Fokus Fassade

Natürlich nachhaltig!

Fassadenbau
20.06.2024

Die Fassadenbau-Branche setzt konsequent auf ein Thema: Nachhaltigkeit. Daran ändert auch die aktuelle Flaute im Wohnbau nichts.
Begrünte Fassade: Trend zur Nachhaltigkeit.

Wenn es ein Thema gibt, bei dem die heimische Fassaden-Branche einer Meinung ist, dann dieses: Nachhaltigkeit. Ob sparsamer Umgang mit Ressourcen, Reduktion der CO₂-Belastung, bessere Dämmung gegen Kälte und Hitze oder Kreislaufwirtschaft – das Thema Nachhaltigkeit mit seinen verschiedenen Ausprägungen bestimmt den Fassadenbau wie kaum ein anderes.  

„Immer mehr Planer und Eigentümer müssen Wert auf nachhaltige Materialien und Technologien legen, die die Energieeffizienz fördern und den ökologischen Fußabdruck reduzieren“, meint beispielsweise Christian Höberl, Geschäftsführer Vertrieb und Technik beim Baustoffunternehmen Röfix. „Der Verbund von Materialien, oder besser gesagt der Weg davon, könnte zukünftig zu einer großen Herausforderung werden“, so Höberl weiter. „Die saubere Trennung vom Verbund in sortenreinen Einzelkomponenten und damit die Recyclebarkeit aller Komponenten ist ein Beitrag in die Nachhaltigkeit und somit ein wichtiges Ziel.“

Ähnlich sieht das Rudolf Bergsleithner, Vertriebsleiter beim Fassadenspezialisten Weber Terranova. Er sieht einen klaren Trend zur Nachhaltigkeit – „einerseits bezogen auf das Produkt und andererseits auf die Recyclingfähigkeit des Materials“, so Bergsleithner.  „Hand in Hand damit geht der Trend Richtung Holz. Der nachwachsende Rohstoff wird beim Bauen immer beliebter, neuerdings auch bei Fassaden.“ Stefan Pointl, Vertriebsleiter bei Knauf, unterstreicht, dass der „nachhaltige Umgang mit unserem Planeten“ immer mehr an Bedeutung gewinne, „sodass grundsätzlich eine ressourcenschonende Bauweise gefördert wird“. 

Hunderttausende Tonnen

Und auch Georg Bursik, Geschäftsführer von Baumit Österreich, liegt eine Thematik am Herzen, die einen engen Bezug zur Nachhaltigkeit hat. Er sieht die sanierte Fassade „als Game Changer bei der CO₂-Einsparung durch nicht verbrauchte Energie“. Jedes Jahr, so der Baumit-Manager, „werden durch gedämmte Fassaden aufgrund des reduzierten Energieverbrauchs für Heizung und Kühlung hunderttausende Tonnen CO₂ eingespart.“ Röfix-Geschäftsführer Höberl ergänzt: Die thermische Sanierung sei „ein wichtiger Schritt zu einer nachhaltigeren Bauweise“ und spiele „eine entscheidende Rolle im Kampf gegen den Klimawandel“.

Baumit-Chef Bursik hofft, dass die hohen Förderungen, die seit Anfang des Jahres für thermische Sanierungen fließen, Wirkung zeigen. Die Devise könne nur lauten: „Wann, wenn nicht jetzt!“ Die günstige Gelegenheit gelte es zu nutzen. Bei den potentiellen Bauherrinnen und Bauherren hat sich diese Haltung allerdings noch nicht flächendeckend durchgesetzt. Bursik: „Im Bereich thermische Sanierung sind zumindest die Anfragen höher, aber es wird wohl neun bis zwölf Monate dauern, bis man dies auch in den Absätzen spürt.“ Aus Sicht von Röfix-Manager Höberl sind die verfügbaren Förderungen „in der Theorie gut. In der Praxis stellt allerdings die Bürokratie vor allem Privatpersonen vor eine große Herausforderung.“

