Aktuelle Umfrage
Mehr Hausverstand - weniger Normen?
„Normen kennen leider nur eine Richtung: Es werden immer mehr.“ Anton Rieder, Tiroler Bauunternehmer und stellvertretender Bundesinnungsmeister Bau, möchte das ändern. Er ist Initiator des Forschungsprojekts „Bauen außerhalb der Norm“ (siehe den Beitrag „Bauen mit Hausverstand" in der Ausgabe 14/2024 der Bauzeitung). In diesem Projekt wurde untersucht, inwieweit von Vorschriften abgewichen und dabei gleichzeitig eine vergleichbare Qualität in der Umsetzung von Bauprojekten erreicht werden kann. Das Ergebnis: Das ist möglich – mit Komfortverlust, aber bei gleicher Qualität. Die Vertreter des Baugewerbes planen nun, so rasch wie möglich, sobald die neue Bundesregierung im Amt ist, eine Anpassung der gesetzlichen Regelungen zu erwirken.
Teurer Komfort
Für die Bauzeitung war der Vorstoß der Bundesinnung Bau Anlass, dem Thema die aktuelle Leser*innen-Umfrage zu widmen. „In Österreich ist der Komfort von Gebäuden im Vergleich mit anderen europäischen Ländern sehr hoch, aber sie sind daher auch teuer. Um die Kosten zu senken, könnte man den Komfort reduzieren. Wie groß könnte diese Reduktion aus ihrer Sicht sein?“, wollte die Bauzeitung in Frage Nummer eins wissen. 71 Prozent der Befragten sehen die Gleichung „Weniger Kosten durch Komfortverzicht“ grundsätzlich positiv. 19,4 Prozent wären bereit auf 5 Prozent Komfort zu verzichten und jeweils 25,8 Prozent auf 10 oder 20 Prozent. 29 Prozent „würden den Komfort auf keinen Fall reduzieren“.
Frage Nummer zwei lautete folgendermaßen: „Eine Allianz rund um die Bundesinnung Bau fordert, das Bauen außerhalb bestehender Normen und Vorschriften zu ermöglichen. Ein Forschungsprojekt zeigt, dass dies mit leicht weniger Wohnkomfort, aber vergleichbarer Qualität möglich ist. Was halten Sie von dieser Forderung?“ Die Befragten waren aufgefordert eine Schulnote zu vergeben – von 1 für „das begrüße ich sehr“ bis 5 „davon halte ich gar nichts“. Auch hier zeigt sich ein ziemlich positives Bild: Mehr als 60 Prozent der Befragten begrüßen die Forderung – davon vergeben 35,5 die Note 1 und 25,8 Prozent die Note 2. Unentschieden sind 19,4 Prozent mit der Note 3. Ablehnend 6,5 Prozent mit der Note 4 und 12,9 Prozent mit der 5.
Anschließend ging es an die Umsetzung. „Für wie realistisch halten Sie es, dass dieser Vorschlag bis Ende 2025 in Österreich umgesetzt wird?“, wollte die Bauzeitung mit Frage drei in Erkenntnis bringen. Hier ist von Zuversicht wenig zu spüren. Nur 16,1 Prozent der Befragten haben sich für folgende Antwort entschieden: „2025 ist möglich, es könnte aber auch 2026 werden.“ Die übrigen 83,9 Prozent der Antworten entfallen auf skeptische Aussagen: 19,4 Prozent glauben, dass das „frühestens 2026“ was werden könnte. Und jeweils 29 Prozent meinen, dass es „noch einige Jahre dauern“ beziehungsweise, dass „das nie“ was wird.
Abschließend hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Umfrage wie immer die Möglichkeit, offene Inputs einzubringen – und davon machten sie reichlich Gebrauch. „Welche Maßnahmen sollte man aus Ihrer Sicht setzen, um das Bauen in Österreich wieder einfacher zu machen und damit die Baukosten zu senken?“, fragte die Bauzeitung. In einem Statement wurden die diversen Feedbacks gut zusammengefasst: „Unzählige Önormen und Verarbeitungsrichtlinien“ verhindern „heute ein Bauen mit Augenmaß“, hieß es in einem Statement. „Den teilweise übertriebenen Wohnkomfort, der dem Nutzer keinerlei Mehrwert bietet“, müsse man sich „leisten können, oder eigentlich eher nicht.“
„Viel mehr mit Hausverstand und weniger mit Angst betrachten. Es lassen sich viele Bereiche vereinfachen. Nur keiner hat den Mut, etwas anzugreifen. Es gibt ja alles und gegen alles große Lobbys“, meinte eine Leser*in. Eine andere fasste sich kurz: „Bürokratieabbau!!! In allen Facetten.“