Marktübersicht

An Wärmepumpen führt kein Weg vorbei

Heizungswärmepumpe
03.05.2024

Der Rückgang des Heizungsmarktes im Jahr 2023 hat auch vor den Wärmepumpen nicht Halt gemacht. Die Branche schnitt im Vergleich zum Rekordjahr 2022 mit einem Minus von knapp 12 Prozent ab.
Wärmepumpen Marktübersicht

Anlässlich der Webuild Energiesparmesse Wels gab Richard Freimüller, Präsident des Verbands Wärmepumpe Austria, einen Einblick in die Entwicklung des Wärmepumpenmarktes. „Das Ziel, 2023 den Rekordabsatz von 2022 mit rund 50.000 neu installierten Wärmepumpen zu toppen, wurde weit verfehlt. Die Dekarbonisierung des Heizungssektors rückt immer weiter in die Ferne“ so Freimüller. Verkauft wurden im letzten Jahr 43.500, statt der erhofften 57.000 Geräte.

Rückläufige Neubautätigkeit mit Anteil von Gebäuden mit Wärmepumpen; Darstellung Verband Wärmepumpe Austria
Rückläufige Neubautätigkeit mit Anteil von Gebäuden mit Wärmepumpen; Darstellung Verband Wärmepumpe Austria.

Der Markt kommt zum Erliegen

Der Markteinbruch kam Mitte letzten Jahres: Das Scheitern des Erneuerbaren Wärme Gesetzes in seiner ursprünglichen Form, mit klaren zeitlichen Vorgaben zum Ausstieg aus fossilen Heizsystemen, führte gemeinsam mit der medialen Beschwichtigung zur Versorgungssicherheit zu einem starken Marktrückgang im zweiten Halbjahr 2023. „Das EWG wurde versenkt. Die Ankündigung des Erneuerbaren Wärmepaket war dann ein positives Signal, aber zum falschen Zeitpunkt. Die Leute haben Aufträge storniert und abgewartet – der Markt ist zum Erliegen gekommen“, so Richard Freimüller.

Richard Freimüller, Präsident des Verbands Wärmepumpe Austria
Richard Freimüller, Präsident des Verbands Wärmepumpe Austria

Der Neubausektor trifft die Wärmepumpe schwer. In den vergangen drei Jahren sank die Neubautätigkeit um mehr als 50 Prozent – Tendenz: weiter fallend. Besonders stark ist der Rückgang im Bereich der Ein- und Zweifamiliengebäude. Die Gründe sind vielfältig. Die Teuerung, die gestiegenen Baupreise und Zinsen senken die Kauf- und Investitionskraft. Strenge Kreditvergaberegelungen erschweren es, Bauvorhaben umzusetzen. „Wann und wie weit das von der Regierung angekündigte Konjunkturprogramm zur Stabilisierung der Baubranche Wirkung zeigen wird, kann noch nicht abgesehen werden. Für die Wärmepumpen-Branche wirken die Maßnahmen zu langsam,“ kritisierte Freimüller.

Herausforderung Heizungstausch

Die Notwendigkeit der Dekarbonisierung steht für Freimüller außer Frage - die Einhaltung der Road Map ist aber ambitioniert. „Zur Dekarbonisierung des Gebäudebestands bedarf es laut der Studie Wärmezukunft 2050 der TU Wien und der langfristigen Renovierungsstrategie Österreichs rund 1.300.000 Wärmepumpen. Dies würde einen jährlichen Absatz von etwa 60.000 Wärmepumpen benötigen“, und meinte weiter: „Die große Herausforderung ist der Tausch, welche Alternativen stellen sich zur Gastherme? Allein in Wien sind rund 500.000 davon in Betrieb.“
Die rund 43.500 im Jahr 2023 neu installierten Heizungs-Wärmepumpen wurden nahezu ausschließlich für die Heizungssanierung eingesetzt. Durch den deutlich kleineren Gesamtmarkt stieg der prozentuelle Marktanteil der Wärmepumpe jedoch auf knapp über 50 Prozent. „Das einzige Positive an der Situation ist, dass der Marktanteil von Wärmepumpenheizungen im Vorjahr auf über 50 Prozent gestiegen ist. Damit erscheint ein Comeback fossiler Heizungssysteme höchst unwahrscheinlich“ betonte der Verbandspräsident.

