Wintergartentrends
Von wohlig bis warm
"Der Boom moderner Wintergärten hat Mitte der 1980er begonnen, hauptsächlich als halbwarmer Wintergarten mit Zweifachisolierverglasung ausgeführt und mit einer Türe getrennt vom Wohnraum, um an besonders kalten Tagen den Wintergarten nicht mitheizen zu müssen. Ein Auslöser für diesen Boom waren vor allem auch die Entwicklungen in der modernen Glasindustrie“, erzählt Monika Thurnher, Geschäftsführerin des österreichischen Familienunternehmens Alco. "Gerade im Bereich Solarglas entstehen derzeit spannende Entwicklungen: Es gibt Gläser, die transparent sind und gleichzeitig durch Ableitung der UV-Strahlen in den Randverbund Strom produzieren können. Optisch sind diese Gläser noch verbesserungswürdig, aber die Entwicklung schreitet rasant voran." Der Einsatz von Vakuumglas sei eine weitere spannende Möglichkeit, da diese aus nur zwei Schichten bestehen, deutlich dünner als herkömmliche Dreifach-Isolierverglasungen sind und sogar bessere thermische Werte bieten. "Die Scheiben werden am Rand verschmolzen und sind damit später auch leichter zu recyceln. Der statische Vorteil durch das geringere Gewicht darf nicht unterschätzt werden", erklärt Monika Thurnher. Die Möglichkeiten sind jedenfalls vielversprechend: smartes Glas – elektro- oder thermochrom –, das die Transparenz anpasst und den Sonnenschutz einspart, integrierte Solarzellen und auch Liquid Crystal Glas, das wiederum für optimalen Sichtschutz sorgt.
Die Erweiterung und Öffnung des Arbeits- und Wohnraums zum Außenraum – möglichst flexibel und möglichst variabel –, das ist die Hauptaufgabe von Sommer- und Wintergärten.
Gute-Laune-Architektur
Erweiterung und Öffnung des Arbeits- und Wohnraums zum Außenraum – darin sieht Johannes Söllinger, Projektberater bei Wicona Austria, die Hauptaufgabe von Sommer- und Wintergärten – möglichst flexibel, möglichst variabel. Für ihn ist das ein großes Thema auch in der Wirtschaft, allen voran in der Gastronomie, aber auch in Betrieben, die durch schöne Terrassen einen Wohlfühlbereich zur Kunden- oder Mitarbeiterbindung schaffen. Nicht zu vergessen die exklusiven Immobilien- und Wellnessbetriebe mit Poollandschaften, die variabel geöffnet und geschlossen werden. "Für diese Anwendungen benötigt es aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen unterschiedliche Leistungsfähigkeiten hinsichtlich Wärmeschutz, Lärmschutz, Einbruchhemmung und optional elektrische Bedienung. Dabei sind Glas- und Öffnungsgrößen ein wesentlicher Punkt", so Johannes Söllinger. "Wicona bietet hier mit seinen verschiedenen Produkten für Hebeschiebetüren, Schiebetüren und Faltschiebetüren sehr große Abmessungen. Das Wicona 'Wicslide 75FD' Faltschiebesystem bietet zum Beispiel mit bis zu zehn öffenbaren Flügeln eine maximal öffenbare Länge von zwölf Metern bei einer maximalen Höhe von drei Metern.
Besonders elegant wirkt das Schiebesystem Wicona "Artline XL", nicht zuletzt durch seine Nurglas-Optik, den schlanken Profilen und einer maximalen Flügelhöhe bis zu 4,5 Metern. Mit ins Paket gehört die Kombination mit sonnenschutzwirksamen Beschichtungen am Glas oder variablen beweglichen Sonnenschutzsystemen, um die Kühlung im Sommer zu verhindern oder deutlich zu reduzieren, genauso wie die Kombination der Systeme mit Photovoltaikelementen.
Neu ist für Aluminium-Systeme, dass die Reduktion der CO2-Bilanz und die Reduktion des Primärenergiebedarfes bei der Auswahl des Materials maximiert werden kann. Wicona setzt immer mehr Kreislaufwirtschaft und somit auf den Einsatz von "Hydro Circal 75R", ein Material mit einem Anteil von mindestens 75 Prozent Recycling-Aluminium. "Ein weiterer Schritt zur Reduktion des CO2-Ausstoßes ist auch die Möglichkeit die Gläser in unseren Systemen aus Basismaterial der Saint Gobain Glass Typ 'Oraé' zu verwenden. Durch erhöhte Nutzung von Glasscherben in der Produktion ist es gelungen den CO2-Footprint drastisch zu reduzieren", fügt Johannes Söllinger hinzu.
