Klimaschutz

Zur Lage der Heizungsnation

Heizungstausch
26.09.2024

Für die Politik läuft alles nach Plan, die Förderungen wirken, heißt es aus dem Bundesministerium für Klimaschutz. Dass der große Boom beim Heizungstausch trotzdem ausbleibt, hat verschiedene Gründe. Es liegt unter anderem an den strengen KIM-Verordnungen.
Taschenrechner und Geldscheine

Noch nie wurde der Heizungstausch in Österreich so hoch gefördert, Martin Hagleitner spricht im Interview in dieser Ausgabe von historisch prall gefüllten Fördertöpfen. Wer sich von seinem alten Heizkessel (egal ob Öl, Holz oder Gas) oder seiner alten Wärmepumpe trennen möchte, um auf ein modernes, effizienteres und umweltfreundlicheres Modell zu wechseln, erhält bis zu 75 Prozent der Kosten gefördert. Für sozial bedürftige Haushalte sogar bis zu 100 Prozent - natürlich mit Obergrenzen. Dass der Geldregen nicht ewig verfügbar sein wird ist vielen bereits klar geworden und das Interesse an den Förderungen ist entsprechend groß.
Mit Stand 2. September 2024 wurden bereits 79.385 Förderungsanträge und darüber hinaus 71.821 Registrierungen gestellt. Es stehen noch 1.316,1 Mio. Euro an Förderungsmitteln zur Verfügung. Vielfach bleibt es aber bei diesem Interesse am Papier, in den Auftragsbüchern der Anbieter schlägt es sich nicht nieder. Ganz im Gegenteil, die Heizungsindustrie ist mit – teils massiven – Rückgängen konfrontiert.
Die Gebäude Installation hat bei namhaften Branchenvertretern nachgefragt: Wie steht es um die Lage der Heizungsnation? – und um ein Statement zu folgenden Punkten gebeten:

  1. Der (wirtschaftliche) Status quo am Heizungsmarkt.
  2. Warum kommt der Heizungsmarkt trotz großzügiger Förderungen nicht in Schwung, sondern gerät stattdessen immer stärker unter Druck?
  3. Ein Wunsch an die Politik.

Die Förderungen wirken – die KIM Verordnung ist eine Herausforderung

Kabinett Bundesministerin Leonore Gewessler
Kabinett Bundesministerin Leonore Gewessler

Kabinett Bundesministerin Leonore Gewessler
Die Bundesregierung hat eine Reihe von Maßnahmen gesetzt, um die Wärmewende einzuleiten. Mit dem Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG) wurde das endgültige Aus für dreckige fossile Heizungen im Neubau beschlossen. Das begleitende Förderpaket fördert bei der Heizungsumstellung bis zu 75 Prozent der Kosten. Für Haushalte mit geringem Einkommen können im Programm „Sauber Heizen für Alle“ sogar bis zu 100 Prozent der Investitionskosten übernommen werden. Das ist wichtig, damit alle – und nicht nur jene, die es sich leisten können – auf klimafreundliche Heizungen umzustellen können. Auch für gemeinnützige Bauvereinigungen, Gemeinden, Gesundheitsbetriebe, Sportstätten oder Gebäude, die zur Unterbringung schutzbedürftiger Menschen genützt werden, haben wir zielgerichtete Förderprogramme ins Leben gerufen.
Wir sehen, dass die Förderungen wirken und Heizungen getauscht werden. In der Förderperiode 2023-2024 sind bis August insgesamt 54.074 Anträge und 52.673 Registrierungen für die Raus aus Öl und Gas Förderung eingelangt. Alleine in diesem Jahr waren es bis heute 30.071 Anträge und 49.918 Registrierungen. Die größte Nachfrage in absoluten Zahlen kommt dabei aus Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark. Das Ergebnis sieht man in der österreichischen Treibhausgasbilanz, die Maßnahmen wirken. Auch 2023 sanken die klimaschädlichen Emissionen neuerlich um 6,4 Prozent mit dem größten Minus im Gebäudebereich.
Die Vorfinanzierung ist für manche Haushalte dabei eine Herausforderung. Die Ursache dafür dürfte eine sehr rigide Auslegung der sogenannten KIM-Verordnung sein (Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung der Finanzmarktaufsichtsbehörde FMA). Hier würde helfen, wenn Banken bei der Bewertung der Kreditvergabe bereits die erfolgreiche Registrierung oder die Zusage für das Programm „Sauber Heizen für Alle“ anerkennen würden. In den meisten uns bekannten Fällen können die Installateure durch längere Zahlungsziele unterstützen. Auch wurde die Bundesförderung so effizient aufgesetzt, dass die durchschnittliche Dauer von der Antragsstellung bis zur Auszahlung auf 4 bis 6 Wochen verkürzt werden konnte.

