Fassade & Nachhaltigkeit
Intelligent und effizient
Das im Jahr 2018 eröffnete Viersternehotel steht auf dem Gelände eines ehemaligen Industriegebietes im Südosten von Amsterdam. In dem aufstrebenden, neuen Viertel setzt das markante Gebäude-Ensemble einen deutlichen städtebaulichen Akzent. Neben dem schlanken, fünfundsiebzig Meter hohen Turm mit den harmonisch abgerundeten Kanten gehört dazu ein achtgeschoßiger Sockel, der an die Höhe der Nachbarbebauung anschließt. Auf einer Bruttogeschoßfläche von über achtzehntausend Quadratmetern sind in dem Neubau unter anderem 288 Hotelzimmer und ein Restaurant untergebracht.
Im Sinne der Nachhaltigkeit
Im Auftrag der Bauherrin Amstelside BV planten die Architekturbüros Paul de Ruiter Architects und Mulderblauw Architects gemeinsam ein nachhaltiges Gebäude, das den Verbrauch von Wasser, Energie und anderen Ressourcen auf ein Mindestmaß reduziert. In geschlossenen Kreisläufen werden erzeugte Wärme, Brauchwasser und Abfall effizient weiterverwertet. Doch nicht nur der Betrieb läuft so energieneutral wie eben möglich, auch beim Bau achteten die Planer auf einen effektiven Einsatz der Ressourcen. So kamen zum Beispiel viele recycelte Materialien aus der näheren Umgebung zum Einsatz. Erklärtes Ziel für den Bau des QO war dabei, nicht nur den Einfluss auf die Umwelt zu reduzieren, sondern auch das Thema „Hotel“ völlig neu zu definieren. Entscheidender Bestandteil des ausgeklügelten Nachhaltigkeitskonzepts ist die intelligente Fassade, in der Funktionalität und Energieeffizienz zu einer ästhetischen Einheit verschmelzen. „Wir haben uns für eine Aluminiumfassade entschieden, weil der Recyclinganteil hier höher ist als bei Stahl und sie so bei der LEED-Platin-Zertifizierung im Materialeinsatz deutlich besser abschneidet“, erklärt Architekt Robert Mulder. Aluminium sei für einen solchen Fassadentyp am nachhaltigsten.
Die Fassade, die „lebt“
„Wir sind sehr stolz auf dieses Gebäude. Es ist wirklich einzigartig auf der Welt“, erklären die Architekten. Besonders die Entwicklung der Fassade sei ein recht langer Prozess gewesen. „Die Herausforderung bei der Fassade bestand darin, sie so zu steuern, dass sie intelligent auf das Klima reagiert. Wenn Sie zum Beispiel im Winter Wärme brauchen und die Sonne scheint, werden die Fensterläden automatisch geöffnet, um die Wärme hereinzulassen. Und wenn umgekehrt im Sommer die Sonne scheint, schließen sich die Läden, damit weniger Energie zum Kühlen gebraucht wird“, so Architekt Paul de Ruiter. Also spielen die mehr als achthundert goldfarbig eloxierten Paneele in dem strengen Raster aus dunkelgrauen Aluminium-Elementen und geschoßhohen Glasflächen nicht nur optisch eine besondere Rolle: Wenn der Gast nicht in seinem Zimmer ist, reagieren die auffälligen Schiebeelemente vor der Verglasung automatisch auf die Witterung. So entsteht eine lebendige, höchst dynamische Außenansicht.
Balanceakt der besonderen Art
Das renommierte niederländische Metallbauunternehmen Blitta hat diese einzigartige Fassade mit einer auf dem Standardfassadensystem Hueck Trigon Unit L basierenden Sonderlösung realisiert. Die hochwärmegedämmte Aluminium-Elementfassade mit Festverglasungen aus Funktions-Isolierglas entspricht allen Anforderungen moderner Wärmedämmung. „Eine Herausforderung für Metallbauer und Systemhaus waren dabei die Paneele“, berichtet Hueck Key Account Manager Jeroen van der Roest, der das Projekt betreute. Unter anderem musste die Windlast der jeweils oben und unten in Schienen laufenden Paneele auch in großer Höhe von der Fassade abgetragen werden. „Das war schon eine knifflige Rechnerei.“ Noch komplexer war das Zusammenspiel mit dem Hersteller der automatisch schließenden Blenden – ein wahrer Balanceakt: „Hier mussten Fassadentechnik, Antriebstechnik, Elektronik und das Gebäudemanagement sehr genau miteinander koordiniert werden, damit die Paneele langfristig zuverlässig funktionieren.“ Auch die bis zu einundfünfzig Grad mit einem Radius von etwa 1400 Millimeter gebogene Glasfassade an den Turmkanten erforderte einiges an Tüftelei. „Hier galt es, fünf unterschiedliche Teile zu biegen und in einem Element zu kombinieren: die Profile für oben und unten, die Kämpfer sowie zwei Glasleisten“, so van der Roest. Dafür wurde Aluminium der Härtequalität EN AW 6060 T4 eingesetzt. „Wir haben bei diesem Projekt zum ersten Mal mit Hueck zusammengearbeitet und das hat wirklich gut funktioniert“, resümiert Blitta-Geschäftsführer Henk Schaminée. „Von unseren Mitarbeitern habe ich sowohl zum System als auch zum Service sehr zufriedene Rückmeldungen bekommen.“
Zertifizierung mit Tragweite
Die „Leadership in Energy and Environmental Design (LEED)“-Zertifizierung wurde 1998 vom U.S. Green Building Council entwickelt und ist heute eine weltweit anerkannte Nachhaltigkeitsbewertung. Als System zur Klassifizierung für ökologisches Bauen definiert es viele Standards für umweltfreundliches, ressourcenschonendes und nachhaltiges Bauen. Zu den Beurteilungskategorien gehören Nachhaltigkeit bei Grund und Boden, Wassereffizienz, Energie und Atmosphäre, Materialien und Ressourcen, Innenraumqualität sowie Innovation und Designprozess. Zur Beurteilung des Gebäudes werden für die einzelnen Kriterien Punkte vergeben. Die Summe der erreichten Punkte entscheidet dann über die Einstufung bei der Zertifizierung. Platin ist der höchstmögliche Zertifizierungsgrad.