Technikerin im Porträt

Mit Hammer und Meissel

Frauen im Handwerk
15.03.2024

Seit 2015 ist Anna-Maria Kropfitsch erfolgreich als Handgraveurin tätig. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf Waffen- und Messergravuren.
Anna-Maria Kropfitsch

Ihre Liebe für künstlerische Tätigkeiten begann sich bereits in der Volks- und Hauptschulzeit zu entwickeln. „Meine Lieblingsfächer waren Geometrisches Zeichnen und Werken“, erinnert sich Anna-Maria Kropfitsch. Die Faszination für Gravierkunst führte sie in der Folge an die Höhere Technische Bundeslehr- und Versuchsanstalt nach Ferlach. 2010 startete sie ihre Ausbildung zur Graveurin und schloss die Zusatzausbildung Goldschmiedin an. Bereits ihre Abschlussarbeit ließ den späteren Werdegang erahnen: sie gravierte ein Jagdmesser nach indischer Ornamentik - ein indischer Tiger und ein indischer Elefant prägten den Griff. Nach ihrem Abschluss 2015 gründete sie ihre Firma Die Gravur in Klagenfurt - kürzlich ist Kropfitsch nach Ebenthal umgezogen. Damit präsentiert sich die Kärntnerin heute als eine der wenigen Handgraveure in Österreich. „Handgraveur ist ein aussterbender Beruf“, bedauert sie. Dabei hat die Handgravur viele Vorteile gegenüber modernen Verfahren wie der CNC-Gravur. Im Gegensatz zu maschinellen Techniken, bei denen Material verdrängt wird, schneidet die Handgravur fein aus dem Metall heraus, was für Waffen- und Messergravuren entscheidend ist. Gearbeitet wird u.a. mit Kohlenstoff-, Edel-, Damast- und Chrom-Vanadium-Stahl, ebenso mit Gold- und Silbereinlagen sowie Horn. „Bei härteren Materialien verwendet man auch den Fräser, vorrangig sind aber Hammer und Meißel im Einsatz.“ Eine große Rolle spielt die Digitalisierung, spezielle Programme und Social Media unterstützen, automatisieren und erleichtern die Arbeit.

Gravur

Persönliche Note

„Jeder Graveur hat seinen eigenen Stil und man erkennt seine Handschrift in den Gravuren“, berichtet die gebürtige Klagenfurterin, die heute in Ebenthal wohnt. Deswegen gebe es unter den Graveuren auch keine echte Konkurrenz. Zusammenarbeit beim selben Projekt erfolgt kaum. „Jeder Graveur hat sein eigenes Werkstück. Man unterstützt sich natürlich, auch online und zeigt sich gegenseitig Techniken.“ Oft wird einander zugearbeitet. Sehr viel läuft bei Graveur*innen über Mundpropaganda, Messen und Social Media. Es ist ein Zusammenspiel mehrerer Ebenen. Das hat der Kärntnerin auch schon zu Kunden in Abu Dhabi, Finnland und Belgien verholfen. „Ich bin spezialisiert auf realistische Gravuren, plastische und feine Ornamentik“, berichtet die 28-jährige, die 2019 von der Wirtschaftskammer Österreich beim Unternehmerinnen-Award für “Besondere unternehmerische Leistung” ausgezeichnet wurde. „Auf jeden Fall ist Selbstbewusstsein gefragt, man muss offen sein und darf sich nicht beirren lassen von irgendwelchen gesellschaftlichen Aussagen oder Stigmen.“ Erfreut berichtet die 28-jährige, dass gerade im Graveurbereich bei den Jüngeren immer mehr Frauen nachkommen. Die Förderung dieses Trends sieht sie auch als ein Ziel ihrer Tätigkeit als Bezirksvorsitzende der Jungen Wirtschaft Klagenfurt. Erfolg verlangt nach Leidenschaft, Engagement, Durchhaltevermögen, Kreativität, Neugierde und Offenheit – alles Eigenschaften, die Anna-Maria Kropfitsch bei sich selbst sehr gut erkennt. „Sonst bleibt man im Leben stehen!“ 

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