Interview

„Weniger Bürokratie ist das Ziel“

Landesinnung Oberösterreich
19.09.2024

 
Seit Jahresanfang ist Klaus Weissengruber Innungsmeister der Landesinnung der Tischler und Holzgestalter Oberösterreich. Im Interview zieht er ein erstes Fazit und spricht über Erfolge in der Ausbildung, das Lieferkettengesetz und bürokratische Hürden.
LIM Oberösterreich Klaus Weissengruber
Auch wenn die wirtschaftliche Lage angespannt ist, blickt der oberösterreichische Landesinnungsmeister Klaus Weissengruber optimistisch in Zukunft seiner Branche.

Tischler Journal: Wie lautet Ihr erstes Fazit im neuen Amt, was konnten Sie bereits bewegen?
Klaus Weissengruber: Ich bin ja schon lange in der Landesinnung Oberösterreich tätig und war auch bereits dreieinhalb Jahre lang stellvertretender Landesinnungsmeister. Der Bereich ist für mich also nicht neu. Die vergangenen zwei Jahre war es unsere Aufgabe, das Niveau der Meisterprüfung auf NQR 6 umzugestalten und das Prüfungsportfolio zu verändern. Die Möglichkeit, den Meistertitel auch als Titel tragen zu können, hat den Stellenwert des Meisters stark erhöht. Seitdem sind die Zahlen der Meisterprüfungen in Oberösterreich wieder enorm gestiegen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Weiterentwicklung der Lehrberufe. Besonders stolz sind wir, dass wir gemeinsam mit der WKO die duale Akademie ins Leben gerufen haben. Maturanten, die die Tischlereitechniker-Lehre absolvieren möchten, können das nun in einer verkürzten Lehrzeit tun.

Welche Ziele haben Sie sich noch gesteckt?
Es ist ein uraltes Thema, aber immer noch aktuell: Das Ziel ist, den bürokratischen Mehraufwand in der Wirtschaft zu minimieren. Mit dem Lieferkettengesetz kommt jetzt eine größere Welle auf uns zu. Die Betriebe müssen ihre Nachhaltigkeit unter Beweis stellen. Das ist eine große Herausforderung speziell für kleine und mittlere Unternehmen, verursacht Kosten und braucht viel Zeit. Viele Unternehmer fragen sich derzeit: Wie komme ich zu den relevanten Infos? Wie kann ich den CO2-Ausstoß meines Produkts berechnen? Das wird künftig auch jeden kleinen Handwerksbetreib betreffen. Denn ein Häuslbauer, der einen sogenannten grünen Kredit bekommen will, muss auch belegen, wie viel CO2-Ausstoß seine Möbel in der Produktion verbraucht haben. Vor allem betrifft es aber auch jetzt schon die Klein- und Mittelunternehmen, die für die Industrie im Zulieferbereich arbeiten.

Welche Unterstützung können Sie hier anbieten?
Im kommenden Frühjahr veranstalten wir einen Tischlereitechniker-Tag und laden dazu einen Vortragenden zum Thema Lieferkettengesetz ein. Heuer haben wir diese Veranstaltung zum ersten Mal durchgeführt, mit verschiedenen brandaktuellen Themen wie „Gib dem Holzfenster eine zweite Chance“ oder „Neues aus der Normung und Technik“ mit jeweils fachkundigen Experten als Vortragende.

Wie beurteilen Sie die aktuelle wirtschaftliche Lage der Tischlereibetriebe?
Die Situation ist angespannt. Den klassischen Tischlereien geht es einigermaßen gut, da sie sehr flexibel sind und Sonderlösungen anbieten oder auch Sanierungen durchführen. Im reinen Möbelfachhandel, ohne eigene Produktion, gibt es Rückgänge. Die Umsätze von Häuslbauern bei den Ersteinrichtungen fehlen, bei den sogenannten Zweiteinrichtern läuft es einigermaßen gut. Zukünftig wird es grundsätzlich ein Umdenken in der Wohnraumbeschaffung geben und vermehrt ein Schwerpunkt auf Sanierungen gesetzt werden. Das ist wiederum die Chance für alle Handwerksbetriebe, die mit ihrem Know-how bestmögliche Beratung und Umsetzung garantieren.

Wo sehen Sie künftig noch Wachstumschancen?
Die Möbelbranche war sicherlich unter den Krisengewinner, viele haben während der Pandemie ins Eigenheim investiert. Dieser Markt ist zurzeit etwas gesättigt. Ich schätze, dass es ab dem Frühjahr besser werden wird. Gut läuft es momentan bei allem, was mit Tourismus zu tun hat, also im Gastro- und Hotelbereich, ebenso im Ausbau von Kinderbetreuungsstätten und im Gesundheits- und Pflegebereich.

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Tischlerei