nachhaltige Materialien
Den ökologischen Fußabdruck minimieren
Die Haustechnik unterliegt aktuell einem Wandel, angetrieben unter anderem von technologischen Fortschritten einerseits und steigenden Ansprüchen an Effizienz und Nachhaltigkeit andererseits. Ein zentrales Element im Rahmen dessen sind Rohre und die zugehörige Verbindungstechnik, die eine entscheidende Rolle in der sich wandelnden Landschaft spielen. So sind Gebäude aktuell für rund 40 Prozent der gesamten CO2-Emissionen verantwortlich, wovon wiederum 40 Prozent durch HLK-Anwendungen verursacht werden. Zudem soll auch die Nachfrage nach Kühlung aufgrund von Faktoren wie Bevölkerungswachstum oder dem Klimawandel weiter steigen. Um Emissionsziele zu erreichen, müssen daher potenzielle Effizienzsteigerungen weiter ausgereizt werden.
Die Frage des Materials
GF Piping Systems (GFPS) und die Swiss Climate AG haben unlängst eine Lebenszyklusanalyse des, werksseitig vorisolierten, „Cool Fit 2.0“-Systems von GFPS durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass Kunststofflösungen in HLK-Anwendungen einen geringeren CO2-Fussabdruck aufweisen. Gleichzeitig erhöhen sie sowohl die Lebensdauer als auch die Effizienz, so die Analyse. Demnach seien Stahlrohre noch immer die häufigste Wahl im HLK-Bereich. Thermoplaste wie beispielsweise Polyethylen haben in der Praxis allerdings einige Vorteile. Der Werkstoff Polyethylen ist beispielsweise rund 60 Prozent leichter, kann dank Elektroschweissen schneller installiert werden und ist zudem korrosionsfrei. Eine werksseitige Vorisolierung kann das Material außerdem noch energieeffizienter machen.
„Wir wissen bereits, dass Kunststofflösungen in HLK-Anwendungen leichter, energieeffizienter und langlebiger sind. Die von der Swiss Climate AG durchgeführte Studie bescheinigt uns nun, dass vorisolierte Rohre aus Polyethylen auch eine bessere Umweltbilanz haben. Somit können Lösungen wie COOL-FIT 2.0 dazu beitragen, dass sich Bauprojekte für nachhaltige Gebäudezertifikate qualifizieren und gleichzeitig Kosten sowie Wartungsanforderungen reduzieren – getreu unserem Leitspruch ‚Connections for Life“, betont Daniel Dossenbach, Head of Global Product Management Cooling bei GF Piping Systems.
Rohre aus nachwachsenden Kunststoffen
Uponor setzt indes mit „PEX Pipes Blue“ laut eigenen Angaben einen neuen Maßstab beim Übergang zu nachwachsenden Rohstoffen. Damit will das Unternehmen Kund*innen dabei unterstützen, nachhaltigere Entscheidungen zu treffen. So sollen die biobasierten PEX-Rohre einen um bis zu 90 Prozent verringerten CO2-Fußabdruck im Vergleich zu PEX-Rohren aus fossilen Rohstoffen aufweisen.
Bereits die Einführung der Uponor PEX-Rohre 1972 war eine Innovation, seitdem verbesserte das Unternehmen das Produkt und die entsprechenden Prozesse stetig. Nun wurden die laut dem Anbieter weltweit ersten biobasierten PEX-Rohre mit ISCC-Zertifizierung präsentiert. Diese sollen dazu beitragen, Bauprojekte in Zukunft noch nachhaltiger zu gestalten. Der signifikant verringerte CO2-Fußabdruck der PEX Pipes Blue basiert auf Berechnungen der Environmental Product Declaration (EPD) gemäß den Normen EN15804+A1, CML / ISO 21930. Die EPD bewertet dabei umfassend, welche Auswirkungen ein Produkt während seines gesamten Lebenszyklus auf die Umwelt hat. Alle Daten werden zusätzlich von einer unabhängigen dritten Partei überprüft.
