichten Boden präferierte, setzte auf Naturstein, Fliesen oder Keramik – wer es nicht nur schick, sondern auch praktisch und günstig wollte, griff etwa auf das Laminat oder das Vinyl zurück. Letzteres galt lange als "Allrounder" unter den Bodenbelägen, ist in jüngster Vergangenheit jedoch zunehmend in Verruf geraten –, so ist der Lebenszyklus jener kunststoffbasierten Materialien langfristig betrachtet mit nicht zu unterschätzenden Begleiterscheinungen für Mensch und Natur verbunden. In Anbetracht aktueller Nachhaltigkeitsdebatten fällt daher die Wahl immer häufiger auf das klassische Vollholzparkett. Doch das allgemein steigende Umweltbewusstsein der Konsument*innen ist längst nicht der einzige Grund dafür, dass sich der Holzboden in Österreich steigender Beliebtheit erfreut.
Die "Parkett-Liebe" ist eine kollektive Huldigung des Industriezeitalters.
Mit Liebe zum Parkett
Insbesondere seit Ausbruch der Pandemie entscheiden sich immer mehr Kund*innen für einen Parkettboden, der nicht nur nachhaltig und langlebig ist, sondern gleichzeitig eine besonders wohnliche Atmosphäre verspricht. So weit, so gut. Wer sich jedoch mit dem Phänomen der "Parkett-Liebe" näher beschäftigt, erkennt darin nicht etwa nur das Phänomen eines gesamtgesellschaftlichen Strukturwandels, sondern vielmehr eine kollektive Huldigung des Industriezeitalters: Bis dahin war ein Parkettboden ausschließlich den Tanzsälen der Paläste und Schlösser der alten Aristokratie vorbehalten. Mit der industriellen Revolution begann auch die maschinelle Produktion von Parkett. Statt aus breiten Dielen bestand es fortan nur noch aus schmalen Stäben, welche etwa als Verband-, Würfel- oder Fischgrätmuster verlegt wurden. Jene Stabparkette wurden anfangs noch auf den Unterboden genagelt, später wurden Klebstoffe entwickelt, welche ein noch rascheres Verlegen des Belags ermöglichten. Dank der industriellen Produktion und aufgrund der optimierten Montageprozesse wurde der Parkettboden erstmals auch für das "einfache Volk" erschwinglich, wenngleich zunächst nur für wohlhabende Händler*innen und Fabrikant*innen – so wird Parkett bis zum heutigen Tag als Statussymbol der Bourgeoisie gewertet.
Holz ist nicht gleich Holz
Dank der großen Auswahl an Hölzern für den Parkettboden lässt sich für jeden Geschmack etwas finden. Generell gilt: Je härter ein Holz, desto weniger schnell wird es beschädigt – je weniger feuchtigkeitsanfällig die Holzart, desto geringer der Effekt von Quellen und Schwinden. Dabei verfügt jedes Holz über einen ganz eigenen Charakter und verleiht jedem Wohnraum eine völlig andere Stimmung. Die häufigsten Parkettarten bestehen aus einer Nutzschicht aus Laubholz, da jenes sogenannte "Hartholz" im Regelfall widerstandsfähiger gegen Druck und andere Strapazen ist als etwa Nadelholz. Darüber hinaus neigen Nadelhölzer im Winter zu einer stärkeren Fugenbildung, weshalb sie auch nicht in Verbindung mit einer Fußbodenheizung eingesetzt werden sollten. Zu den beliebtesten Holzharten in Sachen Boden zählen die Eiche, Esche, Kirsche oder Rotbuche. Jene Hölzer verfügen über eine hohe Rohdichte und sind daher besonders widerstandsfähig. Während die Eiche für ein mildes und ausgeglichenes Klima sorgt, lässt die Esche mit ihrer hellen Maserung jeden Raum erstrahlen. Demgegenüber wirken rötliche Holzarten wie Kirsche oder Buche sehr elegant und hochwertig –, denn wie so oft, so gilt auch hier, dass die Wahl des jeweiligen Holzes immer auch eine Frage des persönlichen Geschmacks ist.
Vielfältige Verlegearten
Hat man sich für eine der Holzarten entschieden, gilt es noch, die passende Verlegeart zu wählen. Von Kurzstab, Langstab, Landhausdiele bis zur Kreativverlegung – mit Holz lässt sich ein unverwechselbarer und zugleich individueller Wohnraum erschaffen. Bei den Verlagerten wird wiederum zwischen einer genagelten, geklebten oder schwimmenden Verlegetechnik unterschieden: Während genageltes Parkett nach einem elastischen Untergrund in Form eines Bindbodens verlangt, wird eine Verklebung dann empfohlen, wenn eine Fußbodenheizung vorhanden ist. Die schwimmende Verlegung ist die beliebteste und einfachste unter den Verlegearten – alles, was es dazu braucht, ist ein ebener Untergrund und eine Trittschallmatte. Je nachdem, in welchem Muster der Boden verlegt wird, ergibt sich eine völlig andere Raumwirkung: Neben dem klassischen Fischgrätmuster erfreut sich derzeit vor allem der Bootsverband steigender Beliebtheit, bei welchem die einzelnen Holzdielen parallel und leicht versetzt verlegt werden. Jene Verlegeart eignet sich insbesondere bei einem modernen Einrichtungsstil sowie bei weitläufigen Räumen. Bei kleineren Raumflächen empfiehlt sich das kleinformatigere Stabparkett: In Wohlfurt bei Bregenz ist erst kürzlich ein Gebäudekomplex mit dreiunddreißig Wohnungen entstanden, wobei bei der Innenraumgestaltung die Wahl auf Stabparkett in Eichenholz fiel. Wegen seiner lebhaften Maserung verspricht das Holz höchsten Wohnkomfort – wobei durch die Linearität des Stabparketts auch kleine Räume optisch vergrößert werden.
In Hommage an die Gründerzeit
Die vorigen Darstellungen haben eindeutig gezeigt, dass Vollholzparkett zu den dauerhaftesten Bodenbelägen gezählt werden kann – nicht zuletzt deswegen, da es je nach Abnutzungsgrad bis zu acht Mal abgeschliffen werden kann. Auf diese Weise können selbst tiefere Kratzer problemlos aus dem Material entfernt werden. Nichtsdestotrotz handelt es sich hierbei um einen organischen Werkstoff, welcher nach einer regelmäßigen Pflege verlangt, die im Vergleich zu der anderer Bodenbeläge deutlich kostspieliger ausfällt. Zudem zeigte der Blick in die Historie, dass der Trend zum Parkett weit weniger das Ergebnis rationaler Entscheidungen ist, sondern vielmehr aus einer Sehnsucht nach der Gründerzeit resultiert, währenddessen das Parkett zu einem Manifest des sozialen Aufstiegs des gehobenen Bürger*innentums stilisiert wurde. Gleichsam verbirgt sich hierin der Wunsch nach einer Rückbesinnung auf altbewährte Traditionen des österreichischen Handwerks. Das alles sind Belege dafür, dass natürliche Materialien in der hiesigen Baubranche stark im Kommen sind. Sie sind pur, authentisch und nachhaltig – darüber hinaus heben sie sich von dem riesigen Angebot an gesichtloser Massenware klar ab. Innerhalb dessen wird dem Parkett eine elementare Rolle zuteil: Es inspiriert uns, wärmt uns, vermittelt ein Gefühl von Geborgenheit und ist gleichsam ein Statussymbol von besonderem kulturhistorischen Wert.