Mit Maß ans Ziel
Einbausituationen aufmessen, Einbaumaße auf Schablonen übertragen, Passgenauigkeit auf der Baustelle überprüfen: Die Vermessung von Räumen ist zeitaufwendig und nicht selten fehleranfällig. Abhilfe schaffen hier digitale Aufmaßsysteme, die mittlerweile nicht nur in der Anschaffung erschwinglich sind, sondern auch in Sachen Handling für mehr Effizienz sorgen. Auf die analoge Datenerfassung kann man also dort und da im Tischleralltag – gerade in Zeiten der Digitalisierung – getrost verzichten. Wer jetzt denkt, für die computerunterstützte Erfassung von Maßen braucht es allerlei technischen Firlefanz, der irrt: Moderne Technologie kann auch ganz simpel sein. Die Funktionsweise der handlichen Unterstützer in Sachen 3D-Aufmaß sind dabei durchaus unterschiedlich. Einerseits können Daten mittels Laser erfasst und verarbeitet werden; des Weiteren verschafft moderne Fototechnik den Einblick in effiziente Raumplanung.
Messen mit System
Laserbasierte Messgeräte erfassen Räume und Aufmaße über mehrere Etagen bis hin zu ganzen Baukörpern und Fassaden. Die vor Ort aufgenommenen Koordinaten sind dreidimensional und werden direkt an eine Software übermittelt, die in der Regel noch während des Messvorganges im CAD zu einer fertigen Aufmaßzeichnung kombiniert werden. Die Möglichkeit des sofortigen optischen Abgleichs der Zeichnung mit der Wirklichkeit stellt sicher, dass keine Elemente beim Aufmaß vergessen werden. Somit werden auch fehlerhafte Dateneingaben oder Zahlendreher vermieden.
Für eine unmittelbar erzeugte präzise, dreidimensionale CAD-Zeichnung der Ist-Situation als Basis einer Planung, die sich direkt im Branchen-CAD weiterverarbeiten lässt, sorgt beispielsweise das Flexijet 3D-Laseraufmaßsystem vom gleichnamigen Hersteller. Die neue Generation bietet eine deutliche Steigerung in Arbeitsergonomie und Geschwindigkeit. In der Anwendung mutet das Flexijet ähnlich simpel wie ein Tablet an: Am 7-Zoll-Touchscreen können CAD-Zeichenbefehle direkt ausgewählt werden – die aktuelle Aufmaßzeichnung wird während der Messung angezeigt. Somit lässt sich mit jedem Messpunkt die Zeichnung direkt am Display mitverfolgen. Mittels integrierter Kamera wird übrigens auch das Anvisieren von Messpunkten selbst bei starker Sonneneinstrahlung möglich. Sämtliche Daten werden dann über eine stabile Wlan-Verbindung direkt an die Software übertragen. „Egal, ob schiefe Wände, durchhängende Decken oder völlig unwinkelige Baukörper – mit Flexijet 3D-Laseraufmaßsystem lässt sich alles vor Ort millimetergenau und digital im CAD erfassen. Eine direkte Übergabe des Aufmaßes in die Planungssoftware ermöglicht dem Tischler exaktes Planen und präzises Fertigen“, so Armin Weber, Schreinermeister und Flexijet-Vertriebstechniker für Bayern und Österreich.
Auf Schritt und Tritt
Auch im Treppenbau nimmt das Aufmaßnehmen von Hand viel Zeit in Anspruch, die vom Tischler effizienter genützt werden kann. Deshalb setzt auch Stiegenbauer Franz Müller mit Sitz im steirischen Gnas auf die Unterstützung von Laserscannern. Besonders die Zeitersparnis hat es dabei in sich, denn bei mehr als 500 Treppenkonstruktionen aus Holz, Glas oder Metall ist das punktgenaue Messen unumgänglich, damit die reibungslose Planung und Umsetzung gewährleistet wird. Geometrisch komplexe Treppenkonstruktionen, die sich perfekt in ihren vorgesehen Platz einfügen, brauchen eine sehr hohe Maßgenauigkeit – deshalb müssen die Tischler die Einbausituation im Vorfeld genau aufmessen. „Bei besonders anspruchsvollen Konstruktionen können durch die Messung per Hand schon mal mehrere Baustellentermine anfallen, bis alle zum Bau der Treppe nötigen Maße ausreichend genau und sicher erfasst sind“, erklärt Firmenchef Franz Müller. Seit gut drei Jahren ist das anders – denn mit dem Einsatz eines Laserscanners, in diesem Fall das Modell Focus 3D von Faro, gestalten sich genau diese Arbeiten beim Treppenprofi deutlich effizienter. Während des Scans tastet der Laserscanner Räume und sämtliche Einbauten ab und erzeugt eine Punktewolke aus mehreren Millionen 3D-Messpunkten. Aus den hochaufgelösten Daten lässt sich ein exaktes dreidimensionales Modell der Umgebung erstellen.
