Projekt Fenstersanierung

Herausforderung angenommen

Fenster
15.05.2024

Aktualisiert am 17.05.2024
Der originalgetreue Nachbau fünf historischer Holz-Verbundfenstern für die Burg Mauterndorf wurde im Rahmen des Salzburger Tischlerpreises ausgezeichnet und ist Vorbild für ein Marktsegment, das nur Tischler*innen bedienen können.
Burg Mauterndorf
Im Rahmen des Salzburger Tischlerpreises wurde dem Projekt "Verbundfenster Burg Mauterndorf" in der Kategorie "Sonderprojekte AltNeu" eine der begehrten Auszeichnungen verliehen.

Der Grat zwischen Denkmalschutz und modernen Anforderungen an Fenster und Türen ist oft ein schmaler. Die Tischlerei Wallinger weiß diesen besonders gekonnt zu beschreiten und hat sich über die Jahre eine starke Expertise in Sachen historischer Bauten aufgebaut. Lohn dafür ist unter anderem die Auszeichnung mit dem Salzburger Tischlerpreis in der Kategorie "Sonderprojekte – AltNeu" für die Herstellung von fünf Verbundfenster für die Burg Mauterndorf.

Fundiert begründet

"Die Neuinterpretation der bestehenden Metallfenster stellt sich den Herausforderungen des Denkmalschutzes, des traditionellen Handwerks und verbessert die thermische Qualität der Fensterelemente", heißt es in der Jurybegründung des Salzburger Tischlerpreises. Zudem wurde die Vorbildfunktion gelobt: "Das Projekt bespielt ein Aufgabenfeld, das in Zukunft vermehrt nachgefragt wird und vor allem für den Tischler*innen-Nachwuchs Motivation sein soll, sich mit der Herkunft des Handwerks und der Bearbeitung des Werkstoffes von Hand zu widmen."

Gewachsene Expertise

Team Wallinger
Georg Wallinger und sein Team haben sich über die Jahre eine umfangreiche Expertise in Sachen historischer Bauten erarbeitet.

Die seit 65 Jahren bestehende Tischlerei Wallinger in St. Koloman im Tennengau mit zehn Mitarbeitenden sich über die Jahre einen hervorragenden Ruf in Sachen Restaurierung und Nachbau historischer Fenster, Türen und Böden erarbeitet. Zudem ist man im privaten Bereich im Möbelbau und im Segment Kastenfenster aktiv. "Seit 2013 sind wir für das Land Salzburg auf Burgen und Schlössern tätig. Neben der Burg Mauterndorf waren und sind wir auf der Festung Hohensalzburg im Einsatz, ebenso in vielen Kirchen. So haben wir u.a. das Chorgestühl im Stift St. Peter in der Salzburger Altstadt restauriert bzw. in Teilen neu hergestellt", erzählt Tischlermeister Georg Wallinger, der im Familienbetrieb für Produktion und Service verantwortlich ist. Sohn Georg Wallinger jun., ebenso Tischlermeister, hat 2016 die Geschäftsführung übernommen und ist auf Planung und Verkauf spezialisiert.

Zurück zum Ursprung

Bei dem Fenster-Projekt in der Burg Mauterndorf, das man in Kooperation mit der Tischlerei Fercher + Stockinger aus Seekirchen durchführte, setzte sich der zuständige Architekt Georg Seidl besonders dafür ein, die großen Flügelfenster an das Original angelehnt zurückzubauen. „Im Zuge einer lange zurückliegenden Sanierung waren die alten Holzfenster durch Metallfenster ersetzt worden. Dem Architekten war es ein großes Anliegen, hier wieder Holzfenster einzusetzen. Er hat mit der für die Erhaltung zuständigen Salzburger Burgen und Schlösser Betriebsführung verhandelt und das Projekt durchgesetzt. Bei der öffentlichen Ausschreibung kamen wir dann zum Zug“, berichtet Wallinger über das Zustandekommen. Zugute kam dem Betrieb auch, dass man die Gegebenheiten auf der Burg bereits kannte, da man ein paar Jahre davor die Innentüren erneuert hatte. Im Zuge der Fenstersanierung in den Jahren 2020 bis 2022 setzte man auch den Austausch der außenliegenden Fensterläden um.

Von Zwillingen und Drillingen

Kastenfenster
Insgesamt wurden fünf Zwillingsfenster (Biforium) bzw. Drillingsfenster (Triforium) an die Originale angelehnt, nachgebaut und maßgetreu mit ihrer Flügelteilung an die außenliegenden Steinsäule angepasst.

