Sicher, sichtbar, schick

11.05.2017

Glas als Design-Werkstoff erobert die Innenräume. Dank funktionaler, qualitativ hochwertiger und einfach zu verbauender Komponenten und Technologien kommen immer mehr Tischler und Metallbauer auf den Geschmack. Und der Kunstbetrieb ist erst recht nicht davor sicher.

Es ist ein Schauspiel im wahrsten Sinne: die Geschichte vom bayrischen „Märchenkönig“ Ludwig II., der sich lieber mit Künstlern als Ministern umgab und schließlich dem Wahnsinn zum Opfer fiel. Die aktuelle Inszenierung des pompösen Herrschers aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Wiener Akademietheater ist beeindruckend. Neben Regie und Schauspielern besticht vor allem die Bühnendekoration, die mithilfe verschieden großer Spiegelflächen dem Spektakel eine besondere Ausdruckskraft verleiht – und aufzeigt, wie man mit moderner Technologie und dem Werkstoff Glas für Gänsehaut sorgt.

Genau diese „stets wachsende Formen- und Gestaltungsvielfalt des Materials Glas“ ist es auch, die Rupert Zach vom gleichnamigen Tischlerei-Meisterbetrieb aus dem steirischen Vulkanland begeistert. Zudem habe der Baustoff noch weitere Qualitäten: „Zum einen, dass damit zunehmende Sicherheitskriterien erfüllt werden können – Stichwort Absturzsicherungen aus Glas. Und zum anderen die Erscheinungsvielfalt: ob transparent, transluzent oder opak.“

Weite Bandbreite

Wurde Glas früher womöglich mit Skepsis betrachtet, kommt es heute ganz selbstverständlich zum Einsatz, wie Zach bestätigt: „Wir selbst arbeiten schon seit langem damit. War Glas zu Beginn doch eher ein Baustoff, der selten in der Innenraumgestaltung verwendet wurde, so erlebt es einen Aufschwung. Heute können wir von uns behaupten, dass wir das Material annähernd in jeder Planung und Umsetzung einsetzen. Durch die Kombination von Glas, Licht und Holz lassen sich stimmungsvolle Räume schaffen.“

Von der Vielfalt schwärmen auch die Metallbauer der Firma Kollegger aus St. Radegund bei Graz, die sich mit kreativen Custom-made-Lösungen sowohl für den Innen- als auch den Außenbereich ein internationales Renommee erworben haben. „Wir arbeiten mit Metall, Glas und Holz und kombinieren diese Werkstoffe. Bei den Metallmöbeln etwa reicht das vom exklusiven Fernsehtisch bis hin zum kaminverbauten Holzlager. Es gibt nichts, was wir nicht machen. Die Frage ist, gibt es das schon, was wir machen?“, so Robert Schiffer, Projektleiter bei Kollegger.

Glasklare Produkte

Dank eines solchen gestalterischen Freigeist-Denkens und des Einsatzes von ausschließlich hochqualitativen Komponenten werden Küchen und fertige Schrankanlagen ebenso maßgeschneidert wie Einfahrtstore, die nur aus Glas bestehen und elektrisch steuerbar sind. Auch Projekte im Sanitärbereich werden immer populärer. „Wir haben zum Beispiel ein WC aus Metall und Glas gefertigt oder Pools mit fahrbaren Glas-Trennwänden ausgestattet“, erklärt Schifferer. Diese konstruktive Kombination aus Zeitgeist und Zuverlässigkeit hat sich mittlerweile von London bis Doha herumgesprochen.

Für kompetente Konzepte sei aber genauso das Vertrauen in die Partner aus dem Glasbereich eine wichtige Säule, betont Schiffer. „Wir sind auf die Vielfalt der Firma Bohle angewiesen. Diese ermöglicht uns, die Teile auch zweckentfremdet zu verwenden und für jede Situation das passende Produkt zu haben.“ Das geht bis ins kleinste Detail: „Einen sehr hohen Stellenwert hat dabei die Entwicklung der Beschläge – das Nachrüsten von gewissen Elementen hat sich massiv vereinfacht.“

Wahrlich Wachstum

Diesem Eindruck stimmt auch Rupert Zach zu: „Natürlich ist es notwendig, wenn man mit Glas arbeitet, sich auch mit diversen Beschlägen und Befestigungsmöglichkeiten auseinanderzusetzen. Anbieter wie Bohle entwickeln die passenden Techniken für das Einbauen von Glas und machen sie dem Tischler zugänglich.“

Eine Entwicklung, die Hans-Holger Hauck, Produktbereichsleiter von Bohle, als Win-Win-Situation beschreibt. „Das Sortiment hat sich früher sehr stark auf Möbelbeschläge fokussiert, ist aber stark gewachsen und wesentlich breiter geworden. Der Bereich Innenausbau – mit den verschiedenen Türbeschlägen –  ist inzwischen am umfangreichsten und der Bereich Geländer und Balustraden hat heute die größten Wachstumsraten.“ Zudem habe man komplett neue Teilbereiche hinzugenommen, wie beispielsweise Bad- und Sanitär-Beschläge.