Alexander Springler
Alexander Springler, General Manager Residential Daikin Österreich

Alexander Springler, General Manager Residential Daikin Österreich
Wärmepumpen haben als Heizsystem zuerst im Neubau und in den vergangenen Jahren auch in der Sanierung einen Fixplatz bekommen – 2023 befanden sich rd. 365.000 Heizungswärmepumpen in Österreich in Betrieb. Im Jahr 2021/2022 gab es aufgrund der Energiekrise und gestiegenen Brennstoffpreise einen Boom am Wärmepumpenmarkt . Das war außergewöhnlich und dieses Wachstum konnte 2023 nicht im selben Ausmaß wiederholt werden – trotzdem bewegt sich der Markt jetzt auf einem deutlich höheren Niveau als davor und ist seit der Jahrtausendwende stetig gewachsen. Wärmepumpen sind mit knapp 45.000 abgesetzten Einheiten im Jahr 2023 nach wie vor die absatzstärkste Heiztechnologie in Österreich!
Leider gibt es immer noch einige Wissenslücken rund um das Thema Wärmepumpen: Und zwar, dass Wärmepumpen in der Nachrüstung/Sanierung in Bestandsgebäuden mit Heizkörpern auch effizient funktionieren können. Hier muss noch viel Aufklärungsarbeit betrieben werden. Zusätzlich ist der Neubausektor rückläufig, der für die Wärmepumpen sehr wichtig ist. Die allgemeine Teuerung und gestiegene Zinslandschaft gepaart mit steigenden Baupreisen tragen dazu bei, dass Neuinvestitionen länger überlegt werden.
Ein CO₂-neutrales Heizen muss weiterhin von der Politik entsprechend gefördert werden, sonst sind auch die europäischen Ziele hinsichtlich der Energiewende nicht umsetzbar. Dafür braucht es auch planbare Rahmenbedingungen von der Politik um die europäischen Umweltziele zu erreichen. Die Wärmepumpentechnologie ist dabei die effizienteste Heiztechnologie und die einzige, die aus der zugeführten Primärenergie durch Nutzung der Umgebungswärme ein Vielfaches an Heizenergie erzeugen kann. Wird die Primärenergie aus grünem Strom gewonnen, ist ein CO2-neutraler Betrieb garantiert. Diese Botschaft muss auch von der Politik entsprechend kommuniziert und der Umstieg auf ein klimaneutrales Heizsystem vereinfacht werden!

Wir hoffen auf einen starken Schub im 2. Halbjahr

Helmut Weinwurm, Vorstandsvorsitzender der Robert Bosch AG
Helmut Weinwurm, Vorstandsvorsitzender der Robert Bosch AG

Helmut Weinwurm, Vorstandsvorsitzender der Robert Bosch AG
Rückblickend hat wohl niemand mit so einer Entwicklung im Jahr 2024 gerechnet, wie sie sich abzeichnet. Wir sind von einer Delle im ersten Quartal ausgegangen, weil die neue Förderung für Wärmepumpen am Jahresanfang 2024 vorgestellt wurde und es eine Zeit lang dauert, bis die beim Konsumenten ankommt. Mittlerweile ist diese Delle etwas länger, was auf die starke Verunsicherung des Marktes zurückzuführen ist: Inflation und hohe Zinsen drücken auf die Investitionslaune, die Bauwirtschaft kommt trotz Bauprogramm der Regierung nicht in Schwung.
Doch es gibt positive Anzeichen dafür, dass das Geschäft im zweiten Halbjahr anzieht. Das zeigt sich in meinen vielen Gesprächen mit Installateuren und Handelspartnern, die eine verstärkte Nachfrage widerspiegeln, und im höheren Bestelleingang. Wir hoffen sehr, dass wir im zweiten Halbjahr eine starke Saisonkurve erleben werden. Jedenfalls unterstützen wir unsere Fachpartner mit qualitativ hochwertigen Produkten, die schnell und einfach zu montieren und zu warten sind, mit wertvollen Dienstleistungen wie z. B. dem Wärmepumpen-Förderservice und mit einem umfassenden Schulungsangebot.
Wir hoffen, dass die EWP (Erneuerbare-Wärme-Paket)-Förderung dem Markt im zweiten Halbjahr einen deutlichen Schub geben wird. Das Potenzial in Österreich ist groß. Das verdeutlicht ein Blick in die Schweiz, wo die Wärmepumpe einen Marktanteil von 80 % hat. Positiv ist auch, dass der Austausch von alten Wärmepumpen und Biomasseanlagen auf neue Geräte gefördert wird. Dem Markt viel Schwung geben könnte auch eine Regelung ähnlich dem deutschen Gebäudeenergiegesetz (GEG), das die Ergänzung einer Gasheizung mit Wärmepumpen fördert.