Mit einem außenliegenden Sonnenschutz kann das Aufheizen des Innenraums verhindert werden. Besonders empfehlenswert sind zudem im Glas integrierte BIPV-Module. Diese sorgen für eine Verschattung beim Sonneneinfall und erzeugen gleichzeitig Strom für den eigenen Haushalt.
Die Sonne als geschätzter Partner
Bezüglich Nachfrage anderer Meinung ist Matthias Grote, Produktmanager Fassadensysteme bei Schüco, der den Trend zum Wintergarten eher im Privatbereich und weniger in der Gastronomie beobachtet. Die Voraussetzungen, Bestrebungen, Entwicklungen für einen angenehmen Aufenthalt sind aber da wie dort gleich. "Die technischen Entwicklungen gehen klar in die Richtung einer zunehmenden Wärmedämmung, was auch das Glas betrifft. Daneben sind der Einbruchschutz und der Sonnenschutz relevante Entwicklungsfelder. Dies gilt es auch in der Beschaffenheit des Glases zu berücksichtigen", sieht Matthias Grote klar die Trends. "Auch sollte das Glas über einen guten Einbruchs- und Sonnenschutz verfügen sowie gute Wärmedämmwerte aufweisen. Bei Überkopfglas ist zudem darauf zu achten, dass es sich um Sicherheitsglas handelt. Große Faltschiebetüren sind eine Entwicklung, die es insbesondere für die Sommermonate ermöglicht, den Wintergarten großflächig nach außen zu öffnen."
Auch auf einen effektiven Sonnenschutz sollte nicht vergessen werden. "Ein innenliegender Sonnenschutz ist in der Regel jedoch nicht zu empfehlen, da er zwar verschattet, die Sonne jedoch zunächst nach innen dringt und den Raum aufwärmt", gibt er zu bedenken. "Mit einem außenliegenden Sonnenschutz kann das Aufheizen des Innenraums verhindert werden. Besonders empfehlenswert sind zudem im Glas integrierte BIPV-Module. Diese sorgen für eine Verschattung beim Sonneneinfall und erzeugen gleichzeitig Strom für den eigenen Haushalt."
Vom Falten und Schieben
Kubische Bauformen, großflächige Öffnungen und maximale Transparenz kombiniert mit höchstmöglichem Bedienkomfort: Das sind laut Thomas Mair, Vertriebsleiter Österreich Solarlux, die begehrtesten Features für einen Winter- oder Sommergarten, insbesondere im Bereich des gehobenen Privatklientels, bei dem die Anfrage spürbar gestiegen sind.
Solarlux hat sich über die Jahre mit besonders schmalen Profilansichten, auch bei großformatigen Bauelementen, einen Namen gemacht. Dieses Jahr wurden die Glas-Faltwände und Fenster der wärmegedämmten, kantigen Aluminium-Profilsysteme "Ecoline" und "Highline" um die Schiebetüren "Ecoline S" und "Highline S" ergänzt zugunsten eines noch homogeneren Erscheinungsbildes. Mit nur 55 Millimetern ist bei den Schiebtüren die Ansichtsbreite im Flügelstoß schmal, die Stulp-Profilleisten kommen ohne sichtbare Verschraubungen aus. Sowohl die Schiebetür "Ecoline S" als auch die "Highline S" können mit ein-, zwei- oder drei-spurigen Blendrahmen ausgeführt werden und bieten eine barrierefreie Bodenschiene mit integrierter Entwässerung. Kugelgelagerte, taillierte Edelstahlrollen laufen leichtgängig auf einer formoptimierten Edelstahlschiene, wodurch sich eine optimale Lastabtragung gerade auch bei hohen Flügelgewichten ergibt. Die zentrische Führung des Schiebeflügels verringert die Reibkräfte zusätzlich, so dass auch im Dauerbetrieb eine wartungsarme und verschleißfreie Bedienung entsteht.
"Die Markteinführung der 'Proline T' und 'Proline T Mega' als Lärm- und Wind/Wetterschutzverglasung für den besonders anspruchsvollen Nutzer, sowie die 'Ecoline S' und 'Highline S' als hervorragende Schiebevariante der bereits seit Jahren praxiserprobten und erfolgreichen Glasfaltwandvariante", sagt Thomas Mair. "Der optische und designorientierte Anspruch ans Produkt unterstreicht den Komfort und Nutzen für den User. Alle Systeme sind als Unterbauvarianten sowohl für Winter- wie auch für Sommergärten hervorragend kombinierbar."
