Treppenbau

Schöner Aufstieg

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05.11.2024

Das Lungauer Unternehmen Wieland Treppen produziert Massivholztreppen für private und gewerbliche Kunden, die mehr sind als nur Verbindungen zwischen den Stockwerken.
Wendeltreppe
Buche und Stahl, elegant vereint: Wendeltreppe "Black Beauty"

Die Winter im Salzburger Lungau sind lang, kalt und schneereich. Keine idealen Bedingungen für Zimmerer, die in dieser Zeit zum Großteil zur Untätigkeit verurteilt sind. Um den 1941 in Unternberg im Lungau gegründeten Betrieb auch während der kalten Jahreszeit am Laufen zu halten und seinen Mitarbeitenden eine durchgehende Beschäftigung zu bieten, hatte Zimmerer Christof Wieland Anfang der 1970er Jahre die Idee, sich als zweites Standbein eine Expertise im Treppenbau aufzubauen. 1995 erfolgte die ausschließliche Spezialisierung auf diesen Geschäftszweig. Das war der Beginn einer Erfolgsgeschichte, die seit 1991 von Geschäftsführer Andreas Wieland in dritter Generation fortgeschrieben wird. Der Tischlermeister und Zimmermeister führt den Familienbetrieb Wieland Treppen mit 16 Beschäftigten, die im Jahr bis zu 300 Treppengeschoße produzieren bzw. montieren. Die Produktion des einzigen mit dem österreichischen Umweltzeichen ausgezeichneten heimischen Treppenbauers befindet sich in Unternberg, ein zusätzlicher Treppenschauraum im Süden Salzburgs. Die Zielgruppe sind zu ca. 60 Prozent Privatkunden, zu 40 Prozent Geschäftskunden wie Tischlereien, Zimmerer und Bauträger, vor allem im Umkreis bis zu 200 Kilometern. Aber auch im "restlichen" Österreich, in Deutschland, Italien, Kroatien und Monte Carlo, sogar in den USA und den Vereinigten Arabischen Emiraten sorgen Treppen von Wieland für "schöne Aufstiege".

Immer ein Maßmöbel

Bolzentreppe
Bolzentreppen sind eine der "Spezialitäten" des Lungauer Unternehmens.

Das Portfolio ist umfangreich, es umfasst Bolzentreppen, Wangentreppen, Stufen- und Geländer, Spindeltreppen mit offenen und geschlossenen Stufen, Holz-Stahl-Glas-Konstruktionen, Kragarmtreppen sowie das Segment der Rohbautreppen. "Es gibt natürlich Modelle, die sich von der Optik und ihrer Bauart her wiederholen. Aber im Grunde sind unsere Treppen immer Maßmöbel", sagt Andreas Wieland. Eine "Spezialität" des Betriebs sind Bolzentreppen, die auch das größte Volumen in der Fertigung ausmachen. Diese Spezialisierung ist u.a. durch die Mitgliedschaft bei Treppenmeister – einer europäischen Kooperative von Treppenherstellern – möglich. "Zum Bau dieser Treppensysteme braucht man eine Europäische Technische Zulassung (ETA) und eine CE-zertifizierte Fertigung. Um diese Zulassungen zu bekommen, muss man die Treppensysteme bautechnisch prüfen lassen, u.a. mittels Belastungs- und Abbrandtest. Solche Tests kosten mehrere 100.000 Euro, das kann ein Betrieb alleine nicht stemmen. Darum investieren wir gemeinsam in der Gruppe in diese Prüfungen. Das gibt sowohl uns als auch den Kunden Sicherheit, dass alles korrekt und nachzertifizierten Vorgaben ausgeführt ist", so Wieland.