Das Spiel 2024 ist noch zu gewinnen

Peter Huber, Geschäftsführer Viessmann
Peter Huber, Geschäftsführer Viessmann

Peter Huber, Geschäftsführer Viessmann
Nach mehreren Jahren Hochkonjunktur kommt es heuer im Heizungsmarkt zu einer faktisch erwarteten Korrektur. Unsere Wahrnehmung ist es, dass die Kunden einen hohen Wert auf Qualität und abgestimmte Systemlösungen legen. Volumen mäßig werden die Spitzenjahre heuer nicht erreicht.
Nach eher zögerlichem Start hat die Dynamik im 2. Quartal deutlich zugenommen. Die Hauptsaison steht vor uns. Eine deutliche Zunahme der Nachfrage zeichnet sich ab. Gegenwärtig haben wir Halbzeit, das Spiel 2024 ist noch zu gewinnen!
Entbürokratisierung und Planbarkeit wären dazu das wichtigste Anliegen.
Vor allem der Föderalismus und die klein strukturierte Zuständigkeit bei Baugenehmigung, wie z. B. bei Gemeinden, sind hier vorrangig zu nennen. Des Weiteren die sich permanent ändernden Gesetzesvorgaben und Förderungen. Dazu gehört vorrangig auch die ehestmögliche Änderung bei der KIM-Kreditvergabe Verordnung, diese erweist sich als Bremsklotz sowohl im gesamten Neubau als auch im Investitionsbereich bei den Sanierungen.

Die Kunden können sich die Vorfinanzierung nicht leisten

Elisabeth Berger, Interessensvertreterin der Heizungsindustrie, VÖK
Elisabeth Berger, Interessensvertreterin der Heizungsindustrie, VÖK

Elisabeth Berger, Interessensvertreterin der Heizungsindustrie, VÖK
Wir sehen, dass die Förderung des Heizungstausches von den Kunden gut angenommen wird – erfreulich ist nicht nur die Höhe, sondern auch die Erweiterung auf alte Holzheizungen und Wärmepumpen. Einziger Wermutstropfen ist, dass sich viele Kunden die Vorfinanzierung bis zur Überweisung der Förderung nicht leisten können! Die Sparkonten der Menschen sind durch die hohen Lebenshaltungskosten leer! Der klassische mittelständische Einfamilienhausbesitzer könnte sich aber den Heizungstausch ohne Förderungen überhaupt nicht leisten und viele scheitern trotz Förderung an der Vorfinanzierung.
Diese schwierige Lage unserer potenziellen Kunden bedenkend, ist die Auftragslage in Österreich sehr gut. Die Panikkäufe des Jahres 2022 sind tatsächlich keine Benchmark für die Folgejahre – weder bei uns noch in anderen Branchen. Die Heizungsbranche läuft gut, die Sanierungen gehen sowohl seitens der Industrie als auch der Installateure geordnet vonstatten. Damit trägt unsere Branche als eine der wenigen zur Stabilisierung der aktuell schwächelnden Konjunktur bei und zur Verbesserung des Klimas. Unsere Mitarbeiter können sich über sichere Arbeitsplätze freuen, die Umwelt über weniger Emissionen.