Punkt für Punkt
Neben der hohen Genauigkeit hat der Laserscanner den Zeitaufwand für das Treppenbau-Team drastisch verkürzt. Weil das Gerät quasi im Alleingang arbeitet, kann der Mitarbeiter während des Messlaufs andere Aufgaben erledigen: Zum Beispiel Absprachen mit dem Bauherren oder Architekten treffen. Zudem ist nur noch ein einziger Baustellenbesuch für das Aufmaß nötig. Für Franz Müller bedeutet das eine Zeitersparnis von drei bis vier Stunden – das entspricht etwa 60 Prozent des sonst üblichen Arbeitsaufwandes. Neben der deutlichen Zeitersparnis hat den erfahrenen Stiegenbauer vor allem die Effizienz des Planungsablaufs mit den Scandaten überzeugt: „Die hohe Genauigkeit der Datenerfassung macht die Planung und die Produktion auf einfache Weise deutlich sicherer. Und durch die bildliche Darstellung der örtlichen Situation ist die Arbeitsvorbereitung wesentlich einfacher und effektiver geworden. Außerdem müssen Maße nun nicht mehr auf der Baustelle überprüft werden. Selbst wenn Bauherren nachträglich Änderungswünsche haben, erübrigt sich ein erneuter Baustellenbesuch. Denn mit den Scandaten haben wir den Ist-Zustand vollumfänglich dokumentiert und können jederzeit damit umplanen.“
Einfach knipsen
Gerade im Berufsstand des Tischlers ist es notwendig, Räume ganzheitlich und präzise zu erfassen, um schnell Angebote für Mobiliar und Bauelemente zu erstellen. Und das funktioniert mithilfe von smarten Aufmaßsystemen nicht nur durch den Einsatz von Lasertechnologie, sondern auch durch die Erfassung der Daten mithilfe von Fotos. Wie einfach das funktionieren kann, zeigt beispielsweise der Leica BLK 3D-Imager. Das Gerät, das in seiner Ausführung gleichzeitig handlich und robust ist, ermöglicht genaue 3D-Messungen durch die Aufnahme eines Bildes. „Das kompakte und mobile Gerät vereint Messsensoren, Datenverarbeitung und Software und ermöglicht damit detaillierte Messungen in einem Foto in Echtzeit – ohne dass eine Netzwerkverbindung oder ein Cloud-Service erforderlich sind“, erklärt Tobias Heller, Senior Produktmanager bei Leica Geosystems. In der Praxis bedeutet das eine deutliche Zeitersparnis bei einfacher Bedienung für den Einsatz in der Tischlerei. Denn jedes vom BLK3D aufgenommene Bild ist eine vollständige 3D-Aufnahme und beschleunigt damit Arbeits- und Entscheidungsprozesse bei der Zeichnung von Grundrissen, der Erstellung von Angeboten, der Dokumentation von Baufortschritten oder der Erstellung von Gebäudebestandsunterlagen. Und damit wirklich alles passt, kommt auch hier intelligente Lasertechnik zum Einsatz, wenn sie gebraucht wird: Ergänzt wird die Bildmessung durch den eingebauten Laserdistanzmesser, der kritische Maße mit Millimetergenauigkeit erfasst. Verbunden mit einem Laptop oder Desktop-Computer werden die Dateien automatisch über Wlan oder USB-Kabel synchronisiert und können so sehr leicht in den Arbeitsalltag des Tischlers überführt werden. „So verbessert der 3D-Imager die Produktivität vieler ehemals zeitaufwendiger Abläufe erheblich.“ Für den Alltag in der Tischlerei bedeuten moderne digitale Aufmaßsysteme also nicht nur eine Zeitersparnis, die sich sehen lassen kann: Mehr Effizienz durch den Einsatz der kleinen Helferlein schafft in weiterer Folge mehr Kapazitäten und Freiraum, um sich noch intensiver um die Bedürfnisse der Kunden kümmern zu können. Und auch die Zeit ist schließlich nicht nur mess-, sondern auch kostbar.