Schöne Hüllen
Gutes Aussehen ist für eine langjährige Beziehung nicht genug. Auch andere Werte müssen für ein dauerhaftes Glück stimmen. Was für zwischenmenschliche Bereiche zutrifft, gilt auch für die Hülle des Hauses. Zwar ist und bleibt die Optik und das ästhetische Erscheinungsbild das zentrale Thema, dennoch müssen heutige Fassadensysteme mehr können, als nur gut aussehen. Für Hersteller bedeuten die neuen Anforderungen einen permanenten Innovationsdruck.
Und so schickt Saint-Gobain Weber einen neues Oberputzsystem ins Rennen. Der weber.pas topdry AquaBalance, die nächste Generation des 2008 eingeführten weber.pas topdrys, soll nun die Feuchtigkeit in der Fassade noch besser regulieren und dergestalt umweltschonend vor Algen und Pilzen schützen. Diese Produktlinie, die ohne biozide Filmkonservierung auskommt, soll umweltfreundlicher, effektiver und wirtschaftlicher sein als herkömmliche Putze mit biozider Ausrüstung. Die dauerhafte Schutzwirkung beruht auf einem physikalischen Wirkungsprinzip, sodass auch nach Jahren keine Reklamationen wegen Algen und Pilzen zu erwarten seien.
Für Bauherren rechnen sich also diese umweltfreundlichen Produkte, da die Fassaden nur in großen Abständen renoviert werden müssen. David Lasselsberger, Marketingleiter bei Saint-Gobain Weber Österreich: „Fachbetrieben werden unangenehme Situationen erspart. Denn oftmals wird eine Fassade nach bestem Wissen und Gewissen ausgeführt, doch bereits wenige Jahre später beschwert sich der Bauherr über einen grünlichen Schleier, der die vormals attraktive Oberfläche überzieht.
Das passiert durch veränderte Umweltbedingungen in unseren Breitengraden immer häufiger.“Im Zuge der Optimierung hat Saint Gobain Weber die Technologie auf weitere Produkte ausgeweitet, sodass nun sowohl pastöse als auch mineralische Fassadenputze und -farben mit der AquaBalance-Rezeptur erhältlich sind.
Produktoptimierung
Auch AkzoNobel optimiert laufend die Fassadenprodukte. Neu am Markt ist z. B. die verbesserte Version der Fassadenfarbe Herbol-Herboxan. Herbol-Herboxan Plus ist eine wasserverdünnbare Zwischen- und Schlussbeschichtung für außen mit hoher Wasserdampf- und CO2-Durchlässigkeit. Im Vergleich zum Vorgänger reduziert sich der VOC-Gehalts auf <15 g/l, außerdem punktet die Farbe mit einer matteren, mineralischen Oberfläche.
Der Anstrich trocknet spannungsarm auf und ist mikroporös. Verbessert wurde auch die Beständigkeit gegen aggressive Luftschadstoffe, die Beschichtung bleibt so noch länger sauber und ist mit einem vorbeugenden Filmschutz gegen Algen- und Pilzbefall ausgerüstet AkzoNobel empfiehlt aufgrund dieser Eigenschaften den Einsatz von Herbol-Herboxan Plus auf mineralischen Putzen, Kalksandstein- und Ziegelmauerwerk, intakten Wärmedämmverbundsystemen, alten Silikatfarbenanstrichen und -putzen, Dispersionsfarben und Kunstharzputzen.
Hart und kreativ
Zwar verteidigt auch Baumit im Bereich Farben eine Spitzenposition unter den Anbietern – nicht zuletzt dank des 2012 eingeführten Farbfächers Life –, die Innovationen für die Fassade kam in diesem Jahr gleich aus zwei anderen Bereichen. Eine Herausforderung an die Kreativität und auch das Können der Verarbeiter ist der Baumit CreativTop. Dieser vielseitig gestaltbare, pastöse Oberputz lässt sich nicht nur in 758 möglichen Tönen einfärben und kreativ modellieren bzw. kombinieren, sondern vervielfacht die Kombinationsmöglichkeiten durch Licht- und Schatteneffekte der Oberflächenstrukturen.
Mit Baumit CreativTop kann man dem Putz jede nur erdenkliche Struktur verleihen, und er ist auf WDVS bestens geeignet. Ob gerillt, verwischt, feinporig, grobkörnig oder glatt, das Spiel mit der Oberfläche stellt besonders für Architekten eine wesentlich spannendere Herausforderung dar als die reine Farbgebung. „Das handwerkliche Geschick steht bei Baumit CreativTop wieder im Vordergrund. Die Fassade wird damit zum einzigartigen Kunstwerk“, so Georg Bursik. Wer klare Linien bevorzugt, ist wahrscheinlich beim neuen Wärmedämmverbundsystem Baumit HardTop besser aufgehoben. Der HardTop greift diesen Trend zu geometrischen Gestaltungsformen auf und ergänzt ihn durch seine individuelle Note. Baumit HardTop betont dabei jeden gewünschten Teil der Fassade oder unterteilt Gebäudeabschnitte in eigene Bereiche.
„Die markanten Oberflächen und nahezu unendlichen Kombinationsmöglichkeiten mit Putzstrukturen sind daher ‚unique‘“, so Georg Bursik, Geschäftsführer der Wopfinger Baustoffindustrie GmbH, bei der Präsentation der Produktneuheit. Im Gegensatz zu den aufwändigen vorgehängten Plattensystemen, werden die Baumit-HardTop-Boards direkt auf das Wärmedämmverbundsystem (WDVS) aufgeklebt. Damit ist auch nur ein einziges Gewerk mit der Fassade betraut.