Es fehlt an einer integrativen Projektsteuerung

Georg Patay, Geschäftsführer energy4rent
Georg Patay, Geschäftsführer energy4rent

Georg Patay, Geschäftsführer energy4rent
Aktuell mangelt es in der Klimapolitik an einem Letztverantwortlichen, der alle klimarelevanten Maßnahmen koordiniert – so sind die Kompetenzen in unterschiedlichen Ministerien „geparkt“. Es fehlen eine integrative Projektsteuerung und einheitliche öffentliche Aussagen. Ein gutes Beispiel dafür sind die widersprüchlichen politischen Statements bei der Vorstellung des nationalen Energie- und Klimaplans für Österreich (NEKP). Ein Konzept mit fünf Zieldimensionen: Dekarbonisierung, Energieeffizienz, Sicherheit der Energieversorgung, Energiebinnenmarkt und Forschung, Innovation & Wettbewerbsfähigkeit. Kaum wurde der Plan vorgestellt, hat Frau Ministerin Gewessler das Dieselprivileg und die Pendlerpauschale infrage gestellt. Unmittelbar danach widerspricht Kanzler Nehammer, dass dies nicht Inhalt des NEKP ist. Ich habe das Konzept gelesen und folgende Passagen in diesem Zusammenhang gefunden: Dieselkraftstoff ist in Österreich günstiger als in den meisten Nachbarstaaten und durch den Tanktourismus werden die Emissionen Österreich zugerechnet. Auch über die Abschaffung der Pendlerpauschale steht nur, dass diese systematisch analysiert und erneut bewertet werden soll. Es steht nichts von Abschaffung! Weiters heißt es im NEKP: Energieeffizienzmaßnahmen zählen zu den volkswirtschaftlich günstigsten Vermeidungshebeln und stehen als Leitmotive der Energieunion auch für Österreich an vorderer Stelle („Energy Efficiency First“-Prinzip). Wird dieses Gebot derzeit so gelebt? Es ist auch der Ausbau von Stromübertragungs- und Gasfernleitungsinfrastruktur enthalten, um die Versorgungssicherheit in Österreich sicherzustellen. Warum spricht man in der Öffentlichkeit nur vom Ausbau der Strominfrastruktur und vom Rückbau von Gasleitungen? Dass ein Schwerpunkt auf die Kreislaufwirtschaft gelegt wird, ist zu begrüßen! Aber beim Punkt Wasserstoff fehlen mir wichtige Punkte wie Speicherung (z. B. in Ammoniak oder CH4) und Transport, denn Wasserstoff ist aufgrund seiner geringen Energiedichte in großen Mengen als Speichermedium ungeeignet. Zusammenfassend: Die aktuelle Marktsituation ist von einer massiven Konsumentenverunsicherung und Kaufzurückhaltung geprägt. Von der Politik wünsche ich mir vernetztes Denken und mehr Fachkompetenz!

Es braucht eine langfristige und stabile Förderpolitik

Christian Hofer, Geschäftsführer Hoval
Christian Hofer, Geschäftsführer Hoval

Christian Hofer, Geschäftsführer Hoval
Der Heizungsmarkt steht vor einem tiefgreifenden Wandel, der durch die Energiewende und Dekarbonisierung angetrieben wird. Erneuerbare Energien und innovative Heiztechnologien gewinnen an Bedeutung, während fossile Heizsysteme zunehmend verdrängt werden. Politische Entscheidungen beeinflussen den Markt stark, oft zulasten der Kundenbedürfnisse.
Aus meiner Sicht gibt es verschiedene Gründe, warum der Markt unter Druck steht, die alle komplex ineinandergreifen. Viele Menschen sind unsicher, welche Heizsysteme in Zukunft noch erlaubt und wirtschaftlich sinnvoll sind. Die häufigen Änderungen in politischen Vorgaben führen zu Planungsunsicherheiten, die die Bereitschaft hemmen, in neue Heizsysteme zu investieren.
Auch wenn staatliche Förderungen existieren, bleiben die Anschaffungskosten für umweltfreundlichere Heizsysteme hoch. Viele Haushalte können sich den Umstieg trotz staatlicher Unterstützung nicht leisten oder scheuen die hohen Anfangsinvestitionen.
Die Förderprogramme sind mit bürokratischen Hürden verbunden, die potenzielle Käufer abschrecken. Zudem werden die Fördergelder häufig erst spät ausgezahlt, was den Kunden vor die Herausforderung der Zwischenfinanzierung stellt.
Die hohen Energiekosten, insbesondere für Strom,
der für viele moderne Heizsysteme benötigt wird, macht diese Systeme weniger attraktiv. Dies verringert die Bereitschaft der Verbraucher, in neue Heizsysteme zu investieren.
Die Integration neuer Heizsysteme in bestehende Gebäude ist technisch anspruchsvoll und oft mit hohen Kosten verbunden. Viele Hausbesitzer fürchten, dass die Umrüstung teurer und komplizierter wird als erwartet, was sie von einer Modernisierung abhält.
Die Politik wird aufgefordert, eine langfristige, stabile und transparente Förderpolitik zu schaffen sowie stabile Energiepreise sicherzustellen. Außerdem sollten hybride Heizlösungen durch Förderungen unterstützt werden, um die Energiewende sozialverträglich und wirtschaftlich zu gestalten.

