Werkstattbesuch bei Terra Möbel: auf Zehntelmillimeter genau
Grüne Erde ist seit vielen Jahren über die Landesgrenzen hinaus als Marke für ökologische Produkte bekannt. Gegründet 1983, fertigt und vertreibt das Unternehmen Möbel, Matratzen und Textilien, auch Mode und Naturkosmetik hat man mittlerweile im Sortiment. In 14 eigenen Geschäften in Österreich und Deutschland (sowie im Onlineshop) sind die Produkte erhältlich. Seit vergangenem Jahr können Kunden und Besucher die Firmenphilosophie und die Produktvielfalt außerdem in der neuen Grüne Erde-Welt im Almtal in Oberösterreich hautnah erleben. Das Erlebnis- und Besucherzentrum wurde gerade erst mit einem Austrian Interior Design Award ausgezeichnet (s. S. 6).
Massivholzmöbel aus Kärnten
Im Almtal werden auch die Polstermöbel und Naturmatratzen von Grüner Erde gefertigt. Die Produktion der Massivholzmöbel und –gestelle befindet sich allerdings in Kärnten. Die in der Gemeinde Sittersdorf beheimatete Tischlerei Terra Möbel gehört seit 2003 zur Unternehmensgruppe und fertigt seither fast ausschließlich für Grüne Erde. Einen Teilbereich macht heute außerdem noch die Belieferung von Hotels mit maßgeschneiderten Naturholzmöbeln aus.
Im Jahr 2015 ist die Fertigung aus einem Nachbarort an den heutigen Standort in Sittersdorf übersiedelt. Rund 2,8 Mio. Euro investierte das Unternehmen damals für die Adaptierung und Modernisierung der bestehenden Fertigungshallen – inklusive thermischer Sanierung sowie einer 2400 m² großen Photovoltaikanlage am Dach.
Im Juni 2016 wurde die Grüne Erde-Tischlerei Terra Möbel sowohl mit dem Trigos Kärnten als bester CSR-Newcomer des Landes als auch mit dem Trigos Österreich für ihr ganzheitliches CSR-Management in der Kategorie Mittelunternehmen ausgezeichnet.
Heute produzieren hier rund 50 Mitarbeiter praktisch ausschließlich Massivholzmöbel – vom Bett bis zum Schrank, von der Sitzbank bis hin zum Esstisch. Verwendet werden dafür nur heimische bzw. mitteleuropäische Hölzer, wie Buche, Eiche oder Zirbe. „Dabei gilt generell, dass die Transportwege unter 1000 Kilometern liegen sollen“, sagt Betriebsleiter Martin Reiber. Passend zur Firmenphilosophie verzichtet man bei den Möbeln durchwegs auf Metallverbindungen. Die Oberflächen werden nach Fertigstellung nur mit Öl oder Wachs behandelt.
Jeder Teil muss passen
Anders als in einer typischen Tischlerei fertigt man bei Terra Möbel nicht einfach auftragsbezogen, sondern arbeitet sich sozusagen Schritt für Schritt durch die einzelnen Produktgruppen. So werden etwa in einem „Schwung“ sämtliche Elemente (in diversen Längen-Varianten) für ein bestimmtes Bett produziert, dann kommt beispielsweise ein Schrank an die Reihe, dann ein Bankgestell. Gefertigt werden dabei, je nach Produkt und Nachfrage, Serien von einigen Dutzend bis zu hunderten Stück, die dann vom angrenzenden Zentrallager aus direkt an die Kunden geliefert werden. Auf diese Weise muss allerdings auch sichergestellt werden, dass stets jede Charge mit Teilen eines bestimmten Möbels zu jeder anderen Charge dieses Möbels passt. „Im Prinzip müssen wir deshalb auf Zehntelmillimeter genau arbeiten“, sagt Martin Reiber.
Erfahrung gefragt
Gerade bei der Arbeit mit Massivholz ist eine derartige Präzision eine anspruchsvolle Aufgabe. „Man braucht dafür erfahrene Mitarbeiter – denn man muss hier auch mit dem Auge und dem Kopf dabei sein“, sagt Reiber. Bei vielen Arbeitsschritten ist noch Handarbeit gefragt. So erfolgt etwa das Zusammenfügen der gehobelten Holzelemente zu größeren Platten händisch, um ein harmonisches Oberflächenbild zu gewährleisten. Auch das Einlassen der Oberflächen mit Öl erledigen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern per Hand.
