Kanalisation & Starkregen
Die Herausforderungen des Klimawandels bewältigen
Starkregenereignisse nehmen zu, nicht nur in der Frequenz, sondern auch in den Auswirkungen - dies zeigte sich im heurigen Jahr schon mehrfach. Erst vor wenigen Wochen wurde beispielsweise die Arlbergpassstraße durch eine von einem Starkregenereignis ausgelöste Mure so schwer beschädigt, was eine tagelange Sperre zur Wiederinstandsetzung zur Folge hatte. In Wien wurde wiederum eine Frau von, durch einen Rekordregenschauer gefallene, Wassermassen unter einen Bus gedrückt und aus Kanaldeckeln schossen geysirähnliche Wasserfontänen. Das niederösterreichische Hollabrunn musste als Folge des Rekordschauers gar zum Katastrophengebiet erklärt werden.
Die zunehmenden Starkregenereignisse treffen zudem auf immer mehr versiegelte Flächen. Wenn die Kanalisation dabei an ihre Grenzen stößt und das Abwasser zurück in die Gebäude drückt, hängt die Wahl eines effizienten Rückstauschutzes zunächst einmal von den örtlichen Gegebenheiten ab. Besteht ein natürliches Gefälle vom Anschluss im Gebäude zum Kanal, kann eine Hybrid-Hebeanlage als Rückstausicherung verwendet werden.
Hybrid-Hebeanlagen verbrauchen rund 70 Prozent weniger Energie als herkömmliche Pumpen im Dauerbetriebsmodus.
Nicht nur im Neubau, sondern auch bei der Sanierung im Bestand können somit rund 30 bis 40 Prozent der herkömmlichen Hebeanlagen durch Hybrid-Hebeanlagen ersetzt werden. Diese sind sicher, langlebig, wartungsarm und vor allem nachhaltig, da im Normalbetrieb durch das Gefälle zum Kanal die Schwerkraft genutzt wird. Das System pumpt nur, wenn sie pumpen muss – bei Rückstau. Dadurch verbrauchen Hybrid-Hebeanlagen rund 70 Prozent weniger Energie als herkömmliche Pumpen im Dauerbetriebsmodus.
Hybrid-Hebeanlagen bieten einige Vorteile gegenüber konventionellen Hebeanlagen. In der Gebäude- und Abwassertechnik geben sie damit auch zukunftsfähige Antworten auf die Herausforderungen der Energiekrise und des Klimawandels, die miteinander einhergehen. Gerade im energieintensiven Gebäudesektor ist ein klimafreundliches Energiemanagement wichtiger denn je, Ressourcen- und Stromsparen lautet das Gebot der Stunde. Für nachhaltiges und zukunftsfähiges Bauen sind innovative Lösungen erforderlich. Hybrid-Hebeanlagen wie die „Ecolift“-Serie von Kessel vereinen einen geringeren Energieverbrauch und eine höhere Sicherheit gegen zunehmende Starkregenereignisse.
Strom sparen mittels Gravitation
In Sachen Nachhaltigkeit treffen die Hybrid-Lösungen damit genau den Puls der Zeit. Eine konventionelle Hebeanlage muss das gesamte Abwasser wegpumpen, jeder Tropfen muss mit Energie gehoben werden. Hier spart eine Hybrid-Hebeanlage auf einfache Art Strom, denn das Wasser kann die meiste Zeit mit Hilfe der Schwerkraft auf natürlichem Weg abfließen. Und der Dauerbetrieb von herkömmlichen Hebeanlagen hat neben einer höheren Lärmemission weitere Nachteile - die Anlage verschmutzt schneller, ist störungsanfälliger und muss durch den höheren Verschleiß auch öfter gewartet werden. Hybrid-Hebeanlagen sind durch die deutlich geringeren Betriebszeiten leiser, langlebiger und wartungsarm.
Im gewerblichen Bereich erreichen sie eine Halbierung der Wartungsintervalle. Weniger Verschleiß bedeutet weniger Störungen, Reklamationen und kostenintensive Fachhandwerker-Einsätze – bei gleichzeitig höherer Betriebssicherheit.
Zudem kann – etwa bei einem Stromausfall – eine Hybrid-Anlage weiterhin entwässern, weil das Abwasser durch das Gefälle auf direktem Weg abfließt und der integrierte Rückstauschutz im Ernstfall verhindert, dass Wasser aus dem Kanal ins Gebäude drückt. Mit dem jüngsten Produkt der Serie, „Ecolift L“, können dem Hersteller zufolge in den Bereichen Neubau und energetische Sanierung nun auch Mehrfamilienhäuser, Miethäuser, Doppelhaushälften sowie kleinere und mittlere Gewerbeflächen abgedeckt werden. Die Hybrid-Hebeanlage bietet dabei eine Pumpenleistung von 1,35 kW und eine Förderleistung von sechs Liter pro Sekunde. Damit sei, betont der Hersteller, die Produktfamilie kunden- und anwendungsgerecht gewachsen und biete nachhaltige und umweltschonende Entwässerungslösungen mit bis zu 4,5 kW Leistung, die bei Bedarf auch noch um individuelle Speziallösungen für größere Gebäude oder spezifische Anwendungen ergänzt werden könnten.
