Isolierverglasung

Nachhaltig gebogen

Isolierglas
22.07.2024

Von: Redaktion Glas
Gebogene Gläser weisen abhängig von der Krümmung eine höhere Biegesteifigkeit auf. Aus diesem Grund kann es in gebogenen Isolierglaseinheiten zu hohen klimatischen Lasten kommen, die den Randverbund noch stärker belasten als bei planen Isoliergläsern. Ein klarer Fall für flexible Abstandhalter.
Die gebogenen Gläser des Wiener Bürohochhauses "Hoch Zwei" verfügen über einen Außenradius von 1.515 mm und sind einachsig gebogen.
Die gebogenen Gläser des Wiener Bürohochhauses "Hoch Zwei" verfügen über einen Außenradius von 1.515 mm und sind einachsig gebogen.

"Die anhaltende Integrität des Randverbunds ist für die Dichtigkeit von Isoliergläsern entscheidend", so Christoph Rubel, European Technical Manager bei Edgetech Europe. "Ein flexibler Abstandhalter wie der 'Super Spacer TriSeal Premium' verfügt über 100 Prozent Rückstellvermögen. Er kann die temperaturbedingten Längenausdehnungen von Glas und Rahmenmaterialien perfekt ausgleichen und reduziert die Spannungen auf den Randverbund", erklärt er. Zwei eindrucksvolle Beispiele aus Österreichs Architekturlandschaft beweisen die nachhaltigen Stärken des flexiblen Abstandhalters.

Präzise abgerundete Ecken im Wiener Hoch Zwei

Anders als sonst im Hochhausbau üblich, verjüngt sich der 23-geschossige Baukörper des Hoch Zwei nach unten, statt nach oben.
Anders als sonst im Hochhausbau üblich, verjüngt sich der 23-geschossige Baukörper des Hoch Zwei nach unten, statt nach oben.

Die einen beschreiben die konvex-konkave Form des Wiener Bürohochhauses "Hoch Zwei" als Segel, die anderen als Fächer. Dieter Henke, männlicher Part des für den Entwurf verantwortlichen Architektenduos Henke Schreieck, nannte sie einmal humorig ein "Kipferl". Der im Jahr 2008 fertiggestellte, 80 Meter hohe Solitär steht am Eingang zu einem der anspruchsvollsten, städtebaulichen Entwicklungsprojekten in Wien. Seit 2004 entsteht auf 160.000 Quadratmetern in nächster Nähe zur Trabrennbahn Krieau, zum Ernst-Happel-Stadion und zum Grünen Prater das autofreie, nachhaltige Viertel Zwei. Ergänzend zu Büroflächen, Wohnungen, Studentenapartments und Hotels schaffen ein See, 13.000 Quadratmeter Grünflächen, Gastronomie, Kindergärten und eine Schule einen urbanen Lebens- und Arbeitsraum für derzeit bereits mehr als 7.000 Menschen. 
Anders als sonst im Hochhausbau üblich, verjüngt sich der 23-geschossige Baukörper nach unten, statt nach oben. Der sichelförmige Grundriss erlaubt eine flexible Aufteilung der um den zentralen Kern mit Treppenhaus und Aufzügen angeordneten Räume und nimmt den Etagen die Anmutung einer endlosen Büroflucht.
Die 13.500 m2 große Glasfassade zeichnet sich durch Transparenz und Lichtdurchlässigkeit bei gleichzeitig hervorragenden Werten für Wärmedämmung und Sonnenschutz aus. Insgesamt 132 Modellscheiben in jeweils sechs Varianten und mit Größen von bis zu 1.500 x 4.000 mm lieferte Vandaglas Döring aus Deutschland für die Ausformung der beiden abgerundeten Ecken auf 2.000 m2. Die zylindrisch gebogene Zweifachisolierverglasung ist aus 12 mm Verbundsicherheitsglas mit Floatglas, PVB-Folie und Sonnenschutzglas "Cool-Lite ST 150", 12 mm Argon-gefülltem Scheibenzwischenraum sowie aus 12 mm Verbundsicherheitsglas mit wärmedämmendem K-Glas, PVB-Folie und siebbedrucktem Floatglas aufgebaut. Sie weist einen Wärmedurchgangskoeffizienten von Ug = 1,5 W/m²K, eine Lichtdurchlässigkeit von 39 Prozent und eine Gesamtenergiedurchlässigkeit von 34 Prozent auf.
Die Siebbedruckung im oberen und unteren Bereich der raumhohen Scheiben verbirgt die Geschossdecken und vermittelt insbesondere in den Ecken der nach außen geneigten Fassade ein Gefühl der Sicherheit. Die gebogenen Gläser verfügen über einen Außenradius von 1.515 mm und sind einachsig gebogen. Dennoch waren die Geometrien der Scheiben komplex. Teilweise mussten sie einseitig mit tangentialen Übergängen ausgeformt werden, so dass einige Bemusterungsanläufe notwendig waren, um sicherzustellen, dass sowohl die Form als auch die Biegeachsen korrekt waren.

