Corona-Virus: Die Reaktion der Baubranche
Von der Aussetzung des geregelten Baubetriebs über Stufenpläne bis hin zu Alltagsgeschäft: So reagiert die Baubranche auf das Corona-Virus.
Aktuell sind die heimischen Baustellen noch nicht gesetzlich geschlossen. Dementsprechend agieren die Unternehmen entlang des geltenden Rechts und versuchen einerseits ihre Mitarbeiter so gut wie möglich zu schützen und andererseits die eigene Firma am laufen zu halten. Dennoch ist das jeweilige Vorgehen so inhomogen wie die Branche selbst.
Strabag stellt Baustellen ein
Die Strabag zog in der Diskussion um die Weiterführung von Baustellen selbst die Reisleine. Mit sofortiger Wirkung (Stichtag 18.3.2020) wurden der geregelten Baubetrieb der Strabag in Österreich eingestellt. Dies gilt bis auf Weiteres, mindestens jedoch, solange die 98. Verordnung des Bundesministers für Soziales gemäß §2 des COVID-19-Maßnahmengesetzes gilt – also bis zum 22.3.2020. Von der Maßnahme werden rund 1.000 Baustellen betroffen sein.
„Nach Abwägung aller Interessen und vor allem auch der gesellschaftlichen Verantwortung wegen sehen wir uns gezwungen, diesen drastischen Schritt zu setzen“, so Strabag SE-Vorstandsvorsitzender Thomas Birtel. Eine Evaluierung der Baustellen hat ergeben, dass bei einer Vielzahl an Baustellen ein Ein-Meter-Abstand zwischen Mitarbeitenden im praktischen Baubetrieb nicht – wie nun gesetzlich gefordert – durchgängig gewährleistet werden und die Lieferkette von Materialien und Nachunternehmen nicht mehr sichergestellt werden kann. Die einzustellenden Baustellen werden gesichert und, da nicht abschätzbar ist, wie lange dieser Ausnahmezustand tatsächlich dauert, für einen mehrwöchigen Stillstand vorbereitet. Projekte, bei denen der Mindestabstand eingehalten werden kann, sowie Projekte von übergeordnetem öffentlichem Interesse werden – im Einverständnis mit der Auftraggeberseite – eingeschränkt weitergeführt.
Rhomberg: Enge Absprachen helfen
Die Baustellen von Rhomberg Bau sind derzeit ebenfalls noch am Laufen. „Wir halten uns aber an die gesetzlichen und institutionellen Vorschriften, hier kommt es deshalb zu Einschränkungen“, sagt Rupert Grienberger, verantwortlich für die Bereiche Bau und Ressourcen bei Rhomberg Bau. Nichtsdestotrotz würden die Arbeiter vor Ort alles unternehmen, um Kunden zu unterstützen – beispielsweise durch klare, enge Absprachen mit der Bauherrschaft oder durch die Bildung mobiler Notfalltrupps.
Einschränkungen könnte es künftig auch wegen fehlendem Material geben . „Die für eine möglichst rasche Wiederaufnahme der Arbeiten kritischen Materialien bestellen wir zwar schon jetzt und bevorraten diese. Engpässe bei einzelnen Materialien wird es wohl trotzdem geben.“ Personelle Engpässe bei der Wiederaufnahme der Arbeiten – ein Greifen der COVID-19-Maßnahmen vorausgesetzt – erwarte man dagegen nicht. „Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu unseren Mitarbeitenden und genießen ihr Vertrauen.“
Asfinag: Reparaturen können sofort umgesetzt werden
Aufgrund der aktuellen Situation stoppt die Asfinag alle nicht unmittelbar für die Aufrechterhaltung des Verkehrsflusses notwendigen Baustellen auf den Autobahnen und Schnellstraßen in Österreich. Konkret bedeutet das, dass in den kommenden Tagen bei derzeit laufenden Baustellen alle notwendigen Sicherungsmaßnahmen umgesetzt werden, um trotz der Einstellung der Arbeiten die höchstmögliche Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Alle bereits angekündigten Baustarts – und damit Baustelleneinrichtungen – werden nicht begonnen. „Wir fahren die derzeit nicht notwendigen Bauarbeiten auf unserem Streckennetz herunter, aber trotzdem ist es uns wichtig, dass wir als Asfinag weiterhin einsatzfähig bleiben“, erklären die beiden Geschäftsführer der Asfinag Bau Management GmbH Andreas Fromm und Alexander Walcher. „In klaren Worten: Sofortmaßnahmen wie Reparaturen von Fahrbahnschäden können sofort umgesetzt werden.“
Porr: Mitarbeiter in Kurzarbeit
Bei der Porr gab man sich anfangs abwartend. Alle Baustellen, die nicht vom Auftraggeber oder den Behörden eingestellt wurden, seien weiter in Betrieb, hieß es am Montag auf Anfragen der Bauzeitung. „Die Lage wird fortlaufend beobachtet. Wo es möglich und vor allem sinnvoll ist, kann in den nächsten zwei Wochen Home Office individuell in Abstimmung mit der Führungskraft eingesetzt werden. Der Betrieb auf den Baustellen wird aber nach Möglichkeit wie geplant und unter Rücksichtnahme der Vorsorgemaßnahmen am Laufen gehalten“, sagte Porr CEO Karl-Heinz Strauss am Montag. Heute, Donnerstag, ließen interne Quellen bereits verlautbaren, dass die Porr ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schickt.
