AGTA 2024
Geometrie in Glas
Polyhedra ist eine hängende Glas-Installation, deren geometrische Grundlage der platonischen Körper Dodekaeder ist. Konkret entsteht der Eindruck, dass ein sogenannter kleiner Dodekaederstern von einem abgestumpften Dodekaederstern umschlossen wird. Tatsächlich besteht das Objekt aus 12 separaten, in sich geschlossenen Glaskörpern, die in einer Edelstahl-Konstruktion klemmen und aus verschiedenfarbigen und farblosen Glasstücken gefertigt sind.
Künstlerische und technische Experimente
"Ich experimentiere schon seit vielen Jahren mit UV-verklebten geometrischen Körpern aus Glas", erzählt Glaskünstler Thomas Medicus, der Polyhedra entworfen und geschaffen hat. Nachdem derartige Konstruktionen schnell zu schwer werden, um sich noch sinnvoll mit UV-Kleber verbinden zu lassen, ist die Größe der Objekte begrenzt. Um größere Objekte mit dieser Technik bauen zu können, braucht es eine Stützstruktur – wie bei Polyhedra. Gemeinsam mit dem Schlosser Michael Gassebner entwickelte der Innsbrucker Glaskünstler einen Dodekaeder aus Edelstahl- Stäben. Ein Dodekaeder ist ein Körper mit zwölf Flächen. Und so komplex, wie er klingt: "Das Unterfangen stellte sich wegen des Schweißverzugs als nicht ganz einfach heraus und gelang nicht auf Anhieb", erzählt Thomas Medicus. Schließlich klappte es. In die Metall-Struktur konnten nun die 12 geklebten Glaskörper eingesetzt und mit anschraubbaren Laschen fixiert werden. "Trotz der mechanischen Sicherung in der Edelstahlkonstruktion ist eine Überkopf-Anwendung mit dieser Technik nicht möglich, auch wenn die einzelnen Glaskörper in sich geschlossen sind und dadurch eine sehr stabile Verklebung erreicht wird", merkt der Künstler an.
Polymorphe Polyhedra
Polyhedra hat einen maximalen Durchmesser von 120 Zentimetern und wiegt rund 60 Kilogramm. Als hängende Glas-Installation ist Polyhedra nicht nur ein geometrisches Objekt, sondern auch ein Farb- und Lichtexperiment: Durch die Überlagerung von blauen und gelben Glasstücken entstehen grün-türkise Farbmischungen, die kaum von den tatsächlich türkisen Glasstücken zu unterscheiden sind. Mithilfe eines Scheinwerfers wird dieses Lichtspiel aus dem Objekt heraus auf die dahinterliegende Wand projiziert. "Die Installation kann mit Modellen der mathematischen Virologie in Verbindung gebracht werden. Das Dodekaeder bildet zusammen mit dem Ikosaeder die Grundform vieler Viren. Farbige Darstellungen von Virus-Proteinhüllen und ihren geometrischen Grundstrukturen, die in der Wissenschaft verwendet werden, haben einen ähnlichen Aufbau wie Polyhedra", erklärt Thomas Medicus. Der Glaskünstler freut sich, dass seine experimentelle Glas-Installation auch die Jury der Austrian Glastechnik Awards 2024 überzeugt hat. Wen Polyhedra ebenso begeistert – sie ist noch verfügbar und kann erworben werden.
Polyhedra – Hard Facts
Abmessungen: max. Ø 120 cm
Materialien: Floatglas, mundgeblasenes Echt-Antik-Glas, Edelstahl, UV-Kleber, EPDM, PVC
Gewicht: ca. 60 kg
Jahr: 2024
Beteiligt: Michael Gassebner
Verfügbarkeit: ja
Weitere Infos: thomasmedicus.at