Wer absperrt, muss auch öffnen können
Notöffnungen sind gefragter denn je. Für Tischlerinnen und Tischler kann dieses Geschäftsfeld eine lukrative Ergänzung sein. Doch worauf kommt es an?

Wenn es einen Fachmann für Sicherheitsfragen gibt, dann muss das der Tischler sein. Er fertigt und montiert Fenster, Balkontüren, Wohnungseingangstüren und Haustüren jeglicher Art. Jetzt soll es mitunter vorkommen, dass genau das Gegenteil, eine Notöffnung, gefragt ist. Plötzlich soll ein Fenster, eine Innentür oder eine Haustür geöffnet werden. Natürlich soll das Ganze möglichst schadensfrei für den Besitzer des Hauses oder der Wohnung passieren. Sind Sie da der richtige Ansprechpartner? Hier möchte das Tischler Journal helfen und Ihnen einige Dinge aufzeigen, die vor und während einer Notöffnung zu bedenken bzw. zu beachten sind.
Gründe für eine Öffnung
Ein Kunde möchte seine Haustür, die von Ihnen montiert wurde, durch Sie öffnen lassen. Natürlich werden sie nach dem „Warum?“ fragen. Da können viele Gründe ursächlich sein. Vielleicht hat er seine Schlüssel verloren oder verlegt. Der Schlüssel ist beim Öffnen abgebrochen oder die Tür versehentlich zugefallen. Fakt ist, Hilfe wird gebraucht und man erinnert sich an Sie und Ihren Betrieb. Wäre nicht ein zweites Standbein mit einem solchen Service eine Option für das Unternehmen? Nicht immer laufen solche Aufträge wie im geschilderten Fall über Bestandskunden. Da ist vielleicht der Nachbar, dem Ähnliches passiert ist. Ein Installateur, der wegen eines möglichen Wasserschadens in einem Mietshaus dringend Zutritt zu einer Wohnung benötigt. Der Mieter einer Wohnung oder sogar ein Eigentümer, dessen Mieter sich abgesetzt haben. Vielleicht auch die Polizei oder eine andere Behörde, die einen Zutritt zur Wohnung benötigt.
Weiterhin können diverse Schloss- und Beschlagsdefekte auftreten oder es geht um eine schon ewig verschlossene Tür ohne Schlüssel. Ein Eigentümerwechsel, ein Gerichtsbeschluss und vieles mehr können Gründe für eine Türöffnung sein. Mitunter sind solche Aufträge lukrativ. Ist das eine Möglichkeit, auf diese Weise seinen Betrieb besser auszulasten?
Zugangsarten prüfen
Bevor man zur Tat schreitet, sollte überlegt werden, welche Alternativen für eine Öffnung zur Verfügung stehen. Grundsätzlich lohnt es sich, diese im Gespräch einige abzufragen. Sind im Haus Kellerräume, über die man in das Haus gelangt? Gibt es gekippte Fenster oder Balkontüren? Ist möglicherweise ein weiterer Zugang vorhanden? Sind Fenster und Balkontüren einfach zu erreichen, oder handelt es sich um eine Wohnung im zweiten, dritten oder in einem höheren Stockwerk? So lassen sich folgende Zugangswege festhalten: Haustür bzw. Wohnungseingangstür, Fenster oder Balkontür. Möglicherweise ist ein gekipptes Fenster durch einen Lichtschacht erreichbar, der schlecht oder gar nicht gesichert ist? Hier gilt es zu überlegen, welchen Zugang man bestenfalls wählt. Manchmal kann es hilfreich sein, zuerst das Objekt zu erkunden, bevor man sich an die Arbeit macht.
Bevor man mit der Arbeit beginnt
Sind Sie sich sicher, dass sie mit dem Eigentümer oder Mieter sprechen? Was auf dem Land oder im eigenen Kundenkreis mitunter nachvollziehbar ist, muss im Tagesgeschäft zwangsläufig nicht so sein. Im Idealfall bekommen Sie einen Auftrag vom Vermieter oder der Nachbar ruft an. „Frau Beispiel hat sich ausgeschlossen und benötigt ihren Service.“ Was ist, wenn Sie Zweifel haben? Dann hat man unterschiedliche Möglichkeiten: Man fragt beim Nachbarn nach oder erkundigt sich beim Vermieter. Oftmals klären sich solche Dinge recht einfach auf. Meist kümmert sich bereits ein Angehöriger oder Nachbar. Vorsicht, hier könnten auch Kriminelle aktiv sein. Daher gilt es grundsätzlich, mit einem Öffnungsprotokoll zu arbeiten. Auch bei einem Handwerksbetrieb, einer Behörde oder sogar der Polizei, ist man mit einem solchen immer gut aufgestellt.
Das Öffnungsprotokoll
Die meisten Aufträge beginnen mit einem Anruf. In diesem Moment beginnt der Prozess einer Türöffnung und somit auch das Führen des Öffnungsprotokolls. Hier werden die Daten wie Name, Ort, Straße, Hausnummer, Etage aber auch die Kontaktdaten vom Anrufer und Auftraggeber samt gültiger Ausweisnummer abgefragt und hinterlegt. Ebenfalls wichtig ist eine Telefonnummer für eventuelle Rückfragen, die der Monteur an den Auftraggeber bzw. die Person vor Ort stellen möchte.
Weiters wird der Name des Monteurs vermerkt , ebenso wie die Zeiten des Auftragseingangs sowie die Zeit, an welcher der Monteur vor Ort eintrifft. Außerdem wichtige Details sind Angaben wie der Zustand der Tür bzw. des Schlosses. Informationen, wie Schlüssel abgebrochen, Schlüssel verloren oder Schloss nicht mehr funktionstüchtig, müssen hier hinterlegt werden. Es müssen bei einem Auftrag durch eine Behörde Angaben wie Dienststelle, Dienstgrad und Aktenzeichen aufgelistet werden.
Neben sämtlichen Daten sollte auch die Vorgehensweise dokumentiert werden. Hier gilt es Details wie Türöffnung mit bzw. durch diese oder jene Vorgehensweise oder Fensteröffnung entsprechend zu dokumentieren. Weiterhin sollte vermerkt werden, in welchem Zustand die Wohnung bzw. das Haus verlassen wurde. Sind Beschädigungen entstanden oder kann die Wohnung wieder sicher verschlossen werden? Auch eine Zeitangabe über die Beendigung der Arbeiten sollte vorhanden sein. Letztlich erfolgt noch eine Unterschrift von beiden Parteien, um das Protokoll komplett zu machen.

