Das Haus aus dem 3D-Drucker
Realisiert wird das Projekt von der Bauherrengemeinschaft Hous3Druck, zu der auch WaldemarKorte des Büros Mense-Korte Ingenieure + Architekten gehört. In der maschinellen Fertigungsmethode sehen die Architekten eine ganze Reihe von Vorteilen: „Der 3D-Druck bietet ein hohes Maß an Designfreiheit, die in herkömmlicher Bauweise nur mit hohem finanziellen Aufwand zu realisieren wäre“, so der Büroinhaber Waldemar Korte.
Wie bei anderen gedruckten Häusern folgt man auch in Beckum dem Prinzip des „contour crafting“, bei dem Gebäudeteile – oder eben ein ganzes Haus – Schicht für Schicht ohne manuellen Arbeitsaufwand digital gefertigt werden. Das Haus entstand unter Einsatz der BIM-Sofware Allplan, die Ausführung übernahm Peri. Die Experten für Schalungs- und Gerüstsysteme produzieren mit ihrem riesigen Portalroboter in fünf Minuten ungefähr einen Quadratmeter Wandfläche – und das völlig ohne Schalung. Das Material, das die besonderen Anforderungen erfüllt, kommt von HeidelbergCement. Die Baustoffspezialisten haben zusammen mit der Tochterfirma italcementi für den 3D-Druck einen Spezialbeton namens i.tech 3D entwickelt, der schalungslos aufgetragen werden kann. Gutachterlich begleitet wird das Projekt von der TU Münchenund dem Ingenieurbüro Schiessl Gehlen Sodeikat.
Mehr Freiraum für Architekten
Aus dem Verfahren ergeben sich neue gestalterische Möglichkeiten, etwa für komplexere Formen, und dadurch mehr Freiraum für den Architekten in Planung und Gestaltung. Die technische Grundlage für die Planung solcher Freiform-Geometrien liefert der in Allplan integrierte ®Parasolid Modellierkern.
Einen weiteren Vorteil sieht Waldemar Korte im integrativen Charakter der Planung: „Die interdisziplinäre Planung durch Architekten und Ingenieure in Verbindung mit der maschinellen Herstellung birgt große Effizienzpotenziale bei der Planung und Umsetzung von Gebäuden und Gebäudestrukturen.“ In der Ausführung bietet sich zudem die Möglichkeit, dass Nebengewerke, die normalerweise erst im Nachgang hinzukämen, bereits während des Druckprozesses implementiert werden.
Aufbereitung der 3D-Modelldaten
Eine Herausforderung besteht momentan noch in der Aufbereitung der 3D-Modelldaten. Zwar wurde das zweigeschoßige Einfamilienhaus mit einer Nutzfläche von etwa 160 Quadratmetern problemlos in Allplan modelliert. Doch gingen die Modelldaten anschließend durch mehrere Software-Produkte, ehe der Drucker alle für die automatisierte Fertigung notwendigen Informationen hatte. Deshalb arbeiten Mense-Korte und Peri derzeit mit Allplan an einer verbesserten Schnittstelle zwischen CAD und Drucker. Die könnte im weiteren Verlauf für einige Erleichterung sorgen, denn das Druck-Haus ist nur das erste von einer ganzen Siedlung, die im Anschluss gedruckt werden soll. Das Pilothaus indes wird nach seiner Fertigstellung vorerst 1,5 Jahre als Musterhaus fungieren, bis es schließlich ebenfalls bewohnt wird.