 Verteilung Heizungsabsatz 2023 (r.) & Anteil Erneuerbare Heizungen 2023 (l.) in Österreich (ohne Nah- und Fernwärme); Darstellung Verband Wärmepumpe Austria
Verteilung Heizungsabsatz 2023 (r.) & Anteil Erneuerbare Heizungen 2023 (l.) in Österreich (ohne Nah- und Fernwärme); Darstellung Verband Wärmepumpe Austria.

Förderungen kritisch betrachtet

Mit welcher Marktentwicklung rechnet der Verband Wärmepumpe Austria in diesem Jahr? Für Freimüller sind die Förderanträge ein Indikator. „Bisher wurden 37.737 Anträge gestellt und 26.547 Registrierungen bei der KPC eingereicht. Eine Registrierung heißt aber noch lange nicht, dass auch wirklich eine Wärmepumpe verbaut wird. Man hat dazu bis zu einem Jahr Zeit, es gibt keine Verpflichtung.“ Mit Stand 5. Februar standen noch Fördermittel in der Höhe von 1.404,1 Mio Euro zur Verfügung. Dass die Zahl der Interessierten nicht höher liegt, führt Freimüller auf eine erneute Verunsicherung in der Bevölkerung zurück: „Unterschwellig wird verbreitet, dass grünes Gas oder grünes Öl kommen wird, der Wasserstoff schon vor der Tür steht, ein Tausch des Heizsystems also vielleicht gar nicht nötig ist.“ Außerdem meinte er: „Bis zu 75 Prozent Förderung klingt sehr gut! Wenn der Kostenvoranschlag am Tisch liegt, erschrecken aber viele.“
Zu den Förderungen hielt Freimüller kritisch fest: „Laut KPC ist das derzeitige Modell eine Ein- und Zweifamilienhausförderung. Es muss sich auch im Mietrecht und im Wohnungseigentumsgesetz etwas ändern, um Sanierungen zu ermöglichen.“ Weiters meinte er: „Es gibt jetzt viel Geld für den Tausch von Ölkessel, aber keines für den Tausch von 20 Jahre alten Wärmepumpen oder Pelletskesseln. Wir müssen auch das unterstützen. Ich denke da an eine Förderung in der Höhe von rund 7.500.- Euro!“
Positiv bewertet er, die neue Regelung zur Vorlauftemperatur: „Wir haben uns immer über die 40 °C Regelung beschwert, jetzt wurden die Voraussetzungen für die Bundesförderung auf 55 °C maximale Vorlauftemperatur hinaufgehoben.“ Das EHPA-Wärmepumpen-Gütesiegel ist die Voraussetzung für viele Förderungen in Österreich. „Nach der Schweiz sind wir das zweite Land, in dem es eingeführt wurde, es ist ein Qualitätsversprechen und schafft Transparenz.“ Auch wenn das Umfeld derzeit sehr herausfordernd ist, für Freimüller führt kein Weg an der Wärmepumpe vorbei. „Ich lasse mich gerne als Lobbyist bezeichnen, ich bin überzeugt von der Wärmepumpe, wir machen irrsinnig viel für die Umwelt! Die Industrie ist lieferfähig. Wir versuchen die Installateure mit einer Qualifizierungsoffensive zu unterstützen. Die beste Wärmepumpe wird nicht gut arbeiten, wenn sie falsch eingebaut wurde.“ Wir müssen vom Verbrennen wegkommen – ich hoffe sehr, dass das auch die nächste Bundesregierung so sieht“, bekannte er zum Schluss des Pressegesprächs.

www.waermepumpe-austria.at

Marktübersicht-Wärmepumpen (2023 - 2024)

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