Erneuerbare Ressourcen

Der Trend zur Energieautarkie eröffnet dem Gewerbe Chancen

Energieversorgung
07.12.2024

Die Kombination aus Wärmepumpe, Photovoltaik und Solarthermie bietet ein effektives Zusammenspiel aus Stromproduktion, Wärmegewinnung und der Nutzung erneuerbarer Ressourcen. Für Installateur*innen eröffnet die Kombination zahlreiche Geschäftsmöglichkeiten.
PV-Anlage und Wärmepumpe bei Einfamilienhaus
Hohe Energiepreise und ein wachsendes Bewusstsein für den Klimawandel lässt die Nachfrage nach der Kombination von Wärmepumpen, Photovoltaikanlagen und Solarthermie-Systemen rasant steigen.

Energieautark zu leben wird zunehmend verlockender, unter anderem auch, weil hohe Energiepreise und die augenscheinlichen Auswirkungen des Klimawandels viele Menschen umdenken lassen. Dementsprechend wächst das Interesse an nachhaltigen Energielösungen fürs Eigenheim. Die Kombination von Wärmepumpen, Photovoltaik (PV) und Solarthermie-Systemen bietet hier eine probate Möglichkeit, um Gebäude energieeffizient und umweltfreundlich zu versorgen. Wodurch sich für Installateure ein Markt mit immensem Potenzial eröffnet, der jedoch eine solide Vorbereitung und umfassendes Wissen erfordert.

Clevere Kombination

„Die Kombination von Wärmepumpen mit Photovoltaik und Solarthermie stellt eine vielversprechende Lösung zur effizienten Nutzung erneuerbarer Energien dar. Eine Wärmepumpe sorgt sowohl für optimale Raumtemperatur als auch für die Bereitstellung von Warmwasser, indem sie kostenlose Umweltenergie aus der Umgebungsluft, dem Grundwasser oder dem Erdreich nutzt“, wie Andreas Grimm, Produktmanager bei Hoval, erklärt.

PV-Anlagen produzieren Energie hauptsächlich während der Sonnenstunden, wohingegen der Wärmebedarf insbesondere in den Abend- und Nachtstunden besteht.

Andreas Grimm, Hoval

Andreas Grimm im Porträt
Andreas Grimm, Hoval

Für den Betrieb der Wärmepumpe sei allerdings Strom erforderlich. Diesen Strom könne aber eine Photovoltaik-Anlage auf nachhaltige Weise produzieren und bereitstellen, wodurch zudem die Betriebskosten signifikant gesenkt und der Eigenverbrauch optimiert werde.
In der praktischen Umsetzung würden sich allerdings vielfältige Herausforderungen ergeben. So produzieren PV-Anlagen Energie hauptsächlich während der Sonnenstunden, wohingegen der Wärmebedarf zumeist eher in den Abend- und Nachtstunden sowie an bewölkten Tagen besteht. „Um diese Diskrepanz zu überbrücken, ist der Einsatz smarter Regelungen, wie beispielsweise des ‚Energymanagers‘ von Hoval, unerlässlich. Dieser ermöglicht es, überschüssige Energie zu speichern und den Energiefluss effizient zu steuern, wenn laut Wettervorhersage ein Stromüberschuss prognostiziert wird“, unterstreicht Alexander Dörfler, ebenfalls Produktmanager bei Hoval.

Herausforderungen für Installateure

Für Installateur*innen würden sich zudem nicht selten Herausforderungen bei der Umsetzung solcher Systeme ergeben. „Eine der größten Hürden besteht in der komplexen Planung der Anlagen. Die verschiedenen Systeme – Wärmepumpe, PV und Solarthermie – müssen exakt auf den individuellen Energiebedarf des Gebäudes abgestimmt werden, um maximale Effizienz zu erzielen. Die Integration in bestehende Heiz- und Energiesysteme ist besonders bei Sanierungsprojekten eine anspruchsvolle Aufgabe.“

Grundvoraussetzungen

Gerade die Gesamtprojektumsetzung stellt für Installateur*innen eine große Herausforderung dar, vor allem die Frage, ob die Bedingungen im Haus überhaupt gegeben sind. „Das betrifft beispielsweise den Zählerkasten. Denn sobald in diesen eingegriffen wird, muss dieser gegebenenfalls umgebaut und an die aktuellen technischen Rahmenbedingungen angepasst werden“, unterstreicht Philipp Poandl, Projektmanager Wärmepumpen bei Vaillant Group Austria.
Installateur*innen müssten in der Planung darauf achten, Wärmepumpe und Photovoltaik optimal zu dimensionieren. „Hier sind Autarkiegrad und Rentabilität als Schlüsselfaktoren zu nennen.“ Auch Schnittstellen zwischen Wärmepumpe und PV gelte es zu beachten. „Hier ist technisch vieles möglich, aber der Funktionsumfang von vorhandenen Produkten am Markt ist natürlich unterschiedlich.“ Seitens der Installateur*innen sei „sicherlich Aufklärungsarbeit zu leisten, wenn es um die konsequente und umfängliche Beratung“ der Kund*innen gehe. „Die Herausforderung in der Planung mit Solarthermie durch den Installateur bezieht sich auf die Flexibilität. Denn hier liegt der Fokus auf Warmwasser, PV ist weitreichender. Die PV-Module liefern nicht nur Strom für Warmwasser, sondern es werden auch andere Geräte mit Elektrizität versorgt.“

Chancen für die Branche

Auch wenn die Herausforderungen hoch seien, für Installationsbetriebe biete die Kombination von PV, Solarthermie und WP viele Chancen, etwa „erhöhtes Umsatzvolumen und gute Planbarkeit“, wie Peter Schützenhöfer, Produktmanager Photovoltaik bei Vaillant Group Austria, betont. „Somit steht Endkund*innen ein einzelner Ansprechpartner zur Verfügung. Die Kombination von Wärmepumpe und PV ist eine zukunftssichere Lösung, die einen Teil zur Wärmewende beitragen kann. Vaillant bietet ein breites Portfolio für einen nachhaltigen Haushalt.“

Die Herausforderung in der Planung mit Solarthermie durch den Installateur bezieht sich auf die Flexibilität. Denn hier liegt der Fokus auf Warmwasser, PV ist weitreichender.