Ganz nah dran

Der Grundstein dafür wurde bereits viel früher gelegt, so Hauck. „Bohle hat jahrzehntelange Erfahrung rund ums Glas und damit ein umfassendes Sortiment aus Qualitätsbeschlägen für den Innen- und Außenbereich aufgebaut. Unsere Beschläge sind intelligent konstruiert, hochwertig und leicht zu montieren.“ Ganz wichtig dabei: „Dass wir uns immer am Markt orientieren und die Zufriedenheit der Kunden höchste Priorität hat.“

Hauck selbst ist ein großer Fan der selbstschließenden Eckbeschläge, die sowohl Glas- als auch Holztüren automatisch und leise zugleiten lassen. „Die Beschläge sind mit der versteckten Hydraulik und der aufschraubbaren Bodenplatte smart konstruiert, funktionell ausgereift und optisch sehr gelungen. Vom Architekten über den Verarbeiter bis hin zum Anwender kommt Begeisterung auf, wenn man den schönen neuen Fußboden nicht mehr aufwendig aufstemmen muss, um dann einen klobigen Bodentürschließer einzuzementieren.“

Das gilt für Eingangsschleusen in Hotels, Gaststätten, Büros oder Werkstätten, aber auch für den privaten Windfang zu Hause: Wo immer Türen offen gelassen werden, verringern die unsichtbaren, selbstschließenden Beschläge Zugluft und Wärmeverlust. Die Glasvariante sorgt zudem dort für unauffälliges Design, Licht und Transparenz, wo kein offener Durchgang gewünscht ist.

Individuell innovativ

Ein weiteres Gustostückerl für Holz- und Metalldesigner ist das neue hochwertige Zargensystem FrameTec von Bohle. Ob im Handumdrehen eine Glastrennwand aufbauen, einen großen Raum teilen oder nachträglich eine Büro-Ecke einrichten. Die beiden Varianten FrameTec Select und FrameTec Premium ermöglichen bereits bei der Montage einen Komfort, der sich dann in individuell ausgewähltem und modernem Design elegant in die jeweiligen Räume einfügt. Die vorkonfektionierten Sets sind individuell kürzbar und lassen sich daher optimal anpassen.

Zu all dem sind solche Systeme auch auf den Einsatz von UV-Verklebung und Elektronik am Beschlag ausgerichtet. Ein Bereich, der in der Architektur noch recht unbekannt oder meist auf kleine Vitrinen und Möbel mit Glas beschränkt ist. Dabei ermöglicht die Verwendung neuer Technologien ein ganzheitliches Konzept von Glas und Klebe-Beschlag. Das Spektrum erstreckt sich hier von der Küche mit Arbeitsplatten und Korpusfronten aus Glas über Ganzglasduschen und Accessoires im Bad bis hin zu kompletten Wandgestaltungen, Türen und Böden.

Ganzheitliches Gesamtpaket

Gestalterische Kontinuität von Wand zu Decke, Wandführungen und integrierte Möbellösungen mit Funktionen sind in dieser Hinsicht genauso zukunftsweisend wie elektronische Lösungen, die auf einen Technologiemix aus Glas/Beschlag/UV-Verklebung und Elektronik zurückgreifen. Durch die UV-Verklebung wird einerseits der Beschlagsaufwand minimiert, andererseits werden dadurch weitere gestalterische und ästhetische Design-Elemente verwirklicht und elektronisch intelligente Licht- und Funktionslösungen integriert.

Wobei man den rein materiellen Aspekt nicht vergessen darf: Denn plane und ganzheitliche Oberflächen inklusive Beschlag verringern nicht nur den Reinigungsbedarf, sondern vermindern auch die Verletzungsgefahr. Und weil Glas den kommunikativen Aspekt fördert, haben derartige Designlösungen in Bürogebäuden bereits die Stein- bzw. Trockenbautrennwand abgelöst.

Starker Stellenwert

Wie hoch der Stellenwert von Glas ist, kann Schiffer von Metallbau Kollegger belegen: „Sehr hoch, er beträgt bei uns sicher 50 Prozent im Sonderkonstruktionsbau. Was Glas betrifft, haben wir 90 Prozent Sonderfertigungen und 10 Prozent Standardgeschichten. Wir arbeiten auch viel mit Isolierglas – z. B. haben wir letztens für ein Projekt in Doha ein Stück mit 14 Metern Länge und 3 Metern Höhe in einem produziert.“

Auch für Rupert Zach ist der breite Einsatzbereich entscheidend: „Wir setzen Glas ununterbrochen für Schiebe- und Drehtüren im Sanitär-, aber auch Wohnbereich ein, etwa bei diversen Trennwänden. Ebenso bei Treppengeländern.“ Ein wesentlicher Teil sei weiterhin die Küche. „Von der Glasrückwand mit den unterschiedlichsten Motiven über Glasborde und verglaste Vitrinen bis hin zu den Elektrogeräten, die zu einem großen Teil aus Glas bestehen.“

Zärtliche Härte

Glas sei schlichtweg ein einzigartiger Design-Werkstoff, so Zach. „Besonders in der Innenraumgestaltung ist dieses Material unerlässlich. Die Leichtigkeit, die es ausstrahlt, die Lichtdurchlässigkeit, das Spiel aus Verbindung und Trennung zweier Räume, dazu die gleichzeitige Härte und Eleganz – das alles kann mit keinem zweiten Baustoff so erzeugt werden.“

Das hat für den Tischlermeister fast schon eine emotionale Bedeutung. „Das Arbeiten mit Glas ist nicht zuletzt so spannend aufgrund seiner Sensibilität, denn das Material verzeiht keine Fehler und fordert materialgerechte Verarbeitung und exakten Einbau.“ Womit sich irgendwie der Kreis schließt zu künstlerischen Anwendungen, wie sie im Wiener Akademietheater rund um den „Märchenkönig“ zu bestaunen waren.

Redaktion

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