Thaler Stahlbau zog Schiffbau-Auftrag an Land

Redaktion Metall
20.10.2020

Das Familienunternehmen Thaler Stahlbau aus Hard in Vorarlberg zog im Frühjahr 2019 einen Auftrag an Land, in dem der Deckaufbau eines Fährschiffs der Pella Sietas Werft in Hamburg gefertigt wurde. Der Spezialist für Stahlhallen, Gebäude- und Anlagenbau blickt auf einen ereignisreichen Arbeitsprozess zurück.

Die Stadtwerke Konstanz hatten bei der Pella Sietas-Werft in Hamburg den Neubau eines Fährschiffs für die Verbindung Konstanz-Meersburg in Auftrag gegeben, das eine auszumusternde Fähre ersetzen wird. Eigentlich wollte man dafür in der Werft in Hamburg einzelne Teilabschnitte fertigen, die dann aus dem hohen Norden nach Vorarlberg transportiert und zusammengeschweißt werden sollten. “Da die regionale Produktion des Deckaufbaus aber im Endeffekt wirtschaftlicher erschien, haben sich die Hamburger an die Werft Fußach gewandt, die wiederum uns als Partner empfohlen hat”, erzählt der Geschäftsführer von Thaler Stahlbau Christian Thaler. Im Frühjahr 2019 kam man dann auf ihn und seinen Bruder Thomas, beide führen das Unternehmen in dritter Generation, zu. “Man hat nach einem Partner aus der Region gesucht, der sich den Auftrag vor allem auch zutraut. Für uns war sofort klar, dass wir zusagen”, so Thaler. Die Auftragsvergabe folgte im September 2019, der Projektstart war im Oktober.

Das Thaler Stahlbau-Team.

Für den raschen Produktionsbeginn im Dezember einigte man sich darauf, dass das Layout von der Werft kommt und die Detail- und Fertigungsplanung von Thaler Stahlbau übernommen wird, da man im Familienunternehmen zumindest mit Plänen und Abläufen arbeiten wollte, die auch bekannt sind.

Nach der Endmontage und dem letzten Schliff wurde das Schiff bereits im Mai dieses Jahres in Fußach zu Wasser gelassen. Insgesamt sind 160 Tonnen Schiffsbaustahl und über 10.000 Arbeitsstunden bei Tag und Nacht in den 52 Meter langen und elf Meter hohen Deckaufbau geflossen. In der Nacht oft deswegen, weil die riesigen Teile in der Halle bewegt und dabei keine Mitarbeiter gefährdet werden sollten. Immerhin wurde in Hard das Alltagsgeschäft im klassischen Stahlbau weitergeführt. “Mit dem Platz wurde es hie und da ziemlich eng, weshalb wir kurzerhand sogar das Hallentor erweitern mussten”, sagt Thaler. Auch ansonsten war Lösungsorientiertheit das Gebot der Stunde, denn Herausforderungen gab es mehr als genug. “Da im Schiffsbau alles geschweißt wird, hatten wir immer wieder mit Verzug zu kämpfen, und vieles musste dann einfach mit roher Gewalt in Form gebracht werden. Im herkömmlichen Stahlbau wäre so etwas nicht denkbar.” Ebenfalls undenkbar im Stahlbau sind die zahlreichen gewölbten Linien, die es so nur im Schiffsbau gibt. “Das war definitiv etwas Neues für uns, aber auch das haben wir geschafft.” Und auch die Erfüllung der EU-Schiffsbaunormen musste klarerweise eingehalten werden.

160 Tonnen Schiffsbaustahl und mehr als 10.000 Arbeitsstunden flossen in den Deckaufbau.
© Chrysanth Thaler Stahlbau

“Im Nachhinein fragen wir uns oft, wie wir das alles geschafft haben. Aber es hat funktioniert”, freut sich Thaler, der den Auftrag keine Sekunde bereut hat. “Es war natürlich eine Riesenherausforderung. Aber gleichzeitig war es eine enorm spannende Zeit für das ganze Team, in der wir alle sehr viel gelernt haben. Wir würden jederzeit wieder zusagen.

[Quelle: METALL 10/2020]

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