Philipp Poandl, Vaillant Group Austria

Philipp Poandl im Porträt
Philipp Poandl, Vaillant Group Austria

Die Solarthermie habe allerdings in den letzten Jahren, nicht zuletzt auch wegen Wärmepumpen, zugunsten der PV stark verloren, wie Jürgen Prazak, verantwortlich für Marketing bei Technische Alternative RT, unterstreicht. „Ob eine solarthermische Anlage dennoch Sinn macht, muss von Fall zu Fall entschieden werden. Kleine Dachflächen sind für die Solarthermie oft ideal.“ Inzwischen marktreife „hybride“ PVT Module würden zudem einen „interessanten Kompromiss“ versprechen. „Mit Blick auf die Wärmepumpe bringt diese Technologie sogar zwei Vorteile: Neben dem elektrischen Ertrag kann der thermische Ertrag auch für Wärmepumpen genutzt werden. Ob es Sinn macht, muss Jeder und Jede für sich selbst entscheiden.“ Zumindest an der Regeltechnik werde es nicht scheitern, betont Prazak.
„Ein PVT-Kollektor erzeugt Strom und Wärme aus Sonnenenergie. Kombiniert man die Hybridkollektoren mit einer Wärmepumpe, entsteht ein hocheffizientes Heizsystem, das Klimaschutzvorgaben gerecht wird“, sieht auch Marlies Haas, Corporate Communications bei Robert Bosch die Zukunft in hybriden Lösungen. Eine getrennte Installation von PV und Solarthermie in Kombination mit einer Wärmepumpe sei im Neubau unwahrscheinlich, aufgrund der Kosten. Derartige Kombinationen würden eher in der Sanierung bei bestehenden Solarthermieanlagen Sinn machen, wo PV nachträglich ergänzt werde.

WP-Lebenszyklus verlängern

Eine gut ausgelegte Solarthermie-Anlage reduziert den Strombedarf für die Warmwasserbereitung, wie man bei Austria Email weiß. Im Sommer seien bis zu 100 Prozent Reduktion möglich, im Winterm etwas weniger. Zudem verringere die Warmwasserbereitung durch Solarthermie den Verschleiß der Wärmepumpe, wodurch sich der Lebenszyklus verlängere.
AIT entwickelte wiederum einen ganzheitlichen „Energy Manager“, der laut CEO Andreas Kahr darauf abzielt „die erzeugte Energie durch die hauseigene PV-Anlage bestmöglich zu verteilen mit den klaren Ziel die Eigenverbrauchsquote zu steigern“. Die Lösung steuere individuell die Energieverbraucher, wie Ladestation, Warmwassererzeugung oder Wärmepumpen, um möglichst viel Sonnenstrom zu verwenden. AIT ermögliche es seinen Partnerinstallateur*innen damit, „einen echten Mehrwert zu kreieren und zu einem echten Systemprofi zu werden“.

www.hoval.com
www.vaillant.com
www.bosch.at
www.ta.co.at
www.austria-email.at
www.ait-austria.at

Kompetenzen und Werkzeuge

Installateure müssen ein fundiertes technisches Verständnis sowohl für die Wärmepumpentechnologie als auch für Photovoltaik- und Solarthermieanlagen mitbringen. Folgende Kenntnisse und Qualifikationen sind dabei unverzichtbar:
Grundlegende Schulung in allen drei Bereichen: Zertifizierte Schulungen von Herstellern und Bildungseinrichtungen bieten die nötigen Grundlagen für Installation und Wartung.
Elektrische Kenntnisse: Die Integration von Photovoltaikanlagen erfordert Wissen im Bereich Niederspannung und der Installation von Wechselrichtern.
Solarthermie-Design: Kenntnisse über Speicherkapazitäten und Wärmetauscher sind wichtig, um ein effizientes Zusammenspiel zwischen Solarthermie und Wärmepumpe zu ermöglichen.
Wärmepumpentechnik: Installateure sollten in der Lage sein, das richtige Gerät zu dimensionieren und die Betriebsparameter für unterschiedliche Gebäudetypen anzupassen.

Je nach Komplexität und Aufbau der Systeme sind einige spezialisierte Werkzeuge erforderlich:
Schweißgeräte für Solarthermieleitungen: Diese werden benötigt, um Kupfer- oder Edelstahlleitungen sicher zu verbinden.
Elektrische Prüfgeräte: Für die Installation und Prüfung der PV-Anlage sind Geräte wie Multimeter und Isolationsprüfgeräte notwendig.
Vakuum- und Druckprüfgeräte für Wärmepumpen: Um die Systeme auf Dichtheit und Funktionsfähigkeit zu testen.
Kran oder Hebebühne: Diese sind hilfreich, um Module auf Dächern zu installieren.

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Haustechnik