Nachhaltigkeit

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt

17.11.2022

Bereits seit einigen Jahren setzt Tischler Klaus Weissengruber auf eine energieeffiziente Fertigung. Nun möchte er seine PV-Anlage um weitere Photovoltaikpaneele ergänzen.

Um in Zukunft als Tischlerei bestehen zu können, braucht es weit mehr als „nur“ moderne Maschinen. Vielmehr gilt es im Sinne der Nachhaltigkeit alternative Wege für ein umweltschonendes Wirtschaften zu finden, das nicht nur die Fertigung, sondern auch die Logistik miteinbeziehen sollte. Die Umstellung jener innerbetrieblichen Prozesse ist immer auch mit gewissen Kosten verbunden, weshalb eine langfristige Unternehmensplanung auch für Tischler*innen immer wichtiger wird, wie Klaus Weissengruber aus Ried in der Riedmark weiß. Nicht erst seit Ausbruch der Pandemie und den damit verbundenen Debatten rund um ressourcenschonende Produktionsweisen setzte sich der Tischler mit den Chancen einer nachhaltigen Unternehmensstruktur auseinander. Das zahlt sich jetzt aus, denn in Anbetracht der rapide steigenden Strompreise ist ein nachhaltiges Wirtschaften schon jetzt von elementarer Bedeutung. Das kommt überdies nicht nur dem Ertrag, sondern auch dem Umwelt- und Klimaschutz zugute.

Zeiten des Aufbruchs

Gegründet wurde der familieneigene Betrieb Mitte der Sechzigerjahre – zu einer Zeit, als der Umweltschutz in Österreich noch längst kein Thema war. Damals jagte eine Hochkonjunktur die nächste und auch das Tischlerhandwerk boomte: „Es gab viel zu tun. Mein Vater hat den Betrieb 1965 im Erdgeschoß seines damaligen Wohnhauses begonnen und seitdem immer weiter ausgebaut. Ich hab das von klein auf hautnah mitbekommen und so stand für mich bald fest, dass ich auch einmal im Handwerk tätig sein möchte“, erklärt der Tischlermeister seinen Weg in das Holzhandwerk. An der HTBLA Hallstatt begann er seine Ausbildung zunächst mit einem Jahr in der Klasse für Drechslerei, anschließend folgten noch vier Jahre Fachschule für Tischlerei.

Eine unverhoffte Wende

In Zukunft plant die Tischlerei eine Erweiterung des firmeneigenen Schauraums, um die Möbel in einem noch authentischeren Rahmen präsentieren zu können. © Klaus Weissengruber
In Zukunft plant die Tischlerei eine Erweiterung des firmeneigenen Schauraums, um die Möbel in einem noch authentischeren Rahmen präsentieren zu können. © Klaus Weissengruber

Während Weissengruber im Jahr 1986 das dritte Ausbildungsjahr für Tischlerei in Hallstatt absolvierte, folgte eine Wende, die sein Leben praktisch für immer veränderte: Er erhielt die Möglichkeit, den familieneigenen Betrieb zu übernehmen. „Das war wirklich ein Ding. Damit hätte ich niemals gerechnet. Ich habe sofort begriffen, dass das eine Chance ist, die sich so nur einmal im Leben bietet“, erinnert sich der Tischlermeister zurück. Zunächst führte er die Tischlerei mehrere Jahre lang mit seinem Vater – parallel legte er im April 1990 die Meisterprüfung ab und absolvierte von 1991 bis 1993 zusätzlich zu seiner fachlichen Ausbildung ein Intensivstudium in Betriebswirtschaft speziell für Klein- und Mittelunternehmen in St. Gallen in der Schweiz. Nach der Übernahme des Betriebes im August 1999 habe er sich dann viel mit den Möglichkeiten einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft beschäftigt. „Durch mein Studium in St. Gallen habe ich einen völlig anderen Blick auf die Vorgänge im Betrieb gewonnen. Ich sehe mich nicht nur als Handwerker, sondern vor allem auch als Unternehmer“, so der Mühlviertler.

Eine kluge Investition

Tischlermeister Klaus Weissengruber mit seiner Frau Manuela. Der familieneigene Betrieb wird in mittlerweile zweiter Generation geführt. © Klaus Weissengruber
Tischlermeister Klaus Weissengruber mit seiner Frau Manuela. Der familieneigene Betrieb wird in mittlerweile zweiter Generation geführt. © Klaus Weissengruber

Durch die Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten rund um die Optimierung von betriebsinternen Prozessen erwuchs die Idee, die Tischlerei sukzessive in eine nachhaltige Fertigung und Logistik zu überführen. So stellte der Möbeltischler vor rund drei Jahren auf eine solarbetriebene Stromerzeugung um – kurz darauf brach die Pandemie aus. Zu diesem Zeitpunkt war das Projekt jedoch bereits im vollen Gange. „Natürlich habe ich mich immer wieder gefragt, ob diese Investitionen überhaupt Sinn machen, denn insbesondere in den ersten Wochen der Pandemie herrschte eine große Unsicherheit. Viele haben mir dann auch davon abgeraten, aber ich habe mich dann bewusst dazu entschieden, dieses Wagnis einzugehen“, erinnert sich Klaus Weissengruber zurück. Der Erfolg gibt ihm recht: Die errichtete 200-kWp-PVAnlage kann bereits heute etwa 60 Prozent des Strombedarfs für den gesamten Betrieb mit dem sehr stromintensiven Maschinenpark abdecken. In den betriebsfreien Zeiten wird die überschüssige Energie ins Netz eingespeist und steht so anderen Anwohnern in der Umgebung als hundertprozentiger Ökostrom zur Verfügung. Das gesamte Projekt beinhaltete auch die Umstellung der gesamten Beleuchtung auf rund 400 hocheffiziente LED-Lampen, wodurch zusätzlich eine wesentliche Verringerung des Strombedarfs erreicht wurde. Im nächsten Schritt plant Weissengruber komplett energieautark zu werden. Die zweite Ausbaustufe der PVAnlage ist bereits in Planung, diese soll auf dem Dach der neu gebauten Endfertigungshalle installiert werden. 

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