Studie
Basis für die Zukunft
Wie gut in Österreich die Sozialpartnerschaft funktionieren kann, bewiesen wieder einmal die Gewerkschaft Bau Holz (GBH) und die Bundesinnungen des Baunebengewerbes. Gemeinsam gab man die Studie "Zukunft Arbeitswelt" bei dem Institut für Demoskopie und Datenanalyse (IFDD) in Auftrag, um "sich selbst einen Spiegel vorzuhalten und zu schauen, wo man aktuell" steht, und gleichzeitig die Basis für die "aktive Bekämpfung des Fachkräftemangels in den Baunebengewerben" zu legen.
Eine gute Basis ist gegeben
In der großangelegten Studie wurden 2.524 Eltern von Jugendlichen zwischen 12 und 15 Jahren, Lehrlinge, Berufsschullehrer*innen, Arbeitgeber*innen sowie Arbeitnehmer*innen zu ihrer Sicht auf eine Lehre im Baunebengewerbe gefragt. Womit ist man zufrieden, welche Verbesserungen würde man sich in der Berufsorientierung wünschen, was fehlt in der Ausbildung – durch die Breite der Fragestellungen wollte man es ermöglichen, jeden Aspekt einer Lehre aus allen Perspektiven zu beleuchten. "Insgesamt genießt das Baunebengewerbe einen sehr hohen Stellenwert", stellt Christoph Haselmayer, Geschäftsführer des IFDD fest. "Vor allem die breite Zustimmung der Eltern zur Möglichkeit einer Lehre für ihr Kind von 70 Prozent war dann aber doch ein wenig überraschend."
Diese positive Stimmung zog sich durch alle Befragten. Knapp zwei Drittel der aktuellen Lehrlinge würden eine Lehre in den Baunebengewerben uneingeschränkt weiterempfehlen, und auch für den Großteil der Eltern (70 Prozent) ist eine Lehre für ihre eigenen Kinder vorstellbar. Auch von Arbeitgeber*innenseite steht man der Ausbildung von Lehrlingen prinzipiell positiv gegenüber, 65 Prozent der Befragten haben jetzt schon zumindest einen im Betrieb.
Getrübt wird die Stimmung vor allem auf Arbeitgeber*innenseite durch das Problem, dass knappe 90 Prozent angeben, dass es schwer bzw. eher schwer ist, überhaupt Lehrlinge zu finden. Geht es dabei nach den restlichen Befragten, könnte vor allem eines bei der Suche helfen: der persönliche Kontakt.
Egal ob Messen, Schnuppertage oder Exkursionen, gerade in der Berufsorientierung zählt der persönliche Kontakt mehr als alles andere. Ebenfalls groß ist der Wunsch unter allen Befragten, mehr Praxis in der Berufsschule zu implementieren sowie eine zusätzliche sprachliche Förderung.
Sieben Schritte und noch viel mehr
"Als nächsten Schritt werden die Ergebnisse dieser Studie in unseren Expertengremien genau analysiert und weitere konkrete Maßnahmen abgeleitet", so der GBH-Bundesvorsitzende, Josef Muchitsch. "Zur notwendigen Anpassung unserer Kollektivverträge werden wir Expert*innen auf beiden Seiten beauftragen." Dazu hat man bereits ein eigenes Aktionsteam gegründet. Ebenso wurden erste sieben Maßnahmen vorgestellt, die man aus der Studie ableitet.
So will man eine Aktualisierung des Lehrplans mit mehr praxisbezogenen Tagen sowohl in Pflichtschulen als auch in allgemeinbildenden höheren Schulen anstoßen, einen früheren Beginn der Berufsorientierung sowie das "Schulsystem stärker als Partner für eine Lehrausbildung" gewinnen. Auch sollen Vorbereitungskurse zur Lehrabschlussprüfung verstärkt, Berufsinformationen zielgruppengerichteter gestaltet, Fördermöglichkeiten für Betriebe aufgezeigt und die gute Work-Life-Balance hervorgehoben werden.
"Bei arbeitsrechtlichen Änderungen bis hin zu politischen Maßnahmen im Bildungssystem brauchen wir den Gesetzgeber", so Martin Greiner, BIM der Bundesinnung der Bauhilfsgewerbe. "Die Politik ist gut beraten, wenn sie unsere Maßnahmen ernst nimmt und entsprechend schnell ins Handeln kommt."