Auch bei Produktion und Material setzt das Unternehmen auf Nachhaltigkeit. Neben den bereits anteilig aus Rezyklat hergestellten Behältern der Hybrid-Hebeanlagen soll der Einsatz von recyceltem Material über alle Produktgruppen hinweg weiter erhöht und optimiert werden, verspricht Kessel. So kämen beispielsweise Polymere mit deutlich geringerem Schmelzflussindex (MFI) für die Kunststofflösungen zum Einsatz. Auch an der Entwicklung und Verwendung von biobasierten Kunststoffen werde beim Entwässerungsspezialisten gearbeitet. Neben eigenerzeugtem Strom über eine Photovoltaikanlage und einem hoch effizientem Blockheizkraftwerk mit Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung sowie zahlreichen energie- und ressourcensparenden Maßnahmen seien vor allem die eingesetzten alternativen Fertigungstechnologien bei der Herstellung der Entwässerungslösungen wichtig, wie der Hersteller betont. Diese würden aktuell nur noch ein Zehntel an Energie im Vergleich zu herkömmlichen Herstellungsmethoden benötigen.
Minimale Wasserstände abpumpen
Nicht immer sind allerdings hohe Wasserstände ein Problem, auch kleine Wasserlacken werden schnell zur Herausforderung. So handelt es sich bei Wasseransammlungen auf Flachdächern, Terrassen, Tennisplätzen oder in Baugruben, Pools und Kellerräumen oft nur um einen wenige Zentimeter hohen Wasserstand, der beseitigt werden soll beziehungsweise muss. Denn: Ein wesentliches Problem bei vielen Schmutzwasserpumpen ist, dass sie erst bei hohen Wasserständen arbeiten. Dies macht die Entwässerung von Flächen mit nur wenigen Zentimetern Wasserhöhe oft unmöglich. Das gilt zum Beispiel auch für Wasser, das bei Kernbohr- oder Betonschneidearbeiten anfällt. Hier setzten die „Simer 6 Pumpen“ von Jung Pumpen an, die bereits bei einem Wasserstand von fünf Millimeter (Simer 6S ab sieben Millimeter) einsetzbar sind und das Medium bis auf 2 mm Restwasserniveau abpumpen. Mit einer Vielzahl von Verbesserungen gegenüber dem Vorgängermodell, seien sie das perfekte mobile Werkzeug für das Handwerk, verspricht der Hersteller. Die robuste Tauchpumpe ist dabei in zwei Varianten verfügbar – „Simer 6S mit“ und „Simer 6 ohne Niveausteuerung“, beide fördern bis zwei Millimeter Restwasserniveau.
Das Basismodell Simer 6 geht dabei in Betrieb, sobald es per Stecker mit 230 V versorgt wird. Dies sei immer dann sinnvoll, wenn vorhandene Wasseransammlungen entsorgt werden sollen, verweist der Hersteller. Um zu gewährleisten, dass sich auf bestimmten Flächen erst gar kein Wasser aufstaut, könne Simer 6S installiert werden. Diese verfüge über eine integrierte Niveausteuerung, die bei sieben Millimeter Wasserniveau die Pumpe automatisch in Betrieb nimmt und über individuell angepasste Nachlaufzeiten für eine optimale Flachabsaugung sorgt. Dies macht beispielsweise Sinn für Flachdächer oder anderen Flächen, bei denen stehendes Wasser Schäden verursachen kann. Zudem kann bei 6S per Schalter zwischen Hand- und Automatikbetrieb gewählt werden.
Die maximale Förderleistung der Simer 6 beträgt dem Hersteller zufolge 6 m³/h, womit eine schnelle Wasserentsorgung, selbst in großen Mengen, gewährleistet werde. Zudem ermöglicht die maximale Förderhöhe von 6,5 Meter, dass nicht nur hoch, sondern auch weit gepumpt werden kann. Die Fördermenge konnte gegenüber dem Vorgängermodell um 30 Prozent erhöht werden. Eine Rückschlagklappe ist im Lieferumfang enthalten, um den Wasserrückfluss aus dem angeschlossenen Schlauch nach dem Abschalten der Pumpe zu verhindern. Die Reinigung des Siebfußes könne überdies sehr schnell erledigt werden, da dieser werkzeuglos von der Pumpe entfernt werden kann.
Der robuste Pumpenkörper aus Aluminium sorge für eine lange Lebensdauer, da das Material hervorragende Korrosionsbeständigkeit und Festigkeit bietet, wodurch die für den langfristigen Einsatz macht. Die Verwendung eines mediengekühlten Motors ermöglicht einen aufgetauchten Betrieb, auch bei längeren Betriebszeiten. Die Pumpen werden in einer klimafreundlichen Produktion bei Pentair in Italien hergestellt. Sie unterscheiden sich von vielen herkömmlichen Pumpen durch ihre Reparaturfreundlichkeit, so seien alle relevanten Komponenten als Ersatzteil erhältlich, wie der Hersteller betont.