(c) Volk Sicherheitstechnik
Unterschiedliche Herangehensweisen
Beim Eintreffen vor Ort können ganz unterschiedliche Situationen vorherrschen. Hier gilt es ganz genau zuzuhören, in welcher Problemsituation der Auftraggeber ist. Der Klassiker, die Wohnungstür ist zugefallen, kann mitunter auch zu einer Herausforderung werden. Wenn z.B. signalisiert wird, hier ist ein älterer Mensch bzw. ein Kleinkind in Gefahr oder die Herdplatte ist noch angeschaltet. Tür ist nicht gleich Tür und das Falzbild einer Haus- bzw. Wohnungstür kann als Einfach- oder Doppelfalz ganz unterschiedlich ausgeführt sein. Aber vielleicht ist der Zustieg über ein Fenster bzw. eine Balkontür möglich.

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Ein anderes Szenario ist, das Schloss funktioniert nicht mehr. Hier müssen verschiedene Situationen analysiert werden. Liegt eine Schlossirritation vor oder handelt es sich um einen Fallenbruch? Ist eine Mehrfachverriegelung oder ein Standardschloss verbaut? Kommt die Störung möglicherweise vom Schließzylinder oder doch vom Schloss bzw. der Mechanik der Mehrfachverriegelung? Hier muss genau abgewogen werden, welchen Weg man im Zuge der Türöffnung beschreiten möchte, um einerseits den Öffnungsaufwand und andererseits den nach der Öffnung erforderlichen Reparaturaufwand so gering wie möglich zu halten.
Weiterbildungsmöglichkeiten nutzen
Wie unschwer zu erkennen ist, gibt es keinen Königsweg für eine Türöffnung. Eine Vielzahl von Falz-
ausführungen, Schlössern, Schließsystemen und Fensterbeschlägen in ganz unterschiedlichen Problemsituationen machen fast jede Öffnung zu einem einzigartigen Vorgang. Sicher wiederholen sich im Lauf der Tätigkeit diverse Türsysteme und Szenarien, aber es ist immer wieder eine Herausforderung für den Monteur, zu den richtigen Hilfsmitteln zu greifen um das für den Auftraggeber beste Ergebnis zu erzielen. Hier ist es ratsam, sein Wissen regelmäßig aufzufrischen und neue Werkzeuge und Hilfsmittel kennenzulernen. Eine Möglichkeit bieten Seminare und Hausmessen, auf denen man sich oft im kleinen Kreis über Neuerungen informieren und mit anderen Besuchern austauschen kann. Oft kann man dort auch diverse Systeme am Beispiel ausprobieren und testen.

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Das Fazit
Haus- und Wohnungstüren sind sicherheitsrelevante Bauelemente. Diese im Auftragsfall einfach zu öffnen, wird durch diverse Sicherheitseinrichtungen immer mehr erschwert. Nur wer die Grundlagen kennt und mit den richtigen Hilfsmitteln kombiniert, kann erfolgreich in kurzer Zeit und ohne großen Reparaturaufwand solche Aufträge umsetzen. Der Tischler, mit seinem Fachwissen rund um Türen, Fenster, Schlösser und Schließsysteme, verfügt über die entsprechenden erforderlichen Grundlagen. Wird das Fachwissen mit den richtigen Hilfsmitteln und Werkzeugen kombiniert, stehen auf diesem Markt viele Türen offen.