Menschen nicht mit Angst oder Fördergeldern überschütten

Andreas Zottler, Sales Director, Vogel&Noot
Andreas Zottler, Sales Director, Vogel&Noot

Andreas Zottler, Sales Director, Vogel&Noot
Der Heizungsmarkt in Österreich und ganz Zentraleuropa steht im Wandel. Der Umstieg auf erneuerbare Energien, insbesondere Wärmepumpen, Biomasse und PV hat in den vergangenen Jahren enorm an Fahrt aufgenommen. So gab es bis 2023 einen regelrechten Boom im Bereich Wärmepumpen und PV, welcher nun im Jahr 2024 abrupt eingebrochen ist.
Einerseits wurde der Wohnbau durch die steigenden Kosten, die hohe Inflation sowie die ungünstige Zinspolitik binnen eines Jahres um bis zu 40 % reduziert. Dies hat im gemeinnützigen sowie privaten Bauumfeld seit Ende 2023 und bis heute anhaltend zu einem massiven Rückgang von Wohnbaubewilligungen geführt und damit zu fehlendem Geschäft in der Heizungs- und Installationsbranche.
Andererseits gingen durch die sehr harten Kreditvergaben (KIM Verordnung) an private Bauherren auch die Neubauten von Einfamilienhäusern um über 50 % zurück. Und auch die Sanierung von Gebäuden hängt zu einem großen Teil an der Vorfinanzierung.
Ähnlich wie in Deutschland hat die Politik auch bei uns in den letzten Jahren zu großer Unsicherheit in der Bevölkerung geführt. Zuerst wird über Heizungsverbote gesprochen, danach über Fristen und schlussendlich wird versucht, mit extrem hohen Förderungen Kunden für eine Sanierung zu motivieren. Leider nur mit mäßigem Erfolg. So sind zwar die Fördereinreichzahlen 2024 laut Angabe der Politik extrem gestiegen, jedoch hinken die tatsächlichen Umsetzungen deutlich hinterher. Der gesamte Heizungsabsatzmarkt – vom Erzeuger über die Verteilung bis zur Abgabe – ist diesbezüglich im ersten Halbjahr 2024 mit einem deutlichen Rückgang von ca. 15 % zum Vorjahr eingebrochen.
Die Folge ist Reduzierung der Logistikkosten bei Handel und Industrie sowie Kurzarbeit bei Produzenten und eine Vielzahl an Konkursen in der Baubranche. Um hier schnellstmöglich entgegenwirken zu können, sind eine weitere Senkung der Inflation als auch weitere Zinssenkungen notwendig.
Im Bereich der Sanierung würde eine Lösung zur ­Vorfinanzierung für Endkunden helfen – gültig für Endkunden, welche eine positive Förderzusage laut KPC erhalten. Denn nur so können viele die für einen Heizungstausch oder für Gesamtsanierungen benötigten Investitionen stemmen. Weiters müssen die Förderungen ausgeweitet werden und sämtliche Maßnahmen unterstützt werden, die (kleine) Verbesserungen in der Anlage bewirken. Speziell auch die Wärmeverteilung und Wärmeabgabe muss als wesentlicher Bestandteil aufgenommen werden.
Als persönlichen Rat möchte ich der neuen Regierung für 2025 mitgeben, die Menschen nicht mit Angst oder Unsummen an Fördergelder zu überschütten, sondern ihnen ganz nach dem folgenden Zitat von Saint-Exupery den Traum und den wirklichen Glauben an eine kosteneffiziente, umweltfreundliche und wirtschaftliche Heizungsanlage für die Zukunft zu vermitteln. Niemand wird in etwas investieren, an das er nicht selbst glaubt. Denn nur wenn wir alle an die Verbesserung glauben und daran festhalten, werden auch die sehr hochgesteckten Ziele gelingen. „Wenn du ein Schiff bauen willst, beginne nicht damit, Holz zusammenzusuchen, Bretter zu schneiden und die Arbeit zu verteilen, sondern erwecke in den Herzen der Menschen die Sehnsucht nach dem großen und schönen Meer.“

