Landesinnung Salzburg
Ein innovativer Geist
Nach der Tischlerlehre sammelte Rupert Thurner während seiner Tätigkeiten als Verkäufer in einem Holzfachmarkt sowie als Planer in einem Möbelhaus umfangreiche Erfahrungen in unterschiedlichen Bereichen. 1993 machte sich der Tischlermeister mit dem Handel und der Montage von Fenstern, Türen und Sonnenschutz selbständig. Nach einigen Jahren als Ein-Mann-Betrieb war Ehefrau Greti Thurner die erste Mitarbeiterin der Tischlerei Thurner. 2002 folgte ein weiterer Mitarbeiter, seitdem ging die Zahl stetig nach oben. Heute zählt das Team acht Mitglieder, darunter aktuell ein Lehrling.
Breit aufgestellt
Aus dem Schauraum in St. Johann im Pongau, an dem man über 24 Jahre präsent war, zog man heuer am 1. Oktober aus – nunmehr passieren alle Aktivitäten des Betriebs am und vom Standort in Mühlbach am Hochkönig aus. Dort erwarb Thurner 2015 die Tischlerei Koch, baute diese sukzessive aus und um – um heute die perfekten Voraussetzungen für die verschiedenen Standbeine und für seinen designierten Nachfolger, Sohn Stefan Thurner, bieten zu können. „Ich bin damals ohne familiären Hintergrund – quasi von Null weg – in die Selbständigkeit gestartet und habe mich am Anfang stark auf Handel und Montage konzentriert. Als mein Sohn 2013 die Tischlermeisterprüfung absolviert und Interesse an der Betriebsübernahme gezeigt hat, haben wir mit der Weiterentwicklung begonnen“, berichtet er. Aktuell halten sich die Geschäftszweige Beratung, Planung und individuelle Möbelfertigung sowie Handel und Montage von Fenstern und Türen bzw. die Fenstersanierung ungefähr die Waage. „Ich traue mich zu sagen, dass ich im Fenster- und Türenbereich sehr gut aufgestellt bin, mich in Sachen Richtlinien gut auskenne. Das wissen unsere Partner zu schätzen, die Erfahrung kommt mir bei der Zusammenarbeit mit Bauträgern zugute.“ Apropos Bau – wie stellt sich hier die wirtschaftliche Lage dar? „Durchaus herausfordernd“, so Thurner: „Der Wohnungs-Neubau ist stark zurückgegangen, das spürt natürlich auch unsere Branche. In Salzburg sind die Sanierungsförderungen nach wie vor aktiv, das hilft uns aktuell noch. Allerdings muss bald etwas geschehen, damit sich die Situation wieder ändert. Denn wenn keine Häuser und Wohnungen gebaut werden, werden auch keine Fenster, Türen und Möbel benötigt.“
Nachfolge gesichert
Im Rahmen der heurigen Innungstagung in Salzburg übernahm Rupert Thurner – nach vielen Jahren aktiven Mitwirkens im Innungsausschuss – das Amt des Landesinnungsmeisters von Herbert Sigl. Die Entscheidung, diese Aufgabe anzunehmen, wurde durch die geregelte Betriebsnachfolge klar erleichtert: „Mit dem starken familiären Background kann ich mich zeitlich gut freispielen und weiß die Tischlerei in guten Händen. Das war mit ein Grund, das – durchaus arbeitsintensive – Amt des Landesinnungsmeisters anzunehmen“, so der 60-Jährige.
Herrn Thurners Gespür für Schnee
Mit seiner Schimanufaktur, die Rupert Thurner zusätzlich zur Holzwerkstätte betreibt, greift der sportbegeisterte Salzburger nicht nur die Idee vom individualisierten Sportgerät auf, er verbindet damit auch auf besondere Weise Tradition und Handwerk: „Die Schiproduktion ist eine Nische, in der wir uns immer stärker etablieren.“ Konkret werden zwischen Oktober und März je nach Nachfrage Workshops angeboten, in welchen die Teilnehmenden unter fachkundiger Anleitung ihr persönliches Paar Schi bauen können. „Für das Highlight – den von uns produzierten Holzkern für perfekte Fahreigenschaften – verwenden wir nachhaltige heimische Hölzer wie Esche, Buche oder Pappel. Die Oberflächen werden je nach gewünschter Optik mit Furnier belegt.“
Nachhaltige Förderungen
Apropos Nachhaltigkeit: In seiner Innungsfunktion will Thurner diese Thematik u.a. im Zusammenhang mit Förderungen mit besonderem Elan angehen: „Ich bin für das nachhaltige Fördern der Holzbauweise im Rahmen der Wohnbauförderung. Denn auch wenn die Kosten etwas höher sind als bei der Beton- und Ziegelbauweise, machen Nachhaltigkeit und regionale Wertschöpfung die Mehrausgaben wieder wett. Das selbe gilt natürlich auch für Holzfenster – deren Einbau gehört massiv besser unterstützt als der von Kunststofffenstern“, ist Thurner überzeugt.
Schluss mit der Überregulierung
Ebenso wichtig ist dem Landesinnungsmeister eine Rücknahme der Überregulierung, die vor allem im Fensterbau KMU das (Wirschafts-)Leben schwer macht: „Die Industrie setzt uns „Kleine“ mit der Kennzeichnung unter Druck, da wir auf der Kostenseite nicht dagegen halten können. Es geht um die CE-Zertifizierung ebenso wie um Regeln beim Schall- und Brandschutz, bei den Wärmewerten und bei der Montage. Beim Einbau fällt aber sehr oft auf, dass in der Realität wieder alles anders ist und diese Überregulierung nicht nötig gewesen wäre“, so Thurner, für den Papier und Baustelle klar „zwei verschieden Paar Schuhe“ sind. Aber welche Lösung gibt es hier? „Es muss das Einbringen praktischer Erfahrungen, auch wenn diese von den gesetzlichen Vorgaben abweichen, möglich sein. Dadurch könnte man auch in der Bürokratie und Verwaltung sparen.“
Breites Ausbildungsspektrum
Weitere zentrale Themen sind für Thurner die Nachwuchsförderung und die Lehrlingsausbildung. „Mit den Ausbildungen Tischlerei und Tischlereitechnik und einem großen Spektrum an Weiterbildungsmöglichkeiten stehen den jungen Menschen sehr viele Möglichkeiten offen. Diese Fakten müssen immer wieder kommuniziert werden, denn wir brauchen die Fachkräfte zur Sicherung der Zukunft unseres Handwerks“, ist Thurner überzeugt.
Zusammenhalt stärken
Und noch ein Punkt, der Rupert Thurner sehr am Herzen liegt: „Wir als Innung müssen uns noch stärker untereinander und mit anderen Akteuren der Holzwirtschaft vernetzen, damit die Botschaft bei den politisch Verantwortlichen ankommt. Denn wir müssen klimaneutraler werden, dazu kann ein verstärkte Einsatz des Werkstoffes Holz und eine Förderung der regionalen Wertschöpfung viel beitragen“, ist er überzeugt.