40 Jahre VÖK

Hybrid-Technologie ist die Zukunft

Event
17.10.2023

Dekarbonisierung und damit einhergehend eine maximale CO2-Reduktion sind die großen Herausforderungen der Heizungsindustrie in den kommenden Jahren.

Anlässlich einer Tagung zum 40-jährigen Bestehen der Vereinigung Österreichischer Kessel- und Heizungsindustrie (VÖK) im Schloss Mondsee beleuchtete der Vorstand der Interessensvertretung die aktuelle Situation am Heizungsmarkt, gab einen Ausblick auf zukunftsträchtige Technologien und formulierte Forderungen an die Politik. Als Zeitzeugen berichteten ehemalige und aktuelle Vertreter der Vereinigung über die letzten Jahrzehnte: Rudolf Tuppa, Werner Windhager, Johann Linsberger und Elisabeth Berger. 

40 Jahre VÖK Gruppenbild
Von links nach rechts: Elisabeth Berger, Johann Linsberger, Werner Windhager, Rudolf Tuppa und die Moderatorin Sandra König.

Heiz-Technologien gleich behandeln

Der Ausstieg aus Heizsystemen, die mit fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas betrieben werden, ist beschlossene Sache. Das gelingt aber nur mit dem Einsatz erneuerbarer Energie im Gebäudebereich. Während die Europäische Kommission einen all-electric Ansatz und einen one-technology Ansatz verfolgt, sieht VÖK Vorstandsvorsitzender Helmut Weinwurm Hybridanlagen – also die Kombination aus zwei Heizsystemen – als die Technologie der Zukunft. Gleichzeitig fordert er die Gleichbehandlung von Heiz-Technologien, denn „warum ist Fernwärme, die mit Gas erzeugt wird, erlaubt, und ein energie- und emissionseffizienter Gas-Brennwertkessel nicht?“ 
Diese Ungleichbehandlung kritisiert auch der stellvertretende VÖK Vorstandsvorsitzende Ernst Hutterer: „Beim Strom bleibt die Lieferkette außer Acht. Im Sommer erzeugen wir Strom mit Photovoltaik und mit Wasserkraft, im Winter muss elektrische Energie zugekauft werden, die von Atom- und Kohlekraftwerken produziert wird. Nur Holz steht ganzjährig als erneuerbarer Brennstoff CO2-neutral zur Verfügung. Die Kombination aus Strom und Holz ist daher die Zukunft.“

VÖK Vorstand
  VÖK Vorstand: Von links nach rechts: Markus Scheffer, Christian Hofer, Helmut Weinwurm, Ernst Hutterer, Erwin Stubenschrott.

Die Kombination macht es aus

Mit Hybridlösungen kann vor allem im Gebäudebestand viel bewegt werden. „Eine funktionierende Heizung zu entsorgen, ist nicht sinnvoll und den Menschen auch nur schwer vermittelbar. Daher sollen bestehende intakte Anlagen mit neuen, umweltschonenden Lösungen wie etwa Wärmepumpen kombiniert werden“, erklärt VÖK Vorstand Christian Hofer und fordert zugleich „auch diese Kombinationsmaßnahmen finanziell zu unterstützen, denn der Staat will nur einen Kompletttausch einer Heizung fördern.“ Die Kombination beispielsweise einer Gasbrennwertanlage mit einer Wärmepumpe macht Sinn: Im Jahr können rund zwei Drittel der Heizlast mit einer Wärmepumpe bewältigt werden, die idealerweise von einer PV-Anlage mit Strom versorgt wird. Der Rest bei tiefen Temperaturen kommt von einer Gasanlage.

Blick über die Landesgrenzen

Wir leben zwar in einem Europa ohne Grenzen, doch die Fördersysteme können nicht unterschiedlicher sein. VÖK Vorstand Markus Scheffer dazu: „Hybrid funktioniert und wird in anderen Ländern auch gefördert. Es werden hierzulande große Chancen vertan, wenn die Politik keinen Fokus auf Hybrid-Technologien legt.“

Es geht nicht ohne Holz

VÖK Vorstand Erwin Stubenschrott setzt sich laut VÖK Geschäftsführerin Elisabeth Berger bereits seit über 30 Jahren massiv für die Nutzung erneuerbarer Energie ein. „Um die Herausforderungen zu meistern, brauchen wir einen bunten Strauß an Technologien. Holz ist in ausreichender Menge vorhanden. Bei nachweislich rückläufigen Feinstaubemissionen ist es nicht verständlich, warum der Austausch einer alten Holzheizung gegen einen neuen, modernen Holzkessel nicht gefördert wird“, so Stubenschrott. Für ihn stellt eine Kombination eines holzbasierten Heizsystems für die kalte Jahreszeit mit einer Wärmepumpe eine sinnvolle Hybridlösung dar.

Größtes Potenzial: Sanierung

In der Sanierung ist – was den Austausch alter Heizsysteme gegen moderne, effiziente Technologien betrifft – in der Vergangenheit wenig passiert. Bei aktuell rund 1,5 Millionen verbauter alter Gas- und Ölheizungen sieht VÖK-Vorstandsvorsitzender Weinwurm im Sanierungsbereich das größte Potenzial. Mit großer Auswirkung auf die Umwelt, wie Christian Hofer überzeugt ist: „Mit einer Umrüstung auf neue Anlagen lassen sich etwa 50 Prozent der CO2-Emissionen einsparen!“ Dafür braucht es aber Anreize etwa in Form von Förderungen und viele Fachkräfte, die in ausreichender Zahl aber derzeit nicht vorhanden sind. Um diese zu bekommen, muss der Beruf des Installateurs wieder attraktiver gemacht werden. „Auch auf technischer Seite ist noch einiges möglich. Etwa mit einem höheren Vorfertigungsgrad und digitalgestützten Komponenten kann die Industrie moderne, einfache Lösungen schaffen. Das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht“, ist Hofer überzeugt.

Branchen
Haustechnik