Architekturgeschichte
Küchenrekonstruktion im Margarete Schütte-Lihotzky Zentrum
Vor einem Jahr wurde das Margarete Schütte-Lihotzky Zentrum (MSL Zentrum) in Wien eröffnet. Margarete Schütte-Lihotzky (1897-2000) war eine der ersten Architektinnen in Österreich. Mit ihrem großen gesellschaftspolitischen Engagement war sie in der Siedler*innenbewegung aktiv, plante Gemeindebauten, entwarf Schulen und Kindergärten und konzipierte Wohnungen für alleinstehende, berufstätige Frauen. Ihre fortschrittlichen Wohnideen ließ sie auch in ihre eigene Wohnung einfließen. Die Wohnung in der Franzensgasse 16 in Wien Margareten konnte nach dem Tod der Architektin erhalten werden. Sie wurde vom Bundesdenkmalamt unter Schutz gestellt, intensiv saniert und rekonstruiert und im Jahr 2022 für Interessierte aus aller Welt zugänglich gemacht. Nun möchten die Initiatorinnen des MSL Zentrums auch die Küche, die nach dem Tod der Architektin von den Nachnutzern der Wohnung adaptiert wurde, in den von Margarete Schütte-Lihotzky geplanten und genutzten Originalzustand bringen.
Dafür hat das Bundesdenkmalamt eine eigene Spendenaktion ins Leben gerufen. Seit Anfang dieses Jahres haben Spender:innen die Möglichkeit, auf das dafür eingerichtete Spendenkonto einzuzahlen und damit die Küchenrekonstruktion zu unterstützen. Spenden auf dieses Konto finden als Sonderausgaben Berücksichtigung und werden seitens des Bundesdenkmalamtes direkt ans Finanzamt gemeldet. Das MSL Zentrum hofft auf zahlreiche Spender*innen, um den Lebensraum von Schütte-Lihotzky in seiner Gesamtheit zeigen zu können.
Schauküche und Funktionsküche
Für die Rekonstruktion dienen Quellen wie Originalpläne und Fotos. Die Architektin Renate Allmayer-Beck und das Büro mobimenti sind mit diesen Arbeiten betraut. "Die Küche von Margarete Schütte-Lihotzky war kein isolierter Raum, sondern stand in direkter Verbindung mit dem Wohnen und dem Leben auf dem Dachgarten", erklärt Allmayer-Beck. Diese Verbindung soll u.a. mit einem rekonstruierten Fenster zum Dachgarten, das aus Schiebeelementen besteht, wiederhergestellt werden. Auch die Durchreiche zwischen Küche und Essplatz soll mit einem feinen Regalsystem im Wohnraum dem Originalentwurf entsprechen.
"Wichtig ist, dass hier nicht nur eine Schauküche, sondern auch eine funktionierende Küche entstehen soll", so Allmayer-Beck. Denn die Wohnung hat heute eine Doppelfunktion als Museum und als Ort der Forschung zur Geschichte der Architektinnen Österreichs. Zum einen sollen die Besucher:innen die Küche in der hochwertigen originalen Gestaltung erleben können, zum anderen soll sie die alltägliche Küchenfunktion eines Forschungsbüros erfüllen.
Die Architektin Christine Zwingl erhielt als Vertreterin des MSL Zentrums, die Österreichische Denkmalschutzmedaille 2022 für die Erhaltung der Wohnung. Seit Dezember 2022 ist das MSL Zentrum Mitglied bei Iconic Houses, einem weltweiten Netzwerk von architektonisch bedeutsamen Häusern und Ateliers, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.
Ab November 2023 gibt es für Besucher*innen ein neues Angebot: die Teestunde. Margarete Schütte-Lihotzky zelebrierte fast täglich eine Teestunde. Am späten Nachmittag besuchten sie Gäste, man unterhielt sich, diskutierte und trank dabei schwarzen Tee. Diese Tradition möchten die Initiatorinnen wieder einführen. Interessierte (bis maximal acht Personen) können in der Wohnung eine Teestunde genießen und Margarete Schütte-Lihotzky aus persönlichen Erzählungen kennenlernen. (Details und Preise gibt es ab Oktober 2023 auf https://www.schuette-lihotzky.at/de/)
Das Konto der Spendenaktion:
Bundesdenkmalamt 1010 Wien
IBAN: AT07 0100 0000 0503 1050
BIC: BUNDATWW
Verwendungszweck: A368
Die Spende ist steuerlich als Sonderausgabe absetzbar.
(ps)