Wechselspiel der Linien

Eine schlichte Form ist noch längst kein Garant für ein formschönes Möbel, sagt Julian Wudy von der Wiener Möbelwerkstätte "guut". Vielmehr bewege der kollektive Wunsch nach Individualität derzeit genau das Gegenteil: So führe die Betonung von Unterschieden und das Bestreben, sich von der breiten Masse abzuheben, zu einer Konformität, die im Möbeldesign durch relativ ähnliche, sich wiederholende Formgebungen zum Ausdruck kommt: "Ich sehe das sehr kritisch, denn dadurch wird etwas, das eigentlich Individualität verspricht, zu einer Massenware. Das ist ja genau das Gegenteil davon, was man eigentlich erreichen will. Wir denken da anders und haben es uns deswegen zum Grundsatz gemacht, uns auf die Spuren der Wiener Handwerkskunst zu begeben, um im Sinne der Nachhaltigkeit neue Impulse zu setzen."

Auf Basis dieses Grundgedankens entwarf das Trio von "guut", bestehend aus Leonie Bruckner, Bernhard Kapelari und Julian Wudy, die neue Finiix-Möbellinie, die in Kooperation mit der Tischlerei Füchsl aus dem Mühlviertel unter Verwendung heimischer Hölzer produziert wird. Neben einem Bett, einem Kasten und einem Beistelltisch entwickelte das Designteam auch das "finiix sideboard", das wahlweise in Esche, Eiche oder Nuss bestellt werden kann. Das Möbel überzeugt aufgrund seiner leichten Eleganz und verfügt über eine Tragstruktur aus zahlreichen Stabelementen, die dem Betrachter in einem linearen Wechselspiel reizvolle Ein- und Durchblicke gewähren. 

Eine weitere Besonderheit ist, dass sämtliche "finiix"-Möbel ausschließlich über gesteckte und geschraubte Holzverbindungen verfügen. Die Entwicklung dieser Details stellte das Team vor besondere Herausforderungen, wie sich Julian Wudy erinnert: "Uns war es wichtig, dass die Details ausschließlich aus Holz gefertigt sind. Wien war ja früher ein Zentrum für den innovativen Möbelbau. Auf den Spuren dieser Tradition haben wir viel mit den Tischlern expermientiert. Aber es hat sich gelohnt, denn daraus ist schließlich eine ganze Möbel­linie entstanden, die ohne diese Innovation so nicht möglich gewesen wäre."