Insgesamt wurden fünf Zwillingsfenster (Biforium) bzw. Drillingsfenster (Triforium) an die Originale angelehnt, nachgebaut und maßgetreu mit ihrer Flügelteilung an die außenliegenden Steinsäule angepasst. Sie sind in feinjähriger massiver Lärche mit Schlitz- und Zapfenverbindungen und einer Lasur auf Ölbasis ausgeführt. Die gesamte Abwicklung und die Vermessung oblag der Tischlerei Wallinger, produziert wurden Rahmen, Stöcke und Wandvertäfelung durch die Tischlerei Fercher und Stockinger. Das Einglasen und die Montage übernahm dann wieder der Betrieb in St. Koloman. "Wir haben alles so gemacht, wie es sich für ein Kastenfenster gehört: So haben wir wie bei den Originalen Bleiglas, ausgeführt von der Glaserei Grünwald, verwendet inklusive der Windeisen, die man zum Ausgleich des hohen Gewichts der Bleiverglasung benötigt", erklärt Tischlermeister Wallinger.

Digitales Aufmaß

Die besondere Herausforderung lag darin, die Fenster genau an die Spitzbögen und die zwei bzw. drei Flügel anzupassen. Zudem sollten die Fenster von außen nicht zu sehen sein. Bei aller Tradition machte es hier erst die moderne Technik möglich, die Fenster passgenau in den Werkstätten zu fertigen. "Durch die digitale Messtechnik konnten wir auf einen aufwendigen Schablonenbau verzichten. Wir haben alles genau ausgemessen, haben jede Abweichung der Mauern registriert und die Komponenten entsprechend gefertigt. Bei der Montage haben wir die Stöcke einfach in die steinernen Bögen hineingestellt – und das fast ohne Nachhobeln", ist Georg Wallinger von den digitalen Möglichkeiten begeistert.

Feine Handarbeit

Fenster Detail
Auch bei der Produktion von Verschlüssen, Bändern und Beschlägen legte man großen Wert auf Authentizität: Diese wurden allesamt nach alten Mustern von Schmied Josef Kößlbacher aus Mariapfarr hergestellt.

Bei der Bearbeitung der Holzkomponenten aus feinjähriger Lärche setzte man auf traditionelle Handarbeit. Um die Bombierung der komplett nach dem alten System produzierten Flügel, der Sprossen und des Stocks so gering wie möglich zu halten, fertigte die Tischlerei ein eigenes Hobeleisen an. Auch bei der Produktion von Verschlüssen, Bändern und Beschlägen legte man großen Wert auf Authentizität: Diese wurden allesamt nach alten Mustern von Schmied Josef Kößlbacher aus Mariapfarr hergestellt.

Denkmalschutz geht vor

Fensterläden
Auch die Fensterläden im Innenhof der Burg stammen von der Tischlerei Wallinger. 

Durch die langjährigen Erfahrungswerte lief auch die Kommunikation mit dem Denkmalschutzamt optimal ab: "Wir wissen bereits, wo der Weg hingeht, was man als Tischler ändern kann und wo der Denkmalschutz keine Kompromisse eingeht. Ebenso haben wir im Hintergrund auch immer die Kosten im Auge", berichtet Georg Wallinger. In Sachen Thermik lasse sich eine solche Sanierung nicht komplett normkonform umsetzen. "Wir haben beim Fensterstock unsichtbare Dichtungen eingesetzt, mehr war aufgrund der vorgegebenen Dimensionen nicht möglich. In solchen Fällen geht der Denkmalschutz vor."

Verdiente Auszeichnung

Balkon
Ein weiteres Wallinger-Projekt: der originalgetreue Balkon-Nachbau bei einem historischen Gebäude in der Stadt Salzburg.

Die Idee, dieses Projekt zum Salzburger Tischlerpreis einzureichen, hatte Georg Wallinger – und es hat sich ausgezahlt: Insgesamt wurden 64 Projekte eingereicht, neben der Auszeichnungen für die Verbundfenster wurden zwei weitere Wallinger-Projekte von der Jury nominiert: das Raumkonzept eines Privathauses sowie der originalgetreue Balkon-Nachbau bei einem historischen Gebäude in der Stadt Salzburg. Auch hier konnte Georg Wallinger dank der digitalen Vermessung auf den immensen Arbeitsaufwand des Schablonenbaus verzichten – bei 200 Balkonblättern, die aus massiver Lärche produziert wurden, eine durchaus große Ersparnis. "Alle Holz-Komponenten wurde fein von Hand gehobelt, im Anschluss geölt. Die Bretterbalken sind mit Gratleisten versehen, zum Schutz des Hirnholzes ist der Abschluss aus Kupfer gestaltet. Die bestehenden Bänder konnten wir wiederverwerten", berichtet Georg Wallinger über die aufwendige Oberflächenbearbeitung.

Das Projekt im Überblick

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