Dabei bietet Uponor auch umfassende Transparenz der Wertschöpfungskette durch eine vollständige ISCC-Zertifizierung. ISCC ist eine unabhängige Organisation, welche die Rückverfolgbarkeit und Transparenz in der gesamten Liefer- und Produktionskette gewährleistet. Die Versorgung mit erneuerbaren Rohstoffen basiert dabei auf dem sogenannten Massenbilanzansatz. Das bedeutet, dass für jede Tonne ISCC-zertifizierter erneuerbarer Rohstoffe, die in der Produktion verwendet wird, eine entsprechende Menge PEX-Rohre mit einem ISCC-Zertifikat versehen werden kann. Die Verwendung von ISCC-zertifizierten, biobasierten Materialien trägt dazu bei, fossile Ressourcen durch erneuerbare Rohstoffe zu ersetzen.
Schneller installiert
Geberit hat wiederum, vor rund einem Jahr, mit Flowfit ein eigenentwickeltes Versorgungssystem vorgestellt, welches besonders die Installation beschleunigen und vereinfachen soll. Daneben soll das System auch mit hoher Wirtschaftlichkeit sowie sicherer und hygienischer Verarbeitung bei den Kund*innen punkten. Die Erwartungen an die Markteinführung und das System selbst waren dementsprechend groß, wie Friedrich Singer, Produktmanager Rohrleitungssysteme bei Geberit erläutert. „Wir haben intensive Entwicklungsarbeit und viel Know-how in Geberit Flowfit gesteckt. Und wir können mit Stolz sagen: das Versorgungssystem ist ein voller Erfolg und die Rückmeldungen von Planern und Installateuren sind mehr als positiv.“
„Qualität, Anwenderfreundlichkeit und Langlebigkeit der Produkte spielen für mich eine entscheidende Rolle – da vertraue ich nicht nur auf etablierte Systeme, sondern auch auf Neuentwicklungen, die Planung und Installation vereinfachen“, unterstreicht etwa Johann Knoll, Niederlassungsleiter des Haustechnikunternehmens Markus Stolz, welches zu den ersten Anwendern des Systems zählt. „Als ich Flowfit das erste Mal gesehen habe, war ich sofort begeistert. Hier bleiben in puncto Workflow, Hygiene, Hydraulik und vor allem bei der sicheren Verarbeitung keine Wünsche offen.“ Geberit habe sich, ergänzt Singer, bei der Entwicklung „ehrgeizige Ziele gesetzt“, die Erfüllung der drei Hauptbedürfnisse der Sanitärinstallateur*innen und Planer*innen – Sicherheit, Hygiene und Verarbeitungskomfort – seien dabei im Vordergrund gestanden.
„Installateuren möchten wir einen besonders effizienten Installationsprozess ermöglichen und ihnen damit den Baustellenalltag deutlich erleichtern. Die innovative Fittingkonstruktion beispielsweise verringert den Platzbedarf bei der Verarbeitung und ermöglicht einen einwandfreien Pressvorgang auch an Stellen mit beengten Platzverhältnissen. Zudem können alle Rohrdimensionen mit nur zwei Pressbacken verpresst werden – das spart Zeit, minimiert den Aufwand und reduziert die Werkzeugkosten.“ Planer*innen hingegen werde ein System geboten, das auf Nachhaltigkeit, Hygiene und Durchflussoptimierung setzt. „Die Haupteinsatzgebiete sind sowohl Trinkwasserinstallationen als auch geschlossene Heiz-, Kühl- und Kaltwasserkreisläufe. Die Erfahrungen unserer Installateure sind dabei konsequent in den Entwicklungsprozess eingeflossen. Das Ergebnis: Geberit Flowfit entspricht genau den Bedürfnissen unserer Kunden.“
Pressbacke greift punktgenau zu
Zu mehr Komfort und Sicherheit bei der Installation trägt beispielsweise auch eine neue laterale – also seitliche – Verpressung bei.