Ein erstes Kundenfeedback zu den neuen Produkten gab es Ende März bei den Baumit-Baufachtagen. „Die Kunden waren von der Variantenvielfalt unserer Produktinnovationen Baumit CreativTop und Baumit HardTop begeistert“, so Hubert Mattersdorfer, Geschäftsführer der w&p Baustoffe.
WDVS-Dekoration
Dass die Kombination aus Dämmung und Optik immer beliebter und wichtiger wird, zeigt auch die Neuentwicklung von Murexin. In Kooperation mit White Hills, Hersteller von Dekorationssteinen, werden beide Bereiche mithilfe eines speziellen Klebverfahrens vereint. Außenfassaden sind mit dieser neuen Verklebemethode optimal gedämmt und halten jeder Witterung stand. „Dieses System ist ein typischer Fall für Murexin. Wir verbinden hier unsere Erfahrungen aus der Fliesen- und Plattenverlegung mit dem Know-how der Energy-Saving-Systeme. Das Resultat: das neue Produkt Energy Stone. Gemeinsam mit den Verblendziegeln der White Hills Stones GmbH können wir auch in diesem Fall stolz sagen: Das hält“, so Christian Führer, Marketingleiter bei Murexin. Der Aufbau entspricht im Wesentlichen dem eines klassischen Wärmedämmverbundsystems.
Aufgrund des vergleichsweise hohen Gewichts der Verblendziegel ist jedoch besonderes Augenmerk auf die Verdübelung zu legen. Im Gegensatz zum herkömmlichen System erfolgt die Verdübelung nach der Armierungsschicht. Hierbei wird in den angetrockneten Unterputz die entsprechende Anzahl an Dübeln lagerichtig versetzt. Die Anzahl errechnet sich in Abhängigkeit vom Systemgesamtgewicht, der jeweiligen Lage und Höhe des Gebäudes. Dies ist mittels Standsicherheitsnachweis in Anlehnung an die ÖN B 6400 (WDVS-Planung) nachzuweisen.
Aufgrund der derzeit (noch) nicht bestehenden Etag-Systemrichtlinien hat Murexin bereits unterschiedliche Systemklassen errechnen lassen, um je nach verwendetem Verblendziegel und Objekt die Systemstabilität zu gewährleisten. Die Verklebung der Verblendziegel erfolgt mit einem geeigneten Klebemörtel, dem „Energy Stone“, auf der gedübelten Armierungsschicht. Ein entsprechendes Zertifikat hinsichtlich der Frost- und Tausalzbeständigkeit ist natürlich vorhanden.
Auf der dunklen Seite
Nicht neu, aber dennoch immer wieder außergewöhnlich ist der Carbon-Fassadenaufbau „DarkSide“ von Capatect. Bei Oberputzen von Vollwärmeschutzfassaden waren Hellbezugswerte bis HBW 20 oder darunter sehr riskant, denn mit niedrigen Hellbezugswerten sind stets höhere Temperaturspitzen und -schwankungen verbunden. Die bei diesen Farben auftretenden hohen Oberflächentemperaturen bewirkten große Spannungen, denen normale Armierungs- und Putzbeschichtungen oft nicht gewachsen sind.
Beim „DarkSide“-System bauen die Carbonfasern die durch Temperaturschwankungen entstehenden Kräfte kleinpartiell ab und beugen damit einer Rissbildung vor. Die hohe Toleranz der Carbonfaser gegenüber thermischen Spannungen gestattet auch die Umsetzung besonders intensiver Farbtöne. Jüngstes Vorzeigeprojekt ist das neue Festspielhaus in Erl in Tirol.Der spektakuläre Entwurf von Delugan Meissl Associated Architects besticht vor allem durch die anthrazitfarbene Fassadenverkleidung und das DarkSide-Fassadensystem von Capatect. Das DarkSide-Fassadensystem wurde hier ergänzend zu den VHF-Flächen appliziert und unterstreicht die moderne Farbgebung in idealer Weise. Dieses WDVS-Fassadensystem gestattet auch sehr intensive und dunkle Farbtöne.
Natur ist im Kommen
Nicht weniger außergewöhnlich ist die Kalksteinfassade des Bürogebäudes Plantation Place South in London. Die SSG Sonhofen Stone Group produzierte die Kalksteinfassade und die tragenden Elemente aus Maxberg-Kalkstein. Durch den zunehmenden Wunsch nach natürlichen und nachhaltigen Materialien erleben Natursteinfassaden derzeit eine Renaissance. Auch die puristisch-dezenten Farben und Strukturen dieses Jura-Kalksteins sind gefragter denn je. Beim Plantation Place wurde die Varietät gelb gebändert verwendet, mit der Oberfläche C220 geschliffen.
Interessant ist auch, dass die Kalksteinelemente zum Teil eine tragende Funktion erfüllen. Der Energieverbrauch bei der Herstellung von Maxberg-Kalkstein-Fassaden ist im Vergleich zu anderen Baustoffen minimal, erklärt die SSg Sonhofen Group. Und im gesamten Kreislauf der Gewinnung, Verarbeitung und Rückführung in die Natur oder in die Wiederverwertung geht nichts verloren.