Übernahme
Sanfte Brucha-Landung
Mit dem grünen Licht der Bundeswettbewerbsbehörde stand dem Deal nichts mehr im Wege: Knapp zwei Monate nach der Vertragsunterzeichnung übernahm der Wopfinger Dämmstoff-Hersteller Austrotherm die EPS-Sparte der ebenfalls in Niederösterreich beheimateten Brucha GmbH. „Wir sind alle sehr zufrieden mit dem raschen und erfolgreichen Abschluss der Produktions-Übernahme“, freut sich Heimo Pascher, Technischer Geschäftsführer der Austrotherm Gruppe. „Das gesamte Austrotherm EPS-Produktportfolio wird nun von Michelhausen und Pinkafeld aus angeboten und kann durch den zusätzlichen Maschinenpark sogar erweitert werden“.
Die Brucha GmbH mit Sitz in Michelhausen hatte im Jänner 2024 Insolvenz anmelden müssen. Mit Forderungen von rund 85 Millionen Euro ist es die bislang größte Pleite dieses Jahres in Niederösterreich. Mittlerweile hat man sich mit den Gläubigern einigen können. Der Fortbestand des Unternehmens und damit von 420 der ursprünglich 500 Arbeitsplätze ist damit gesichert. Teil des Sanierungskonzepts ist der Verkauf der Produktion von EPS-Platten an die Austrotherm Gruppe.
Austrotherm übernimmt die Produktionsanlagen in Michelhausen sowie alle 20 Mitarbeiter*innen der EPS-Sparte. Diese Übernahme „ist die optimale Erweiterung des Produktions- und Logistiknetzwerks von Austrotherm in Österreich“, so das Unternehmen. Mit dem nun dritten Produktionsstandort – gelegen zwischen St. Pölten und Wien – könne man Liefer- und Servicequalität für Austrotherm Kunden weiter ausbauen und Lieferwege verkürzen“, so Austrotherm in einem Statement: „Die große Produktionshalle und der breite Maschinenpark ermöglichen die Herstellung von klimaschützender Wärmedämmung in gewohnter Austrotherm-Qualität. Zudem passt die Brucha EPS-Sparte hervorragend zu Austrotherm, denn beide Firmen sind familiengeführte österreichische Traditionsunternehmen und stehen für höchste Qualitätsansprüche und Handschlagqualität.“
Der neu übernommene Standort soll weiter ausgebaut werden: „Wir nutzen jetzt die Zeit, uns auf die kommenden Jahre vorzubereiten, in denen wir mit einer spürbaren Entspannung der Baukrise rechnen“, meint Geschäftsführer Pascher. „Wir werden auch weiterhin in den Standort Michelhausen investieren und planen dadurch weitere Arbeitsplätze zu schaffen.“
Die Austrotherm-Gruppe expandiert nicht nur in Österreich: Parallel zur Übernahme der Brucha-Sparte hat das Unternehmen im Sommer nach einjähriger Bauzeit ihr erstes EPS-Werk in Kroatien in der Nähe von Zagreb in Betrieb genommen. Das heimische Familienunternehmen, eine Tochter der Schmid Holding, ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Es betreibt mittlerweile 27 Produktionsstandorte für Dämmstoffe in 12 Ländern – neben Österreich und Deutschland ist es vor allem in Mittel- und Osteuropa stark vertreten. 2023 erzielte die Gruppe mit 1.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern 436 Millionen Euro Umsatz.
Weiteres Wachstum ist geplant – trotz der aktuellen Flaute im Wohnbau. Oder möglicherweise auch gerade wegen ihr, denn sie bietet, siehe Brucha, auch Möglichkeiten. „Wir erwarten eine weitere Marktbereinigung. Wie tiefgreifend die Veränderungen ausfallen, hängt davon ab, wie lange die aktuelle Baukrise andauert“, sagt Geschäftsführer Pascher. „Wir prüfen kontinuierlich attraktive Wachstumschancen im In- und Ausland, um unser Logistik- und Produktionsnetzwerk in Europa weiter auszubauen und zu optimieren. Stillstand wird es bei Austrotherm auch künftig nicht geben – so viel kann ich schon verraten. Weitere spannende Projekte sind bereits in Planung.“