„Mit der innovativen lateralen Presstechnik des Versorgungssystems Flowfit setzt Geberit erneut Standards in der modernen Sanitärinstallation.“
Die Pressstelle kann dabei in jede gewünschte Position gedreht werden, was den Platzbedarf verringert und den Pressvorgang auch an schwierigen oder engen Stellen problemlos möglich macht. Um sicher zu verpressen, muss die Pressbacke nicht mehr das gesamte Fitting umfassen, sondern sie greift passgenau den färbigen Pressindikator. Die Pressbride aus Edelstahl wird beim Pressvorgang zusammengezogen und die Verbindung dauerhaft dicht. Das geringere Gewicht des Presswerkzeugs erleichtert zudem das Überkopfarbeiten, selbst bei großen Dimensionen sind keine Pressschlingen und Zwischenbacken notwendig.
Zudem entfällt der bislang häufige Werkzeugwechsel. Für die acht Rohrdimensionen von d16 bis d75 benötigen Installateur*innen nur noch zwei Pressbacken.
Bei der Installation der Versorgungsleitungen in Ein- und Mehrfamilienhäusern, in denen vorwiegend Rohre mit Durchmessern bis d40 zum Einsatz kommen, reicht sogar eine. Die Pressbacken sind mit den Geberit Presswerkzeugen der Kompatibilitätsklassen [1] und [2] verwendbar, betont Singer. Als Alternative zum elektrisch betriebenen Pressgerät biete das Unternehmen für die kleineren Dimensionen d16 bis d40 eine Handpresszange an. Diese lasse sich einfach handhaben, finde in jeder Tasche Platz und erlaube es, selbst größere Rohre zu verpressen.
Ebenfalls ein Vorteil - Entgraten und Kalibrieren der Rohre sei nicht notwendig, auch dies beschleunigt den Installationsprozess deutlich. Um die Einsteckkraft zu reduzieren, kann es jedoch trotzdem sinnvoll sein, unrunde Rohrenden mit dem Kalibrierwerkzeug, das Geberit zusammen mit den Pressbacken liefert, vorzubereiten, rät Singer. Für zuverlässige Dichtheit der Leitungen sollen mehrere Faktoren sorgen. Etwa der Pressindikator, der nur abfällt, wenn eine Verbindung sicher und unlösbar verpresst ist. Die Form des Indikators lässt bei der Werkzeugführung keine Toleranzen zu, sodass es nur eine Möglichkeit gibt, das Presswerkzeug anzusetzen. Fehlerhafte Verpressungen seien dadurch nahezu ausgeschlossen. Zudem verfügt jedes Fitting über mehrere Sichtfenster, durch welche Installateur*innen direkt erkennen können, ob die Einstecktiefe stimmt. Die farbliche Übereinstimmung zwischen Pressindikator und Pressbacke minimiere zudem die Gefahr einer Verwechslung.
Eine aufeinander abgestimmte und verbesserte Rohr- und Fittinggeometrie sorge wiederum für einen optimierten Durchfluss und geringere Druckverluste, was zu geringerem Wasservolumen und kürzeren Ausstoßzeiten führen soll. Für einwandfreie Hygiene sorgen zudem Schutzkappen auf Fittings und Rohrleitungen, welche die Bauteile bis zu ihrem Einbau innen staubfrei und sauber halten. Planer*innen profitieren zusätzlich, da sich das System mit wesentlich kleineren Durchmessern dimensionieren lässt. Die Rohre des Mehrschichtverbundrohrsystem bestehen aus drei Lagen, eine innere und äußere Schicht aus Polyethylen (PE-RT II) betten dabei eine mittlere Lage aus Aluminium ein. Dabei bietet die äußere Kunststoffschicht Schutz vor Korrosion und mechanischen Schäden, die mittlere Aluminiumschicht macht das Rohr stabil und gleichzeitig biegefähig und durch die PE-RT II-Innenwand sind die Leitungen korrosionsbeständig und erfüllen alle Anforderungen bezüglich der trinkwasserhygienischen Eignung. Planer*innen können die Lösung daher bedenkenlos für alle Trinkwasserqualitäten einsetzen. Zudem ist Flowfit ÖVGW zertifiziert und verfügt über das ÜA-Zeichen für Bauprodukte in Kontakt mit Trinkwasser.
