Dachkompetenz
K3-Dächer für eine lange Lebensdauer
Auf dem Flachdach gibt es drei Kategorien von Ausführungs- und Planungsqualitäten. ÖNorm B 3691 unterscheidet K1-, K2- und die langlebigsten K3-Dächer. Eine Ausführung in Kategorie 3 bringt neben einer Erhöhung der Materialstärke der Abdichtung auch konstruktive Maßnahmen mit sich, die sich zu einer Standard-K2-Ausführung nicht zuletzt in der Detailplanung unterscheiden. Die Wartung und Dachkontrolle muss bedacht werden, denn manchmal passt eine K3-Ausführung nicht in den anspruchsvollen Bauzeitplan oder zur vorhandenen Planung. Bei einem hochwertigen K3-Dach dürfen auch vonseiten der ÖNorm keine Kompromisse eingegangen werden.
Stärken der Abdichtungsbahnen
Die Stärke der Dachabdichtungsbahn muss bei Ausführung eines K3-Daches grundsätzlich dicker gewählt werden. Ebenfalls ist es hier wichtig zu unterscheiden, ob die Dachfläche genutzt oder nicht genutzt ist. Gerade bei Bitumenbahnen bringt dies Unterschiede in der Qualitäts- und Stärkenanforderung.
Kunststoffdachbahnen wie TPO/FPO- oder auch PVC-Dachbahnen müssen in der Regel eine Stärke von 2,0 mm für die Ausführung nach K3 haben. EPDM-Bahnen müssen für die Erfüllung der Anforderung in der Regel eine Stärke von 1,5 mm aufweisen. Bei den einlagigen Abdichtungen, und hier besonders bei EPDM-Dachbahnen (und Mischformen daraus), ist unter anderem zu beachten, dass geklebte Stöße bei K3-Dächern nicht zulässig sind. Es muss mit werkseitig vulkanisierten Verbindungen gearbeitet werden. Dies auch bei Anschlüssen zu beachten, die in der Praxis häufig geklebt werden. Bei der Abdichtung mit Bitumenbahnen wird stark nach der Nutzung unterschieden. So genügt bei ungenutzten Flächen eine zweilagige Ausführung mit 9 mm Gesamtstärke. Bei Balkonen muss die Stärke auf mindestens 10 mm erhöht werden, bei stärkeren Gründächern ab 30 cm ist beispielsweise eine Dreilagigkeit mit mindestens 12 mm Gesamtstärke notwendig.
Praxistipp: Flüssigkunststoffe bei K3-Dächern
Die Einhaltung der Materialschichtdicke bei Flüssigabdichtung kann zerstörungsfrei kaum nachgewiesen werden. Einzig im noch nicht durchgehärteten Zustand kann dies mittels Lehren annäherungsweise arbeitsbegleitend kontrolliert werden. In der Praxis hat sich zur Einhaltung der in K3 geforderten Mindestschichtdicke von 2,4 mm bewährt, den Auftrag in drei Schichten durchzuführen und damit die notwendige Stärke bestenfalls zu erreichen.
Zusatzmaßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit
Bei Dächern der Kategorie K3 ist mindestens eine der Zusatzmaßnahmen zu planen und ein Wartungsplan mit mindestens jährlicher Wartung vorzusehen. Das heißt, auch wenn das Dach noch so hochwertig ausgeführt und geplant ist, wenn es nicht gewartet wird, gilt es nicht mehr als Dach der Kategorie 3. Daraus resultiert, dass nur ein jährlich gewartetes Dach ein hochwertiges Dach bleibt. Dies kann relevant sein, wenn es zum Beispiel zu einem Schaden kommt und die Restlebensdauer betrachtet wird.
Nicht jede Zusatzmaßnahme kann für jedes Dach gleich gut angewendet werden. So wie es unterschiedliche Dachsysteme gibt, bestehen auch verschiedene Möglichkeiten, die je nach Sinnhaftigkeit und Ausführbarkeit zum Einsatz kommen.
Mindestens eine dieser Zusatzmaßnahmen muss ausgeführt werden:
- Unterteilung von Dachaufbauten mit unterlaufsicheren Abschottungen, deren Feldgröße bei Dächern mit freiliegenden Abdichtungen höchstens 300 m² und bei leicht entfernbaren Auflasten höchstens 200 m² beträgt und geeignete Kontrollmöglichkeiten einzuplanen sind. Kontrollmöglichkeiten sind hier etwa Kontrollstutzen, die bei einer Wartung herausgezogen werden und den Blick in den Dachaufbau ermöglichen. Durch die Unterteilung in Abschottungsfelder wird die Ausbreitung von eindringendem Wasser verhindert.
- Eine Abdichtung der diffusionshemmenden Schicht mit geeigneten Bitumendampfsperrbahnen samt Entwässerung. Falls die Entwässerung der diffusionshemmenden Schicht nicht kontrollierbar ist, sind wie bei Abschottungen auch Kontrollschächte anzuordnen.
- Ausbildung von Kompaktdächern (Warmdachaufbauten) oder mit dem Untergrund vollflächig verklebte Abdichtungen (Umkehrdächer, ungedämmte Dächer).
- Ausbildung eines Unterdaches gemäß ÖNorm B 4119. Dies ist besonders beim Holzbau eine sinnvolle Maßnahme. Durch ein dichtes, aber diffusionsoffenes Unterdach kann in Kombination mit einer Hinterlüftung, auf der erst die Abdichtungsebene sitzt, Feuchtigkeit aus dem Dachaufbau transportiert werden.
