Terrassen-Trends
Bereit für den Außeneinsatz
Rechtzeitig zum Start der Terrassensaison spricht das Tischler Journal mit Dominik Füreder, internationaler Produktmanager beim Holzfachhändler J. u. A. Frischeis für die Bereiche Terrassen und Profilholz. Im Interview gibt der Experte Auskunft über Materialtrends, warum es für manche Hölzer vor dem Außeneinsatz "ab in den Ofen" geht, was Bambus zum Terrassen-Aufsteiger macht und welche Paramater über ein langes Leben der Freiflächen entscheiden.
Welche Hölzer sind die beliebtesten im Terrassenbau? Was ist bewährt, was gibt es Neues?
Dominik Füreder: Beim europäischen Massivholz ist und bleibt die Lärche das wichtigste Holz für den Terrassenbau, da es aufgrund seiner Inhaltsstoffe auch im Außeneinsatz natürlich dauerhaft ist. Vor dem Ausbruch des Ukrainekrieges war die Sibirische Lärche unser mengenmäßig wichtigstes Holz. Der Wegfall dieses Beschaffungsmarktes stellt uns durchaus vor Herausforderungen. Wir decken die Nachfrage durch Lärchenholz aus heimischen bzw. europäischen Wuchsgebieten sowie durch kanadische Lärche ab. Ein weiterer natürlicher Ersatz sind Kiefer und Esche – allerdings in einer modifizierten Form, als sogenanntes Thermoholz. Andere Hölzer wie Eiche, Fichte oder Douglasien spielen bei uns für Terrassen eine untergeordnete Rolle.
Neben Massivholz ist also modifiziertes Holz ein wichtiger Werkstoff für den Terrassenbau. Welche Varianten gibt es hier?
Modifiziertes Holz ist der Überbegriff, darunter ordnen wir das sogenannte Thermoholz ein. Hier sind Thermokiefer – diese kommt zum Großteil aus Finnland – und Thermoesche sehr beliebt, auch Bambus läuft bei uns in der Kategorie Thermohölzer. Leger gesagt, müssen diese Hölzer zuerst in den Ofen, bevor wir sie als Terrassendielen verlegen können. Durch die Behandlung mittels Wasserdampf und hoher Temperaturen wird die Dauerhaftigkeit des Holzes extrem erhöht, somit ist es fit für den Außeneinsatz.
Wie wirkt sich diese Behandlung auf die Farbgebung aus?
Das rohe Holz ist gelblich, durch die Behandlung in der Thermokammer wird es mittel- bis dunkelbraun. Allerdings ist das kein Dauerzustand, denn auch Thermoholz wird durch die natürliche Verwitterung grau.
Und wie sieht es mit Tropen- bzw. Exotenhölzern aus?
Der Trend bei den Hölzern aus Südostasien, Südamerika und Afrika ist eher rückläufig, obwohl es qualitativ sehr hochwertige, dichte und dauerhafte Hölzer sind. Zu den bekanntesten zählen hier Bangkirai aus Indonesien, Ipé und Cumarú aus Südamerika und Sapelli aus den tropischen Wäldern Afrikas. Da der Baum quasi sein ganz Leben gegen Insekten und ein anhaltend feuchtes Klima ankämpft, macht ihn das auch im gefällten Zustand umso widerstandsfähiger. Die Beschaffung wird durch Importauflagen genau reglementiert. Dazu zählt auch die neue EU-Entwaldungsverordnung (EUDR), die Ende Juni 2023 in Kraft getreten ist.
Wenn nicht Massivholz oder modifiziertes Holz, was dann?
Auch im Privaten im Vormarsch, aber vor allem für Hotel- und Großprojekte interessant ist WPC, kurz für Wood-Plastic-Composite. Dieser Holz-Kunststoff Verbundwerkstoff hat viele Vorteile: Das Material ist äußerst pflegeleicht und kratzfest – man kann z. B. Flecken einfach abwischen – und im Gegensatz zum Holz hält die Farbe der Verwitterung stand. Je nach Farbe heizt sich WPC um einige Grade mehr auf als Holz – und das ist für mich tatsächlich der einzige relevante Nachteil.
Aber von einem natürlichen Material kann man wohl nicht mehr sprechen?
