Ausstellung: Mein Traumhaus

Redaktion Architektur & Bau Forum
14.08.2019

Die Werke des Architekten Eilfried Huth stellt die Künstlerin Julia Gaisbacher in den Mittelpunkt ihrer künstlerischen Vermessung dessen Oeuvres. Ihr gemeinsam mit Ulrich A. Reiterer entstandenes filmisches Portrait des Architekten ist von 23. August bis 6. September im Rahmen einer Ausstellung im Forum Stadtpark zu sehen.

„Mein Traumhaus sind Luftschlösser“ ist eine medienübergreifende Ausstellung fokussiert Julia Gaisbacher dabei ein Projekt des steirischen Architekten Eilfried Huth, auf die Wohnbausiedlung Gerlitzgründe in Graz-Puntigam. Der damalige partizipative Planungsprozess steht dabei ebenso im Mittelpunkt wie das Verhältnis der Bewohner zu deren Siedlung. Eine Fotoserie analysiert auf formalästhetischer Ebene die Vielfalt der individuellen Gestaltung der Gebäude, ein arrangiertes Materialarchiv gibt Einblick in die Perspektive der Bewohner und ein gemeinsam mit dem Filmemacher Ulrich A. Reiterer entstandenes filmisches Portrait des Architekten Eilfried Huth eröffnet dem Betrachter dessen Vision.

Die Siedlung und ihr Architekt im Fokus
Huth war der Überzeugung, dass erst ein persönlicher Bezug zu Objekten auch deren ästhetische Erfahrung ermögliche. Eben daraus entwickelte er einen emanzipativen Planungs- und Bauprozess für den verdichteten Flachbau, in dem sich Architekten und künftige Bewohner auf Augenhöhe begegnen sollten. In der Eschensiedlung, Deutschlandsberg/Österreich, wurde sein Konzept gemeinsamer Planung ab 1972 erstmals im Maßstab 1:1 erprobt. Zeitgleich mit der zweiten Bauphase der Eschensiedlung begann Huth im Jahr 1975 mit seinem zweiten partizipativen Wohnprojekt, den Gerlitzgründen in Graz/Puntigam. Hier sollte in der ersten Bauphase (30 Häuser) vor allem ökonomisch schwachen Familien die Möglichkeit gegeben werden, am Projekt teilzunehmen.

Advertorial

Julia Gaisbacher, die in der Terrassenhaussiedlung der Werkgruppe Graz aufwuchs, beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit sozialen Schnittstellen und Kontexten innerhalb gebauter Umwelt. Ihr Interesse liegt dabei auch in der Rezeption und heutigen Nutzung architektonischer Modelle ab den 1960er-Jahren. Seit 2016 widmet sie sich in diesem Kontext gemeinschaftlichen Wohnbauprojekten von Eilfried Huth. Über die Eschensiedlung entstand im Auftrag des Kunsthaus Graz 2017 für die Ausstellung Graz-Architektur und im Austausch mit Eilfried Huth eine umfangreiche künstlerische Analyse des Siedlungsprojekts und seiner Bewohner.

Gaisbacher entwickelte für die Ausstellung eine fotografische Serie der Häuserfassaden des Projekts Gerlitzgründe. Aneinandergereiht präsentieren sich die Häuser auf den ersten Blick nüchtern frontal, ihrem Kontext entzogen. Auf den zweiten Blick zeigt sich der unterschiedliche Einsatz der modularen Bauteile, die unterschiedliche Farbgebung und damit der individuelle Einfluss der Bewohner. Die Künstlerin stellt der formellen, fotografischen Serie private Fotografien der Bau-und Gründungsjahre der Bewohner gegenüber. Überwiegend leben die Familien aus der Bauphase auch heute noch in der Siedlung und sind im Siedlungsverein „IG Gerlitzgründe 1“ aktiv.

Im Film-Portrait ist Eilfried Huth im Gespräch mit Doris Pollet-Kammerlander, die als Soziologin seine ersten partizipativen Wohnbauprojekte begleitet hat, zu sehen. Seine Ideen für den partizipativen, sozialen Wohnbau und die damit einhergehende neue Architekturästhetik sowie aktuelle Tendenzen in der Architektur und im Wohnbau besprochen. Interviews mit Bewohnern, Aufnahmen der Bauprojekte sowie Archivmaterial werden damit in Verbindung gesetzt.

Kurzbiographien der Künstler:
Julia Gaisbacher
, *1983 in Grambach bei Graz, als freischaffende Künstlerin und Fotografin lebt in Wien und Graz. Studium der Kunstgeschichte an der Karl-Franzens-Universität Graz, Studium der Bildhauerei/Dreidimensionale Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Dresden und an der Hogeschool Sint Lukas, Brüssel. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit den komplexen Zusammenhängen zwischen sozialen Konventionen im öffentlichen Raum, Architektur und Repräsentation in verschiedenen Medien.
Ulrich A. Reiterer, *1982 in Graz, lebt in Wien und Graz. Filmemacher und Dokumentarist. Studium der Architektur an der TU Graz und der Kunst & digitalen Medien an der Akademie der bildenden Künste Wien. Reiterer beschäftigt sich in seinen semi-dokumentarischen künstlerischen Arbeiten mit Aspekten der Transformation von Architektur anhand von vielfältigen Akteuren der Stadt und Einflusssphären wie der Sharing Economy.

Termine:
23. August 2019, 19:00 Uhr:
„Das Wohnprojekt Gerlitzgründe und frühe Bemühungen für einen partizipativen Wohnbau“ Filmpräsentation. Anschließend am Podium: Julia Gaisbacher, Eilfried Huth, Ulrich A. Reiterer, Barbara Steiner, Irmfried Windbichler. Moderation: Heidrun Primas
30. August 2019, 19:00 Uhr: „Partizipativer Wohnbau damals/ heute – Eschensiedlung, Gerlitzgründe, Modell Steiermark u.a.“ Am Podium: Wolfdieter Dreibholz, Werner Hollomey, Eilfried Huth, Lotte Schreiber, Iris Zechner. Moderation: Ida Pirstinger
6. September 2019, 19:00 Uhr: „Zukunft des partizipativen Wohnbaus“ Am Podium: Alexander Daum, Jesko Fezer, Julia Fröhlich, Doris Pollet-Kammerlander, Julia Wohlfahrt. Moderation: Markus Bogensberger

von 23. August bis 6. September. http://www.forumstadtpark.at