Positionsgenau einbauen
Poloplast brachte wiederum mit der „POLO-RDS Evolution Bodendurchführung“ eine Erweiterung des bereits bestehenden Rohrdurchführungssystems für alle Wand- und Bodendurchführungen. Die laut dem Hersteller innovative Systemerweiterung biete mit ausgefeilten Details eine maßgeschneiderte Lösung für raschen, einfachen und positionsgenauen Einbau. Die voll kompatiblen Dichtelemente garantieren die bereits von der traditionellen Wanddurchführung des Unternehmens gewohnte Sicherheit und Dichtheit. Die integrierte Steckmuffe erlaubt eine nahtlose Anbindung von Rohren und Abzweigen und ermöglicht damit die direkte Einbindung der Gebäudeentwässerung.
Mit der POLO-RDS Evolution Bodendurchführung gebe es nun für alle Gewerke von Installateur bis Elektriker ein einheitliches und einbaufertiges Einbauteil in die Bodenplatte, verspricht das Unternehmen. Mit dem „POLO-RDS Evolution Langbogen“ entfalle zudem das aufwendige Zusammenstecken von 6 x 15° Bogen. Die glatte, durchgehende Innenwand ermöglicht problemloses Einziehen von Kabeln und Leitungen ohne Stöße. Der Langbogen biete damit eine anwender*innenfreundliche und praxisgerechte Lösung bei vertikalen und horizontalen Richtungsänderungen der Medienleitungen. Er sei zudem kompatibel mit dem Lamellenrohr und der Bodendurchführung sowie mit PVC Rohren DN 110.
Info im Web
www.geberit.at
www.poloplast.com
www.uponor.com
www.georgfischer.com
Herausforderungen in der Verbindungstechnik
Mit den technologischen Fortschritten und der Internationalisierung der Märkte steigt auch die Komplexität der Normen und Standards im Bereich der Rohre und Verbindungstechnik. Hersteller und Anwender müssen sicherstellen, dass ihre Produkte den geltenden Vorschriften entsprechen, um die Sicherheit und Funktionalität der Installationen zu gewährleisten. Die Einhaltung dieser Standards erfordert nicht nur ein tiefes Verständnis der technischen Anforderungen, sondern auch eine kontinuierliche Anpassung an sich ändernde Regularien. Um dieser Herausforderung zu begegnen, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Herstellern, Zertifizierungsstellen und Anwendern zunehmend gefragt. Schulungen und Weiterbildungen spielen hier eine entscheidende Rolle, um das Verständnis für die geltenden Normen zu vertiefen und die Qualität der Installationen zu verbessern.
Zudem geht die Auswahl von hochwertigen Materialien und innovativen Verbindungstechniken, die den aktuellen Anforderungen entsprechen, oft mit höheren Kosten einher. Unternehmen stehen daher vor der Herausforderung, die Balance zwischen Qualität und Wirtschaftlichkeit zu finden. Dies betrifft nicht nur die Anschaffungskosten, sondern auch die Kosten im Lebenszyklus der Installationen, einschließlich Wartung und Reparatur. Die steigende Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen und die Integration von Smart Home Technologien können zwar langfristig zu Einsparungen führen, erfordern jedoch zunächst Investitionen. Unternehmen müssen daher sorgfältig abwägen, welche Technologien und Materialien am besten zu ihren langfristigen Geschäftszielen passen.
Trotz dieser Herausforderungen bieten sich allerdings auch zahlreiche Chancen für Innovation und Wachstum. Unternehmen, die frühzeitig auf nachhaltige Materialien setzen, in die Digitalisierung investieren und flexible Lösungen anbieten, können sich als Vorreiter in der Branche positionieren. Die enge Zusammenarbeit zwischen Herstellern, Anwendern und Regulierungsbehörden wird entscheidend dafür sein, die Qualität und Sicherheit von Installationen zu gewährleisten. Durch Schulungen und Weiterbildungen können Fachleute ihr Know-how erweitern und somit einen Beitrag zur Bewältigung der Komplexität der Normen und Standards leisten.