Weniger Eiche, mehr Esche

Wie im Möbelbau ist auch im Treppenbau eine leichte Tendenz weg vom bisher dominierenden Eichenholz zu spüren. Wobei dieser Umstand mehr dem Preis als einer Trendwende geschuldet ist: "Kernesche und Kernbuche ersetzen zunehmend die Eiche. Wir produzieren damit nach wie vor sehr hochwertige Produkte, allerdings lassen sich mit diesen Alternativen zwischen 15 und 20 Prozent des Produktpreises einsparen", erläutert Holztechniker Alexander Koller, der sich im Unternehmen seit 2002 um Verkaufs- und Marketingbelange kümmert.

Die Treppe als Skulptur

Faltwerktreppe
Eine Treppe wie eine Skulptur, ausgezeichnet mit dem Salzburger Tischlerpreis: Faltwerktreppe "Linea" aus massivem Eichenholz

Als jüngsten Meilenstein in der Firmengeschichte freute man sich Anfang des Jahres über die Auszeichnung mit dem Salzburger Tischlerpreis für die über zwei Stockwerke freitragende Faltwerktreppe Linea mit Plattengeländer und eine Anerkennung für die Wendeltreppe Black Beauty. "Bei Linea war die Vorplanung der gesamten Treppenanlage vor Baubeginn notwendig, um die räumlichen und technischen Gegebenheiten für die vom Kunden gewünschten Treppendetails zu schaffen. Die große Herausforderung war die Bündigkeit aller Bauteilübergänge zueinander, die nur dadurch möglich war, dass das gesamte Treppenhaus nach unseren Vorgaben gebaut wurde. Dafür wurden alle vorgelagerten Arbeiten der Baufirma, des Verputzers und des Bodenlegers detailliert mit uns abgestimmt", berichtet Andreas Wieland über dieses spannende Projekt für einen privaten Auftraggeber. "Maximale Schlichtheit bedeutete hier auch maximale Komplexität der Konstruktion dieser wandseitig schallmindernd bolzengelagerten Treppe – ganz ohne sichtbare Fixierungsteile", ergänzt Alexander Koller.

Zur Einheit verschmolzen

Wendeltreppe
Sie war der Jury des Salzburger Tischlerpreises eine Anerkennung wert: die Wendeltreppe "Black Beauty".

Die Wendeltreppe Black Beauty besticht neben ihrer speziellen Optik durch ihre konstruktive Ausführung: Die übliche innere Spindelsäule wurde durch eine Innenwange in Korkenzieherform aus schichtverleimter Buche ersetzt und bietet somit eine bessere Schulterfreiheit beim Begehen. Das filigrane Stahlgeländer und die im selben Farbton und Glanzgrad beschichteten Holzteile verschmelzen zu einer Einheit. "Die Herausforderung hier waren vor allem die schichtverleimten Wangenteile, die nur durch Mitarbeiter mit jahrzehntelanger Erfahrung in dieser Perfektion umsetzbar sind", so Andreas Wieland.

Anspruchsvolle Montage

Salzburger Tischlerpreis
Alexander Koller und Andreas Wieland (Mitte v.l.) freuen sich über die Verleihung des Salzburger Tischlerpreises 2024. Und für den nächsten Durchgang 2028 hat man auch schon Einreich-Ideen.

Momentan befinden sich für einen Privatkunden drei übereinanderliegende Kragarmtreppen aus Eichenholz mit Ganzglasgeländern in Produktion, die ähnliche Anforderungen an Bauteilfluchten und maximale "Cleanness" wie beim Projekt Linea aufweisen. Der Einbau ist deshalb besonders anspruchsvoll, weil bereits Monate vor der Montage der Stufenverkleidungen aus Holz die im Endeffekt unsichtbare Stahl-Tragkonstruktion, die aus an Betonwänden fixierten Kragarmkonsolen besteht, millimetergenau eingebaut werden muss. Diese Konsolen können aufgrund der durch die Fixierung mit Schwerlastankern auftretenden Pressungen bzw. Punktlasten nur vor dem Verputzen an den rohen Stahlbetonwänden verschraubt werden. "Die Umsetzung eines solchen Projektes ist nur mithilfe moderner Messtechnik – wir setzen auf eine computergestützte Naturmaßabnahme mit einem 3D Disto von Leica – und sehr erfahrenen Arbeitsvorbereitern möglich. Die Treppen hängen im fertigen Zustand frei aus den Wänden kragend in einem fast 13 Meter hohen Treppenhaus übereinander", beschreibt Alexander Koller die Anlage, die für ihn ein durchaus erfolgreicher Kandidat im Match um den nächsten Tischlerpreis 2028 ist.