Bei dieser Einschätzung dürften ihn seine Mitbewerber kaum widersprechen. Weniger Einigkeit herrscht naturgemäß bei den technischen Ansätzen und Produktlösungen, mit denen die einzelnen Anbieter die Kunden für sich gewinnen wollen. Bei Knauf setzt man auf Leichtbaufassaden. Aus Sicht von Knauf-Vertriebsleiter Pointl machen „moderne Fassadensysteme“ den „etablierten klassischen, massiven Bauweisen eine ziemlich große Konkurrenz“. Moderne Trockenbaulösungen seien hervorragend in der Lage die Anforderungen der Kunden zu erfüllen: „Hier punkten speziell für die Nutzung als Fassade konzipierte leichte Außenwandkonstruktionen, da sie hinsichtlich Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Bauphysik den traditionellen Materialien“ überlegen seien. Das Unternehmen bietet in diesem Bereich seine Knauf Außenwand mit Aquapanel-Technologie an. Sie besteht aus einer witterungs- und schimmelresistenten Platte – der Aquapanel Cement Board Outdoor – und einem Fassadenprofil.

Neuheit: Faserbetonelemente

Der Bauchemie-Anbieter Synthesa, der ebenfalls seit vielen Jahren im Bereich Fassaden tätig ist, verweist auf eine andere Innovation: Faserbetonelemente. „Faserbeton ist eine Weiterentwicklung des traditionellen Betons. Im Gegensatz zu herkömmlichem Beton wird dieser mit speziellen Fasern – zum Beispiel aus Glas – verstärkt“, erläutert Marketingleiter Bernhard Buchberger. „Die Besonderheit: Trotz seines geringeren Eigengewichts ist Faserbeton hoch belastbar und robust.“ Darüber hinaus sei Faserbeton ein Baustoff, der durch seine Natürlichkeit, Ästhetik, Nachhaltigkeit und Langlebigkeit hervorsteche. „Aufgrund dieser Vielseitigkeit kommt faserverstärkter Beton in zahlreichen Anwendungen zum Einsatz. Auch bei der Gestaltung von Fassaden ist Faserbeton sehr gefragt“, so Buchberger.

Weber Terranova betont die Vorzüge seines „völlig neuartigen“ Fassadensystems „Webertherm Freestyle GW“.  Dabei handelt es sich „um ein innovatives Wärmedämm-Verbundsystem“, das über einen Glaswolle-Kern verfügt. Dieser stammt vom Dämmstoffspezialisten Isover – so wie Weber Terranova eine Tochter des Saint-Gobain-Konzerns – und besteht zu 80 Prozent aus Recyclingglas. „Dadurch wird dem erhöhten Umweltbewusstsein Rechnung getragen“, meint Vertriebsleiter Bergsleithner. Ausgestattet mit einer „extrem niedrigen Wärmeleitfähigkeit“ spiele das System „in der Top-Liga der Mineralwolle-Dämmungen mit“. Zudem „sind die Dämmplatten recyclingfähig, werden mit reinem Ökostrom produziert und enthalte keinerlei Biozide oder Brandhemmer“.

Fokus auf Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein spielt auch im Produktportfolio von Röfix eine große Rolle. „Wir investieren jährlich einen Großteil unseres Forschungs- und Entwicklungsbudgets in die Entwicklung von nachhaltigen Produkten und Systemen“, sagt Geschäftsführer Höberl. Das Angebot von Röfix ist ebenfalls breit gefächert. Es reicht von Steinverkleidungen über mineralische Fassadendämmsysteme aus Aerogel oder Perlite bis hin zu Wärmedämmverbundsystemen oder Innendämmsystemen und begrünten Fassaden.

Letztere erfreuen sich bei den Kunden von Baumit ebenfalls wachsender Beliebtheit. „Begrünte Fassaden, die mit Kühlung des Mikroklimas punkten – speziell im urbanen Bereich, aber auch bei der historischen Sanierung“ – werden laut Baumit-Chef Bursik „endlich“ verstärkt nachgefragt. Ansonsten konzentriert sich der Baustoffhersteller im Bereich Fassaden auf seine „große Stärke“:  Wärmeverbundsystem-Lösungen. Dazu zähle „Baumit Open Duplex“. Die Duplex-Technologie bringe „Fassadendämmung auf den neuesten Stand der Technik“, so Baumit.

Bei allem Fokus auf Nachhaltigkeit weist Weber Terranova-Vertriebschef Bergsleithner auf einen Aspekt hin, der maßgeblich von den gestiegenen Baukosten getrieben sei. Er ortet einen „starken Trend in Richtung Kostenbewusstsein“ – aus Sicht von vielen Experten muss das allerdings kein zwingender Widerspruch zum sparsamen Umgang mit Ressourcen sein.

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