Raumluft-Qualität

Dicke Luft in den Schulen

Raumlüftung
19.10.2023

Die Qualität der Luft, die wir atmen, hat erheblichen Einfluss auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Dies gilt besonders in Schulen. Doch auch wenn die COVID-19-Pandemie für ein Umdenken in Bezug auf die Bedeutung von guter Raumluft in Schulen gesorgt hat, in Sachen Umsetzung hapert es noch.
Frau öffnet Fenster zum Lüften eines Raumes

Österreichs Schulen stehen vor vielen Herausforderungen, von Digitalisierung über die Steigerung der Effektivität und Effizienz in der Schulorganisation und Bildungsverwaltung bis hin zur Erhöhung des Leistungs- und Bildungsniveaus. Ein weiteres, gravierendes Problem hat die Corona-Pandemie der letzten Jahre gezeigt – die Belüftung. Wie kann eine gesunde und sichere Lernumgebung für Schülerinnen und Schüler gewährleistet werden. Ohne, dass Schüler stundenlang dick angezogen bei weit geöffneten Fenstern in den Klassenzimmern sitzen müssen.
Eine entscheidende Komponente in diesem Zusammenhang sind effiziente Lüftungssysteme. In Österreich sind verschiedene Lüftungssysteme an Schulen im Einsatz, darunter beispielsweise die sogenannte Naturbelüftung. Viele ältere Schulgebäude verlassen sich immer noch auf traditionelle Methoden der Naturbelüftung durch Fenster und Türen. Dies kann in den wärmeren Monaten effektiv sein, birgt jedoch Herausforderungen in den Wintermonaten.

Besserer Lernerfolg dank kontrollierter Lüftung

Einige Schulen verfügen wiederum über mechanische Lüftungssysteme, welche die Luft mithilfe von Ventilatoren kontinuierlich zirkulieren lassen. Diese Systeme können eine gleichmäßige Luftqualität gewährleisten, sind jedoch energieintensiv. Moderne Schulgebäude sind auch bisweilen mit Lüftungsanlagen ausgestattet, die die Luft nicht nur austauschen, sondern auch die Wärme zurückgewinnen. Dies ermöglicht eine effiziente Belüftung, ohne dass viel Energie verloren geht.
Zudem kommen weitere Vorteile, so tragen effiziente Lüftungssysteme dazu bei, die Verbreitung von Krankheitserregern zu minimieren und die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler zu schützen. Eine gute Luftqualität kann überdies die Konzentration und die kognitiven Fähigkeiten der Schüler*innen steigern, was sich positiv auf den Lernerfolg auswirken kann. Daneben tragen eine angenehme Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit auch zum allgemeinen Wohlbefinden bei, was die Lernumgebung zusätzlich verbessert.
Allerding verbrauchen mechanische Lüftungssysteme und solche mit Wärmerückgewinnung natürlich Energie, was zu höheren Betriebskosten führen kann. Außerdem erfordert die Installation moderner Lüftungssysteme nicht selten beträchtliche Investitionen und Lüftungssysteme können auch Geräusche verursachen, die wiederum den Unterricht stören können.
Die Ansteckungsgefahr in Schulen, besonders bei vollen Klassenräumen, ist in der Gesellschaft durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Schüler*innen besonders in den Mittelpunkt gerückt. Für ein gesundes Raumklima ist es aber nicht nur notwendig für eine virenfreie Luft zu sorgen. Auch die Sauerstoff- beziehungsweise CO2-Konzentration sowie die Luftfeuchte müssen kontrolliert werden.
Der Bedarf, die Schulgebäude mit einer ausreichenden Belüftung der Räume auszustatten und damit für gute Raumkonditionen zu sorgen, ist dementsprechend groß. Um die Luftqualität an Schulen zu verbessern, könnten verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, begonnen mit der Wartung und Modernisierung der vorhandenen Systeme. Bestehende Lüftungssysteme, raten Experten, sollten regelmäßig gewartet und bei Bedarf modernisiert werden, um effizienter zu arbeiten. Zusätzlich können Luftreinigungsgeräte mit HEPA-Filtern in Klassenräumen eingesetzt werden, um die Luftqualität zu verbessern.

Neue Schulen bekommen Lüftungsanlagen

Mittlerweile sind zentrale Lüftungsgeräte oftmals Bestandteil in den Baubeschreibungen von Schulneubauten. In einer parlamentarischen Anfragebeantwortung kündigte das Bildungsministerium im Mai 2023 an, dass neue Schulen, für die der Bund zuständig ist, fix Lüftungsanlagen eingebaut werden sollen. Bereits vor dem Beginn der Corona-Pandemie sei demnach der Einbau von mechanischen Be- und Entlüftungsanlagen zumindest in Neubauten „zur Diskussion gestanden und auch immer wieder realisiert worden“, hieß es in der Beantwortung der SPÖ-Anfrage zum Schulentwicklungsprogramm (SCHEP) 2020 durch Minister Martin Polaschek.
Durch die Pandemie sei das Thema dann mit Blick auf den erhöhten Infektionsschutz durch Frischluftzufuhr und ständigen Luftwechsel forciert worden, „sodass der Einbau von mechanischen Be- und Entlüftungsanlagen in Neubauten nunmehr fixer Bestandteil bei Bauvorhaben geworden ist“, wie Polaschek betont. In Bestandsgebäuden hingegen sind zentrale RLT-Anlagen schwierig zu installieren. Der Eingriff in den vorhandenen Baukörper ist zumeist zu aufwendig. Mit dezentralen Lüftungsgeräten stehen allerdings Lösungen bereit, die zentraler Lüftungstechnik in nichts nachstehen.
In einem Interview mit „Heute“ erklärte Polaschek dann Anfang September 2023 allerdings, dass Fensterlüftung zum gesunden Raumklima beitragen kann und erteilte damit gleichzeitig CO2-Messern und Luftreinigern in Klassenzimmern, wie sie von Elternverbänden und Branchenexperten immer wieder gefordert werden, eine Absage: „Stoßlüften ist eine sehr gute Maßnahme. Es gibt verschiedene Untersuchungen dazu, man kann natürlich auch mit entsprechenden Anlagen etwas tun, wir leben aber in Zeiten der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung und es sollte eigentlich unser Ziel sein, Energie einzusparen, wo immer es möglich ist“, erläuterte Polaschek im Interview.