Klar kann man auch den Kunststoffanteil als Nachteil sehen. Aber es tut sich in der Produktentwicklung immens viel und so mausert sich WPC mehr und mehr zu einer echten Alternative. Durch den 50- bis 75-prozentigen Holzspäneanteil und Echtholz imitierende Oberflächen wird das Material in Haptik und Optik dem Vollholz immer ähnlicher, allerdings ohne Splitterverhalten.
Gibt es noch weitere Varianten bei den Terrassenmaterialien?
Seit vier Jahren haben wir auch Terrassendielen aus MPC, kurz für Mineral-Plastic-Composite, im Programm. Bei diesem Verbundwerkstoff werden die Holzspäne durch Steinmehl ersetzt. Durch die vielen, winzigen Lufteinschlüsse hat das Material eine geringe Wärmespeicherkapazität, es ist stabil und leicht. Da es keinen Holzanteil hat, ist es wasserresistent und kann ohne Hinterlüftung im oder beim Wasser direkt verlegt werden. Dieses Produkt wirkt optisch wie Holz und ist ein Alleskönner für Bäder und Schwimmbäder.
Sie haben bereits Bambus angesprochen. Was unterscheidet diesen von den einfuhr-reglementierten Tropenhölzern?
Bambus wird für den Terrassenbau auch thermisch modifiziert eingesetzt und hat sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt. Dafür sind mehrere Punkte verantwortlich: Es ist ein sehr schnell nachwachsender Rohstoff und eigentlich ein Gras, weswegen die EUDR hier nicht greift. Optisch sieht er allerdings aus wie ein exotisches Holz, er ist kratzfest und dauerhaft haltbar, auch das Preis-Leistungs-Verhältnis – dieses ist vergleichbar mit der Thermoesche – stimmt. Die Farbvarianten reichen von hellbraun bis dunkelbraun, bei einer nur leichten Vergrauung durch Verwitterung. Ein Vorteil für Transport und Handling ist die Einheitslänge von 1,85 Metern, in welcher die Dielen geliefert werden.
Wie sieht es mit Brandschutzauflagen aus? Sind diese auch für Terrassen relevant?
Vor allem beim Projektbau ist das Brandverhalten ein relevanter Parameter, hier kommt die ÖNORM EN 13501-1 – Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten – zum Tragen. Bambus schneidet hier zum Beispiel sehr gut ab, da das Material schwer entflammbar ist, eine begrenzte Rauchentwicklung hat, und es kein Abfallen bzw. Abtropfen gibt. Durch ihr Abtropfverhalten kommen WPC und MPC meist weniger gut weg. Massivholz ist zumeist in der Kategorie „normal entflammbar“ eingestuft – und es ist im Brandschutz besser als sein Ruf. Nämlich deshalb, weil die Entwicklungen im Brandfall sehr gut zu berechnen sind.
Konsument*innen stören sich oft an der Vergrauung von Terrassenhölzer. Lässt sich diese überhaupt verhindern?
Nach dem ersten Winter ist jedes Holz grau, daran lässt sich nicht rütteln. Das ist aber nichts Schlechtes: Es handelt sich um einen optischen Effekt und um eine Schutzschicht, die die Eigenschaften des Holzes nicht beeinträchtigt. Ist das nicht erwünscht, gibt es unterschiedliche Behandlungsmethoden wie das Abbürsten, Ölen und Streichen, die einmal jährlich angewendet werden sollen. Für die Langlebigkeit einer Terrasse ist das allerdings nicht entscheidend. Lebensverlängernd ist eine regelmäßige Reinigung, das Entfernen von Unrat wie z. B. Laub, damit das Holz gut abtrocknen kann. Auch das direkte Aufliegen auf der Unterkonstruktion soll vermieden werden, damit eine Durchlüftung von unten gewährleistet ist. Als Faustregel gilt: Man kann ein schlechteres Holz mit einem guten Aufbau verbessern, diese Regel lässt sich aber auch umkehren.
Wie stellt sich die Geschäftsentwicklung bei Terrassen dar? Ist der momentane Auftragseinbruch im Bau auch hier spürbar?
Wir sind mit unserem Sortiment gut aufgestellt, spüren aber auch im Segment Terrasse eine gewisse Zurückhaltung am Markt – was allerdings auch absehbar war. Langfristig gehen wir ab 2025 von einer Normalisierung bzw. von einem wieder planbaren Niveau aus.