- Einbau von Detektionssystemen, die eine zerstörungsfreie Feuchtigkeitskontrolle ermöglichen. Hier gibt es von Punktsensoren bis hin zu flächigen Sensoren verschiedene Möglichkeiten, je nach Wunsch bez. der Genauigkeit des Systems.
- Das Gefälle der Abdichtung kann mit zehn Prozent ausgeführt werden. Dies ist nur sinnvoll, wenn es sich sowieso um ein abgedichtetes Schrägdach handelt, das eine Neigung aufweist. Nachträglich ist diese Maßnahme nicht sinnvoll herzustellen.
Praxistipp: Ausführung der Speier als Sichtstutzen auf Dampfsperrebene
Ein Speier mit Bitumenanschlussflansch kann als Entwässerung der Dampfsperre für die Zeit der Notdachfunktion zur Entwässerung gesetzt werden. Nachdem die Dampfsperrentwässerung als geregelte Baustellenentwässerung im Zuge der Bauphase gedient hat, erfüllt diese im weiteren Schritt die Zusatzmaßnahme. Nach der Bauphase sollte die Entwässerungsöffnung mit Dämmwolle (Glaswolle/Steinwolle) zur Unterbindung von Luftströmungen leicht gedämmt werden. Wichtig dabei ist, die Öffnung nicht wasserdicht zum Beispiel mit PUR-Schaum zu verschließen. Der Speier kann nach der Bauphase fast flächenbündig mit der Fassade abgeschnitten und mit Insektenschutzgitter geschützt werden.
Zusätzliche Anforderungen an die Untergrundgestaltung
Bei Dachaufbauten der Kategorie K3 ist eine Unterschreitung des Regelgefälles nicht zulässig. Das Gefälle für Dachabdichtungen ist mit mindestens zwei Prozent gemessen in der Falllinie der jeweiligen Dachflächen zu planen. Dabei ist die zu erwartende Endverformung unter Beachtung der Nutzlasten zu berücksichtigen. Wird die Verformung nicht eingerechnet, so sind mindestens drei Prozent Gefälle zu planen.
Bei Trapezblechdecken ist zwingend eine lastverteilende Unterlage anzuordnen. Diese kann beispielsweise aus Stahlblech mit mindestens 0,75 mm Stärke oder aus OSB-Platten mit mindestens 15 mm Stärke bestehen und bietet dabei auch zusätzlich die Möglichkeit, die diffusionshemmende Schicht als Notdach auszubilden. Zudem sind natürlich auch die allgemein gültigen Anforderungen an die Untergründe anzusetzen.
Anschlussbereiche und Hochzüge
Bei Anschlussbereichen besteht die sogenannte erhöhte Anforderung. Diese gilt in schnee- und regenreichen Gebieten, aber auch generell bei hochwertigen Dächern nach Kategorie 3 der ÖNorm B 3691. Die Mindesthöhe bei Wandanschlüssen, Attika und Durchdringungen beträgt bei der erhöhten Anforderung mindestens 20 cm statt den üblichen 15 cm. Bei Türanschlüssen kann sie auf 15 cm reduziert werden bzw. in Kombination mit Terrassenrinnen oder einer geschützten Lage auf 3 cm oder in Kombination auf 1 cm reduziert werden. Bei kleineren Anschlussbereichen bis 200 cm² (dies sind z. B. runde Durchmesser bis 160 mm) kann die Mindesthöhe ebenso unterschritten werden, wenn der Bauteil selbst wasserdicht ist und der Anschluss am Bauteil und der Dachbahn dicht angeschlossen werden kann.
Praxistipp: Messen der Hochzugshöhe
Gemessen wird ab Oberkante Gehbelag bzw. ab Oberkante fertige Oberfläche (Kiesauflast, Pflasterbelag und Begrünung). Die Oberkante Abdichtung ist dabei nicht entscheidend. Ebenfalls wird in dem Bereich gemessen, der nahe am Hochzug/Anschluss liegt. Weiters wird natürlich bis Oberkante des Abdichtungshochzugs gemessen – der Punkt, bis zu dem die Abdichtung dicht ist. Bei der Hochzugssicherung mittels Befestigungsprofil ist beispielsweise die Mindesthochzugshöhe an der Befestigungsschraube zu messen.
Besonders bei Dächern mit einer langen Lebensdauer werden an die Anschlüsse auf dem Dach große Anforderungen gestellt. Es sollte daher das Ziel sein, die Anschlüsse dauerhaft zu gestalten, um Wartungsarbeiten möglichst gering zu halten.
Ebenfalls erfüllen gute und richtig eingesetzte Schutzlagen einen wertvollen Zweck zur Verlängerung der Lebensdauer der Konstruktion. Besonders die Dachbegrünung schützt hier das Dach vor extremer Kälte, Hitze und mechanischen Beanspruchungen und wirkt sich bei einem richtigen Aufbau positiv auf die Lebensdauer aus.
Richtig ausgeführt mit gut geplanten Aufbauten, Detaillösungen und hochwertigen Produkten, kann die erwartete Lebensdauer von 30 Jahren bei der Ausführung eines K3-Daches gut erfüllt werden.
(bt)