Geschäftliche Verlagerung

Landhaustreppe
Der Sanierungsmarkt bietet gute Chancen auch für Treppenbauer. Im Bild eine zweifarbige Massivholztreppe - sie macht den Landhausstil perfekt.

"Natürlich merken auch wir die Flaute in der Baubranche deutlich", sagt Andreas Wieland, angesprochen auf die aktuell schwierige Wirtschaftslage. Neubauten gebe es momentan im Einfamilienhausbereich fast keine. Dafür spüre man eine deutliche Zunahme von Projekten, bei denen potenziell vorhandener Wohnraum nutzbar gemacht wird, vielfach in Form von Dachgeschoßausbauten. "Dort spielt uns die Tatsache in die Hände, dass dabei Treppen in der Regel nicht betoniert werden können, sondern als freitragende Konstruktion ausgeführt werden. Zum einen, weil es aufgrund des hohen Gewichts und aufwendiger Anschlussdetails einer Betontreppe oft bautechnisch nicht anders möglich ist. Zum anderen, weil eine Holztreppe mit viel weniger Schmutzentwicklung und deutlich schneller umsetzbar ist, ohne dabei mehrere Gewerke einbinden zu müssen. Zudem ist bei begrenztem Raum meistens eine leichte und offene Optik gefragt."

Knackpunkt Personal

Fragt man nach der größten Herausforderung, mit der Treppenbauer heute konfrontiert sind, sind sich Wieland und Koller einig: "Das richtige Personal zu finden." Selbst habe man zum Glück viele erfahrene Mitarbeiter, den Großteil davon habe man im Laufe der Jahre selbst ausgebildet. Auch aktuell ist in jedem Lehrjahr ein Auszubildender Mitglied des Teams. In Sachen Technik steht das exakte, computergestützte Aufmessen im Fokus. In der Produktion setzt man auf die CNC-Fertigung und Romenaden, also sondergefertigte Anlagen zur Herstellung von gebogenen Holzteilen, sprich Krümmlingen. "Um in unserem Spezialgebiet erfolgreich zu sein, sind ein dreidimensionales Vorstellungsvermögen, Präzision, Fertigkeiten in der Bearbeitung verschiedener anderer Materialien außer Holz wie Stahl, Glas und Stein sowie Flexibilität im Produktions- und Montageablauf zentrale Skills", so Wieland. Ebenso essentiell für die erfolgreiche Umsetzung eines Projekts sei die zeitgerechte Abstimmung mit anderen involvierten Gewerken. "Im Idealfall erfolgt eine Koordination bereits in der Planungsphase eines Hauses, um beispielsweise die Deckenöffnungsgröße und bzw. oder das Wandsystem auf die jeweilige Treppenbauart abzustimmen. Denn je nach Konstruktionsart kann eine unterschiedliche Öffnungsgröße oder Wandbeschaffenheit notwendig sein", führt der Tischler- und Zimmermeister aus. Spätestens aber vor dem Verlegen der Fußbodenheizung sei mit dem Installateur zu klären, wo die Treppe am Boden aufsteht und wo für deren Fixierung keine Heizschlangen verlegt werden dürfen. Auch eine genaue Abstimmung mit dem Bodenleger bezüglich des Fußbodenanschlusses an die Treppe sei immer notwendig.