Anwenderbericht
Schlichtheit als Stil
Bekenntnis zum Materialmix
Um diesen umzusetzen, ging Haidvogel aktiv auf Messen und präsentierte das Unternehmen und die Designideen, insbesondere auf der „Haus und Wohnen“ im Linzer Design Center. „Wir haben versucht, bewusst anders zu sein, etwa durch übertrieben große Türen oder unsere Outdoor-Kochinsel“, sagt er.
Letztere ist ein wuchtiger Hingucker aus Stein mit ausziehbarer Arbeitsfläche, zwei Grillplatten, integrierten Kühlladen und ausziehbaren Wasserhahn. Auch Edelstahl ist ein häufig genutzter Werkstoff. „Wir haben keine Scheu vor einem Material“, sagt Haidvogel. „Holz hat nach wie vor einen sehr hohen Stellenwert, aber wir ergänzen es oft durch andere Materialien.“
Konstruktion per Drag&Drop
Die Planung eines Projektes erfolgt zuerst in Archicad. Daraus lassen sich anschauliche Renderings der künftigen Räume samt Einrichtung erstellen, die Architekten oder Endkunden bei der Entscheidungsfindung unterstützen. Sobald der Zuschlag für ein Projekt da ist, beginnt die Konstruktionsarbeit. Dafür nutzt man bei Haidvogel das CAD/CAM-System SmartWOP, das in Österreich über Upgrade to Success bezogen werden kann.
SmartWOP ist ein niederschwelliges Instrument für die Möbelkonstruktion, das auf intuitivem Drag-andDrop von Elementen in zuvor festgelegte Volumenskörper basiert. Per Knopfdruck werden anschließend Stücklisten, Maschinenprogramme oder die verschiedenen technischen Zeichnungen erstellt.
„Das ist ein schönes Beispiel dafür, wie sich Tischlerbetriebe durch Digitalisierung viel Geld sparen können“, betont Hubert Hargassner, Geschäftsführer von Upgrade to Success, der die Mitarbeiter bei Haidvogel auch in SmartWOP eingeschult hat.
Scanner im Handschuh
Zusätzlich ist die Cloud-Lösung intelliDivide von Maschinenbauer Homag im Einsatz, sie erledigt automatische Schnittoptimierung und Teilebenennung. Dazu wird die Teileliste eines Projekts an die Cloud gesendet. Die Software optimiert dann automatisch die Schnittpläne für den Plattenzuschnitt.
Die Benutzung erfolgt auf einem Tablet, das zur besseren Übersicht mittels Halterung meist direkt an der Formatsäge befestigt ist. Der Mitarbeiter an der Säge muss dann lediglich den Schnittplan bestätigen und die einzelnen Teile anschlie- ßend entnehmen. „Früher musste ich einen hoch qualifizierten Mitarbeiter beim Zuschnitt einsetzen, heute kann ich das einem gut eingeschulten Lehrling überlassen“, ist Haidvogel zufrieden.
Zusätzlich generiert und druckt intelliDivide auch Etiketten für jedes Werkstück. Der Bediener klebt dieses Etikett auf das jeweilige Teil. Jedes Etikett besteht aus zwei QR-Codes, die Informationen für die weitere Bearbeitung enthalten. An der CNC-Maschine, eine BHX055 von Homag, erfolgt als nächstes der Feinzuschnitt. Der Bediener scannt dafür den ersten der beiden QR-Codes mittels eines im Arbeitshandschuh integrierten Scanners und legt das Teil in die Maschine.
„So weiß die Maschine genau, welche Schritte auszuführen sind und wir müssen uns nicht mehr darum kümmern“, sagt Haidvogel. Danach erfolgt die Bekantung an einer Kantenanleimmaschine. Schließlich kommt das Werkstück erneut zur CNC-Maschine, der zweite QR-Code wird gescannt und die Maschine erledigt automatisch sämtliche erforderlichen Bohrungen und Fräsungen.
Schlüsselement Etikett
Durch diese automatisierten Schritte spart man sich nicht nur viel Zeit, sondern reduziert zugleich die Fehlerquellen während der Fertigung. Weil jedes Teil durch das Etikett eindeutig identifizierbar ist, brauche man keine Begleitpapiere mehr, ergänzt Haidvogel.
Zudem erlaubt es das System, unkompliziert Vorarbeiten für ein späteres Projekt durchzuführen, wenn beispielsweise gerade die Auslastung in der Werkstatt geringer ist. Auch wenn ein Teil neu gefertigt werden muss, beispielsweise weil es im Zuge des Handlings beschädigt worden ist, stellt das nur ein minimales Ungemach dar: „Dann drucke ich das entsprechende Etikett einfach noch einmal aus und bringe das zugehörige Teil erneut in den Prozess“, sagt Haidvogel. „Das beeinträchtigt uns nicht in der Produktivität.
Lange Planungshorizonte
Modernes, designorientiertes Denken und Digitalisierung haben Haidvogel in die Lage versetzt, sich als Komplettanbieter für anspruchsvolle Raumkonzepte zu positionieren. Wirtschaftlich bietet das klare Vorteile, erklärt der Unternehmer:
„Wir steigen bei Projekten meist von der grünen Wiese weg ein und planen sehr weit in die Zukunft voraus. Das erfordert zwar einerseits ein gewisses Durchhaltevermögen, bietet uns aber andererseits eine große Sicherheit, dass wir auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wie derzeit eine gute Auslastung haben.“
Das Unternehmen hat mittlerweile einen puristischen Stil mit Wiedererkennungswert kreiert, der explizit von Kunden aus ganz Österreich nachgefragt wird. Demnächst wollen die Oberösterreicher eine eigene Designlinie entwickeln und im Rahmen eines größeren Betriebsausbaus auch einen Schauraum einrichten