Angesprochen auf die Integration weiterer Funktionen lässt er wissen: "Als zusätzliche Sonnenschutzvariante zu allen herkömmlichen und bewährten Auf- beziehungsweise Unterglasmarkisen können unsere Designdächer auch mit Photovoltaikgläsern ausgestattet werden. Der solarenergetische Nutzen der Stromgewinnung wird kombiniert mit einer eingeschränkten direkten Sonneneinstrahlung. Die Regel- und Steuerbarkeit der unterschiedlichen Beschattungssysteme (Markisen, Screens, etc.) verbindet wiederum den Nutzen mit dem Komfort für den User."
Draußen, aber nicht ganz
Bohle entwickelte mit "FloorTrack" erstmals ein neuartiges, bodengeführtes Glas-Schiebetürsystem für den Außenbereich, das sich nicht nur den privaten Sommergarten, sondern beispielsweise auf für eine praktische Terrassenabgrenzung in der Gastronomie eignet. Je nach Wunsch kann zwischen zwei Bodenschienen gewählt werden: Während die eine Variante im Boden eingelassen ist, kann ebenso eine aufgesetzte Laufschiene montiert werden. Dabei sind für eine elegante Glas-Trennwand drei bis fünf Schiebe-Elemente mit einer maximalen Breite von je 1,10 Metern möglich. Die Bodenprofile sind einerseits individuell kürzbar, und lassen sich andererseits mithilfe von Verbindungselementen zu einer Gesamtbreite von über zehn Meter aneinanderreihen. Auf diese Weise lassen sich sowohl schmale als auch breite, gläserne Trennwände realisieren Die einzelnen Glasflügel aus zehn Millimeter ESG per praktischem Mitnehmer miteinander verbunden – ein wesentliches Merkmal für ein einfaches, unkompliziertes Schließen der offenen Trennwand. Die gestalterische Flexibilität setzt sich mit den drei Oberflächen Weiß, Anthrazitgrau und Alufarbig eloxiert fort, mit denen sich "FloorTrack" jeder Architektur optimal anpasst. Mit eloxierten Beschlägen ist "FloorTrack" mehr als fit für den Einsatz im Außenbereich. Für die Montage noch gut zu wissen: Die Höhenverstellbarkeit unterstützt eine perfekte Ausrichtung der Scheiben.
Aus eins mach drei
Etwas anders geht Hersteller Warema an die Sache heran: Um einen geschützten Ort im Freien zu schaffen, bietet er Dachsysteme für Terrasse und Garten wie mit dem neuen, ganzheitlich konzipierten Lamellendach "Lamaxa L50", das mit per Motor schwenkbaren Aluminium-Lamellen, Stoffbehang "Lamaxa L50 Tex", der nach Wunsch als Sonnenschutz oder als wasserresistentes Dach mit integriertem Wasserablaufsystem gewählt werden, oder als "Lamaxa L50 View" mit Glasbedachung und zusätzlich mit innen- oder außenliegenden "Climara" Wintergarten-Markise ausgestattet werden kann.
Basierend auf einem filigranen Grunddesign mit einer schlanken Traverse und schmalen Pfosten eignet sich das System als freistehende Variante, zur Wandanbindung oder als Reihen- beziehungsweise Sternanlage. Für eine unkomplizierte Montage offeriert Warema ein entsprechendes Schulungsangebot für die Verarbeiter*innen.
Speziell für "Lamaxa L50" hat Warema beispielsweise die Fenster-Markise "GranTex" mit "easyZIP"-Führung konzipiert, eine aufgesetzte, bis zu sechs Metern breite ZIP-Anlage. Sie bietet zuverlässig seitlichen Sicht- und Windschutz. Alternativ führt Warema ein Glasschiebesystem sowie Schiebeläden mit Holz- oder Aluminiumfüllung für die Gestaltung der Seitenwände ein. Umlaufende LED-Beleuchtung sowie Heizstrahler ermöglichen eine erweiterte Nutzung.
Sämtliche Funktionen lassen per Tablet oder Smartphone durch WMS WebControl pro steuern. Bei "Lamaxa Free", Reihenanlagen ("Line") und Wandanbindung befindet sich die Elektroverteilung nicht im Pfosten, sondern an einer der Traversen. Dadurch lässt sich auch bei Anlagen mit mehr als 16 Quadratmetern die Regenklasse 2 erreichen. Zudem reduzieren Bürstenkeder in den Traversen unerwünschten Schmutzeintrag bei den Lamellendächern.
(bt)