Kreislaufwirtschaft
Energytalk: Cradle-to-Cradle-Ansatz im Fokus
"Es braucht ein verstärktes Bewusstsein für Stoffkreisläufe und Life-Cycle-Management in der Bauwirtschaft, um die Branche zukunftsorientiert auszurichten. Aus diesem Grund stellten wir beim diesem energytalk Cradle-to-Cradle-Ansätze für ein nachhaltiges Bauen in den Fokus", so die Veranstalter Robert Pichler (TBH Ingenieur GmbH) und Johannes Huber-Grabenwarter (Odörfer Haustechnik KG). Bei der Veranstaltung wurde Cradle to Cradle als Lösungsansatz für Materialengpässe beleuchtet und ein Pionierprojekt, welches dem Ansatz "Adaptive Reuse" folgt, vorgestellt.
"Adaptive Reuse", folgt dem Grundsatz, Bestand umzunutzen und etwaige Nachteile in Vorteile zu verwandeln, anstatt bestehende Gebäude abzureißen. Als Beispiel fungierte das Handelszentrum 16 in Bergheim. "Im Handelszentrum sind 65.000 Tonnen Stahlbeton als graue Energie gespeichert, bei deren Herstellung über 8.600 Tonnen CO2 in die Atmosphäre emittiert wurden", erklärte Christian Kircher, Geschäftsführer bei smartvoll Architekten ZT KG. Der Bestand wurde umgebaut, um das volle Potential für eine vielfältige Nutzung, etwa für Büroräume, Gastronomie, Sportstätten und produzierende Unternehmen, auszuschöpfen. Dadurch werden neue Lebensräume mit geringem Materialaufwand und mit geringerer Umweltbelastung geschaffen. Um solche Projekte in Zukunft zu forcieren, ist jedoch die Zusammenarbeit relevanter Akteur*innen, wie Architekturbüros, Bauherrn, Baufirmen aber auch politische Entscheidungsträger*innen, gefragt.
Keine Energiewende ohne Materialwende
Im Grundsatz geht es bei Cradle to Cradle darum, die Qualität von Produkten und industriellen Prozessen so zu verbessern, dass alle Materialien in geschlossenen Kreisläufen gehalten werden. "Dadurch gibt es keine Abfälle mehr, sondern nur noch nützliche Rohstoffe", so Michael Braungart, Professor an der Leuphana Universität und Geschäftsführer bei Braungart Epea. Zusätzlich braucht es neue Geschäftsmodelle: Anstatt die Geräte zu verkaufen, sollte nur die Nutzung verkauft werden, da die Konsument*innen ohnehin nicht das Gerät brauchen, sondern nur die daraus entstehende Leistung. Davon könnten sowohl Wirtschaft als auch die Kund*innen profitieren. Innovationen könnten schneller auf den Markt gebracht werden, Rohstoffe blieben in den Unternehmen und könnten für neue Geräte wiederverwendet werden und Kund*innen würden vom Recht auf Intaktheit der Geräte anstatt vom Recht auf Reparierbarkeit profitieren.
Die Bauwirtschaft hat sich in den letzten Jahren schon stark verändert und anfänglich innovative Ansätze sind bereits zum normalen Baustandard geworden. Die Vorträge beim Herbst-energytalk zeigten jedoch, dass nach wie vor viel Entwicklungspotenzial besteht. Dabei gilt es aus bisherigen Gedankenmustern auszubrechen, um neue Ansätze zu erkunden und die Bau- aber auch Energiebranche in Folge zukunftsorientiert aufstellen zu können.
2024, dem 15-jährigen Jubiläumsjahr des energytalk, wird sich in der Veranstaltungsreihe weiterhin alles um Zukunftsthemen in den Bereichen Energie, Versorgung, Umwelt und Nachhaltigkeit drehen. Der erste energytalk wird wie üblich bereits im Frühjahr stattfinden.
(ps)