Komplexität im Learning & Library Center der WU Wien

Beim Learning & Library Center der WU Wien sind ein weißer und ein schwarzer Baukörper ineinander verschränkt und durch eine gläserne Fuge optisch getrennt.
Beim Learning & Library Center der WU Wien sind ein weißer und ein schwarzer Baukörper ineinander verschränkt und durch eine gläserne Fuge optisch getrennt.

Gerade einmal 400 Meter vom Hoch Zwei entfernt liegt die Wirtschaftsuniversität Wien, für die Vandaglas Döring ebenfalls gebogene Gläser geliefert hat. Sieben Gebäudekomplexe, die von international renommierten Architekturbüros entworfen wurden, prägen den Campus. Das Learning & Library Center (LLC) von Zaha Hadid im Zentrum des Areals feierte im Jahr 2013 seine Eröffnung. Es beherbergt unter anderem die Hauptbibliothek der Universität.
Ein weißer und ein schwarzer Baukörper sind ineinander verschränkt und durch eine gläserne Fuge, in der sich ein Teil der Döring-Gläser findet, optisch getrennt. Prägendes Element ist das auskragende Dach mit der als "Monitor" bezeichneten, großen Fensterfront. "There are 360 degrees, so why stick to one?", lautet eines ihrer berühmtesten Zitate und so wechseln sich auch im LLC gebogene, auskragende, gekrümmte und geneigte Elemente ab; eine Herausforderung für jedes einzelne der an Fassadenkonstruktion und -bau beteiligten Unternehmen.
Döring-Vertriebsleiter Martin Lenz gibt ein Beispiel für die Komplexität der zylindrisch konvex gebogenen Gläser mit Außenradien zwischen 750 und 1.500 mm, Höhen bis zu 5 Metern und bis zu knapp 4 Metern Abwicklung. "Der Aufbau der SGG Contour Climaplus-Verglasung besteht aus Verbundsicherheitsglas mit zweimal extra-klarem Diamant-Floatglas, 18 mm Argon-gefülltem Scheibenzwischenraum mit 18 mm Super Spacer sowie einem Verbundsicherheitsglas aus Planitherm-Wärmeschutzglas und Diamant-Floatglas. Die Höhenkanten auf der Position 2 wurden in Schwarz randlackiert, grau geschliffen und mit U-Profil-Kurzstücken versehen." Je kleiner der Biegeradius, desto höher sind die Anforderungen an den Spacer, der sich nahtlos an die Kontur anschmiegen muss und das im Fall von freigeformten Gläsern auch noch in allen Richtungen.
„Nachhaltigkeit im Sinne von Langlebigkeit spielt bei unseren Kunden eine immer wichtigere Rolle,“ erklärt Martin Lenz. „Nichts stellt das besser unter Beweis als funktionierende Produkte, mit denen sich namhafte Referenzobjekte realisieren lassen, bei denen es auch nach vielen Jahren keine Beanstandungen gibt.“

Branchen
Glas Architektur