Wermutstropfen ist die Vorfinanzierung

Anton Hofer, Produktmanager Hargassner
Anton Hofer, Produktmanager Hargassner

Anton Hofer, Produktmanager Hargassner
Die hohe Förderung in Österreich für den Kesseltausch ist von den Kunden gut angenommen worden. Der Biomasse-Heizungsmarkt boomt und unsere Installateure sind für das ganze Jahr schon gut gebucht.
Für unsere Heizungsbauer stellt sich die Frage („Warum kommt der Heizungsmarkt trotz großzügiger Förderungen nicht in Schwung, sondern gerät stattdessen immer stärker unter Druck?“)  in den meisten Fällen nicht, jedoch gibt es Firmen, die sich auf Großbaustellen oder Wohnbau spezialisiert haben und der ist massiv rückläufig. Auch das Thema „Kaufkraft“ reduziert in manchen Fällen die Investitionsfreude.
Erfreulich sind nicht nur die Höhe der „Raus aus Öl & Gas“ Förderung, sondern auch die Erweiterung auf alte Holzheizungen und Wärmepumpen. Ein wichtiger Punkt ist natürlich immer die Langfristigkeit dieser Förderung, um auch über mehrere Jahre planen zu können.
Einziger Wermutstropfen ist, dass sich viele Kunden die Vorfinanzierung bis zur Überweisung der Förderung nicht leisten können! Die Sparkonten der Menschen sind durch die hohen Lebenshaltungskosten leer!

Es braucht verlässliche Ansätze in der Förderpolitik

Aaron Biesenberger, Leitung Vertrieb Vaillant Group Austria GmbH
Aaron Biesenberger, Leitung Vertrieb Vaillant Group Austria GmbH

Aaron Biesenberger, Leitung Vertrieb Vaillant Group Austria
Die derzeitigen staatlichen Förderungen für den Tausch auf effiziente Wärmepumpensysteme sind in Europa ein Vorzeigebeispiel und klares Bekenntnis zur nötigen Wärmewand. Trotz der attraktiven Förderlandschaft reagieren Endkunden zum Teil nach wie vor mit einer abwartenden Haltung bezüglich eines Heizungstauschs. Die Unsicherheit der letzten Jahre in puncto Energiepreise spielt hierzu ebenso eine Rolle, wie auch eine erschwerte Finanzierungslage.
Für eine nachhaltige Klimapolitik sind verlässliche und langfristige Ansätze in der Förderpolitik unabdinglich, um sowohl dem Endkunden als auch der Industrie Planungssicherheit zu ermöglichen.
Im Einfamilienhaus sehen wir die Wärmepumpe als das Heizgerät der Zukunft – sowohl im Neubau als auch in der Sanierung. Hier gilt es weiterhin Aufklärungsarbeit seitens der Branche zu leisten, dass die Effizienzvorteile eines Wärmepumpensystems auch mit höheren Vorlauftemperaturen gegeben sind. Im urbanen Bereich wird es Lösungen benötigen, die den Technologiemix einbeziehen, sowie eine Anpassung gesetzlicher Rahmenbedingungen, um eine vernünftige und auch in der Praxis umsetzbare Energiewende zu vollziehen.
Wir sehen der Zukunft und derzeitigen Entwicklungen positiv entgegen und sind davon überzeugt, dass Vaillant einen substanziellen Beitrag zur dringend nötigen Wärmewände in Österreich und auch weltweit leisten wird.

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Haustechnik