Aufschrei der Branche

Für den Verein ZULuft Austria, einen Zusammenschluss der heimischen Lüftungsindustrie, ein Irrweg. Denn es sei nicht nur falsch zu glauben, dass in Klassenzimmern mit vielen Schüler*innen ein effizientes Lüften über die Fenster möglich sei, gerade in der kalten Jahreszeit kämen auch noch enorme Energieverluste durch häufiges Lüften hinzu, die den Energieverbrauch von Lüftungsanlagen deutlich übersteigen würden.

Fenster­lüftung kostet viel Energie und damit viel Geld in Form von Heizkosten.

Wolfgang Hucek, Vorstand des Vereins ZULuft Austria

Wolfgang Hucek, Vorstand des Vereins ZULuft Austria, im Porträt
Wolfgang Hucek, Vorstand des Vereins ZULuft Austria

Fensterlüftung koste „viel Energie und damit viel Geld in Form von Heizkosten“, betont Wolfgang Hucek, Vorstand des Vereins.
Aber nicht nur in der kalten Jahreszeit sei Fensterlüften ein Problem, auch Abgase, Feuchtigkeit, Lärm und Luftzug können negative Auswirkungen auf die Schüler*innen haben, die sich mit Lüftungssystemen verhindern lassen würden. Der Verein fordert daher unter anderem eine Obergrenze für die maximale CO²- Raum-Konzentration, welche sich an den offiziellen Grenzwerten 1000 ppm (im Mittel) orientiert und Wohlbefinden und Konzentrationsfähigkeit im Raum sicherstellen soll. Zudem kommen niedrige Schallemissionen im Innenraum ebenso wie Forderungen nach verpflichtender Wärmerückgewinnung und einer automatisch geregelten Außenluftmenge in Abhängigkeit der Luftqualität, um bei veränderter Raumnutzung ausreichend Frischluft sowie energieeffizientes Lüften im Gebäude sicher zu stellen. „Es wird Zeit, dass endlich gesetzliche Vorgaben geschaffen werden“, wie Hucek schon anlässlich der Vereinsgründung forderte.
Dementsprechend setze sich der Verein für ein Umdenken in Sachen Investitions- & Ausgabenpolitik ein, besonders im Hinblick auf Energieeffizienz, Umweltbewusstsein und Gesundheitsförderung im Gebäude. „Gute Luft muss uns im Sinne unserer Mitmenschen, Mitarbeiter oder jungen Generation in den Schulen etwas wert sein - geben wir der Innenraumluft einen Stellenwert.“
Gerade in Schulen ist eine gute Luftqualität von entscheidender Bedeutung, da sie direkten Einfluss auf den Lernerfolg hat. Frische Luft und eine angenehme Raumtemperatur tragen dazu bei, dass Schülerinnen und Schüler sich wohlfühlen und besser konzentrieren können. Dies wiederum kann sowohl die schulische Leistung und das Verhalten positiv beeinflussen. //

Kommentar

„Polaschek ist uninformiert“

Dass Stoßlüften eine bessere Maßnahme ist als Luftreiniger, vor allem um die verbrauchte belastete Luft durch Frischluft zu ersetzen, ist wohl der einzige Inhalt dem grundsätzlich zuzustimmen ist. Das war‘s dann aber auch schon. Herr BM Polaschek ist hier wohl aber als insgesamt uninformiert und beratungsresistent zu qualifizieren, da Stoßlüften zum einen in Zeiten der Ressourcenschonung und Notwendigkeit des Energiesparens als Energieverschwendung allerhöchster Güte ist.
Dazu kommt, dass Stoßlüften je nach Belegung des Klassenzimmers in bis zu 10 minütigem Abstand erfolgen müsste um den Schadstoffgehalt der Luft wohlgemerkt auf mäßigem Niveau halten zu können, scheint wohl nicht Teil seines Wissensstandes zu sein. Dies natürlich wohlgemerkt auch bei Minusgraden im Winter, bei Regen und bei Außenlärm usw.. Ganz abgesehen davon wird ja dabei auch der Unterricht unterbrochen. Und natürlich wird mit jedem Fensterlüftungsvorgang der Großteil der Heizenergie quasi vernichtet.  
Inwieweit das mit den allgemeinen Zielen und Anforderungen, die an uns alle gestellt werden vereinbar ist, kann jeder selbst beurteilen. Jedenfalls sieht es unterm Strich so aus, als wären unsere Kinder Menschen zweiter Klasse, das Thema Gesundheit, CO2 Einsparung und die Energieeffizienz zumindest bei Herrn Polaschek noch nicht angekommen. Damit ist Stoßlüften nicht nur ineffizient, sondern auch als in jeder Hinsicht ungeeignete Maßnahme einzuordnen. Dass sich Herr Polaschek - wie auch andere auf die er sich beruft - gegen CO2 Messpflichten ausspricht liegt klar auf der Hand - würde ja seine untauglichen Vorschläge unverzüglich pulverisieren.

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