Huppenkothen: Distribution funktioniert problemlos
Beim Baumaschinen-Händler und -Vermieter Huppenkothen sind die Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter sowie zur Aufrechterhaltung des Geschäfts ebenfalls voll angelaufen. „Die momentane Situation ist eine ganz besondere und erfordert ein besonnenes und ruhiges Vorgehen: Wir arbeiten in reduzierter Form weiter und haben individuelle Maßnahmen in den verschiedenen Abteilungen getroffen, die sich an die Empfehlungen unserer Regierung halten“, erklärt Wolfgang Rigo, Geschäftsführer Huppenkothen. „Zusätzlich arbeiten wir wochenweise in zwei Teams, welche sich über das Wochenende abwechseln und gegenseitig nicht in Kontakt kommen.“ Die Auswirkungen auf das Geschäft selber halten sich jedoch nach eigener Aussage noch in Grenzen, auch die Distribution funktioniere noch problemlos. Dennoch geht man auch in Vorarlberg nicht davon aus, schnell und verlustfrei aus der Situation zu kommen. „Wir rechnen mit Umsatzeinbußen, die Höhe wird sich nach der Dauer der Krisensituation richten“, stellt Rigo fest.
Leyrer + Graf: Entlang der Vorgaben
Bei Leyrer + Graf ergriff man alle möglichem Maßnahmen um die eigenen Mitarbeiter zu schützen und macht das weitere Vorgehen von den Auftraggebern abhängig. „Wir stehen auch dem Wunsch der Auftraggeber nach vorübergehender Einstellung der Baustellen offen gegenüber“ so Stefan Graf, CEO Leyrer + Graf. „Bei einer Weiterführung versichern wir jedoch, dass wir unsere Bautätigkeit auf unseren Baustellenbestmöglich – so lange wie möglich – weiterführen.“ Trotzdem ist man sich bewusst, dass es intern zu einer Reduktion der Aufgaben und Arbeitsleistung kommen werde. „Deshalb haben wir in der Unternehmensgruppe auf Basis der gesetzlichen Bestimmungen einen Stufenplan entwickelt, um das betriebliche Gleichgewicht aufrecht zu erhalten und die Arbeitsplätze bestmöglich sichern zu können“, gibt sich Graf kämpferisch. „Wir sind der Überzeugung, dass der Arbeitsplatz eines jeden einzelnenMitarbeiters aufrechterhalten werden kann.“
Hubmann Bau: Betrieb noch aufrecht
Die Gesundheit der Mitarbeiter steht derzeit auch für Marianne Dobler-Hubmann, Geschäftsführerin von Hubmann-Bau, im Vordergrund. Auch dort versucht man, die Arbeiter auf der Baustelle so gut wie möglich in Kleingruppen zu organisieren. Zudem werden täglich frische Handschuhe für die Baustelle zur Verfügung gestellt. Und die Büro-Mitarbeiter arbeiten im Sinne der Kontaktvermeidung in den nächsten Wochen von Zuhause aus. „Aktuell gelingt es uns noch, den Betrieb so gut wie möglich aufrecht zu erhalten. Die nächsten Tage werden aber zeigen, ob dies auch die kommenden Wochen noch möglich sein wird“, sagt Dobler-Hubmann. Vor allem Materialengpässe könnten dies künftig erschweren. „Die Bundesregierung hat mit den gesetzten Maßnahmen richtig auf die Pandemie reagiert. Jetzt heißt es, einen kühlen Kopf zu bewahren. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.“
Ebster Bau: Lohnnebenkosten für den Arbeitgeber
Dieser Meinung ist auch Peter Erster, Geschäftsführer von Ebster-Bau: „Die Maßnahmen der Regierung sind sehr gutes Krisenmanagement. Was aber etwas untergeht und noch zu Diskussionen führen wird, ist, dass bei der Kurzarbeit zwar ein verminderter Nettolohn refundiert wird, jedoch die Lohnnebenkosten in voller Höhe durch den Arbeitgeber getragen werden müssen.“ Bei Ebster-Bau ermittelt man derzeit noch, was dies den Betrieb pro Arbeitswoche kosten wird.
Der Betrieb selbst wird ab morgen für diese Woche erst einmal geschlossen. Das treffe vor allem fünf Mitarbeiter, die erst seit zwei Wochen im Unternehmen tätig sind und dadurch noch keinen Urlaub angespart haben oder sich noch in der Probezeit befinden, besonders hart. „Diese müssen wir mit Wiedereinstellungsgarantie kündigen.“ Für die Restlichen werde kommende Woche das Thema Kurzarbeit geprüft. „Denn bei der jetzigen Faktenlage würde es mich sehr wundern, dass wir nächste Woche unseren Betrieb wieder aufnehmen können. Da fällt unter positives Denken.“