Für eine serielle Fertigung wie bei Terra Möbel ist aber auch der Einsatz von modernen Maschinen unverzichtbar. „Eigentlich arbeiten wir wie eine kleine Tischlerei, die an der Schwelle zur Industrialisierung steht – wir verwenden von beiden Seiten die besten Elemente“, sagt Martin Reiber. Beim Maschinenpark setzt man in vielen Bereichen auf Produkte des italienischen Herstellers SCM. Mit der Übersiedlung an den neuen Standort stand auch die Anschaffung einiger neuer Maschinen an. „Wir wollten dabei die Gelegenheit nutzen und eine einheitliche Linie hineinbringen“, sagt Reiber. Und so entschied man sich bei den neuen Maschinen ebenfalls wieder für die SCM Group.
Hobeln, kappen, zinken...
Die Tischlerei bekommt das Holz von ausgewählten Händlern bereits getrocknet geliefert. Nach der Eingangskontrolle werden die Bretter und Latten zugeschnitten, gehobelt, gekappt und gezinkt. Hier kommen unter anderem eine SCM-Vielblattsäge des Typs M 3 und ein Hobel- und Superset 23-Kehlautomat, ebenfalls vom italienischen Hersteller, zum Einsatz. „Nach dem Hobeln sind die Oberflächen qualitativ schon sehr weit, auch die Höhen passen schon ziemlich perfekt, was auch für die anschließende Verleimung wichtig ist “, sagt Reiber. Weil gewisse Holzfehler – etwa Dämpffehler im Buchenholz – erst nach dem Hobeln sichtbar werden, ist auch dabei stets eine genau optische Nachkontrolle wichtig.
…sägen, fräsen, bohren
Für den Zuschnitt größerer Elemente setzt man auf eine Sigma 65-Plattenaufteilsäge von SCM. Besonders gut bestückt ist die Tischlerei im CNC-Bereich, wo man gleich drei sich jeweils ergänzende Bearbeitungszentren im Einsatz hat: Neben einer Morbidelli Author 600 und einer Pratix Z1, einer Dreiachs-Maschine mit Rastertisch, ist die Morbidelli M200 – ein Fünfachszentrum mit vollautomatischem Traversentisch – der jüngste Zuwachs im CNC-Bereich. Bei aller handwerklicher Ausrichtung: Angesichts der hohen Stückzahlen und der Variantenvielfalt ist der Einsatz moderner Technologien in dem Bereich unumgänglich. Die CNC-Maschinen sorgen für hochpräzise Fräsungen und Bohrungen – auch bei schmalen Elementen, die auf dem Traversentisch sicher fixiert werden können.
Der perfekte Schliff
Geschliffen wird in der Terra Möbel-Werkstatt zwar auch per Hand, für perfekte Oberflächen beim Flächenschliff ist jedoch eine DMC Eurosystem-Breitbandschleifmaschine von SCM zuständig. Mit insgesamt vier Aggregaten lassen sich hier unterschiedliche Anforderungen an das Kalibrieren und Schleifen erfüllen. Dank des 240er-Schleifbandes mit Schleifschuh könne man hier etwa Ergebnisse wie bei einer 280er-Körnung erzielen, erzählt der zuständige Mitarbeiter – das sei eine Qualität wie beim Lackschliff. Um bei staubintensiven Bearbeitungen für saubere Oberflächen zu sorgen, säubert eine Bürste und ein abschließendes Gebläse die Elemente. Die gewünschten Konfigurationen lassen sich an der Maschine in eigenen Programmen speichern, die sich per Touchscreen schnell und unkompliziert wieder abrufen lassen.
Gerade für Massivholzmöbel, wie sie bei Grüner Erde verkauft werden, ist eine gleichbleibende Oberflächenqualität von zentraler Bedeutung. Martin Reiber und sein Team lassen deshalb zweimal pro Jahr die Breitbandschleifmaschine von einem SCM-Techniker servicemäßig durchchecken. „Das müsste gar nicht sein, aber wir wollen hier einfach sämtliche Ungenauigkeiten ausschließen.“
Bei der abschließenden Behandlung mit dem leicht nach Zitronengras duftenden Öl ist dann wieder Handarbeit der Mitarbeiter gefragt. Die Möbel trocknen über Nacht und werden dann poliert. Nach dem Zusammenbau wird jedes Stück dann nochmals einer genauen Qualitätskontrolle unterzogen. Damit dann auch jeder Kunde ein einwandfreies, schönes Naturholzmöbel geliefert bekommt. www.scmgroup.com, www.grueneerde.com