Interview Nachgefragt bei

“Dass wir einer Demokratie leben dürfen”

14.04.2025

Wolfgang Holzhaider im Interview "Nachgefragt bei" mit der Bauzeitung. Der Innungsmeister Bau Oberösterreich und Geschäftsführer der Holzhaider Bau GmbH spricht über die Aussichten für die Bauwirtschaft - und was ihm zuversichtlich macht.

 

Wie wird 2025 für das Baugewerbe in Oberösterreich? Rechnen Sie mit einer ersten Erholung oder wird 2025 sogar noch schwerer als 2024?
Das Jahr 2025 wird vermutlich schon etwas besser verlaufen als 2024. Der private Kunde zeigt wieder mehr Interesse daran, sich Wohnraum als Eigentum zu erwerben. Durch die Zinssenkungen wird es wieder interessant, eine Wohnung, ein Einfamilienhaus zu bauen, bestehende Häuser umzubauen oder energetisch zu ertüchtigen. Bei uns in Oberösterreich investiert das Land sehr vorausschauend in Kindergartenausbau, Schulsanierungen und Feuerwehrhäuser, was natürlich für Auslastung sorgt. Weiters sorgt der in Oberösterreich kontinuierliche soziale Wohnbau für ein solides Bauvolumen. Es wird auch in Infrastrukturprojekte wie Straße und Schiene investiert, was sich speziell für die Bauindustrie positiv auswirkt.

Advertorial

Mit Augenmaß einen Fahrplan entwickeln

Wolfgang Holzhaider: "Das Jahr 2025 wird vermutlich schon etwas besser verlaufen als 2024." Copyright: WKOÖ
Wolfgang Holzhaider: “Das Jahr 2025 wird vermutlich schon etwas besser verlaufen als 2024.”
Copyright: WKOÖ

Was stimmt Sie zuversichtlich, was nachdenklich?
Zuversichtlich stimmt mich, dass wir in einer Demokratie leben dürfen und Österreich weiterhin als Zuwanderungsland gilt. Die Bevölkerung wächst laut Statistik Austria jährlich um circa 40.000 Menschen. Sehr stark wachsen wir bei dem Bevölkerungsanteil über 65 Jahren. Hier gilt es, neue Wohnformen für altersgerechtes Wohnen zu entwickeln und umzusetzen. Das Thema der Bodeninanspruchnahme wurde wieder im Regierungsprogramm aufgenommen. Hier gilt es, mit Augenmaß einen Fahrplan zu entwickeln, bei dem unsere Wirtschaft sinnvoll wachsen kann und leistbarer Wohnraum für die Bevölkerung bereitgestellt werden kann. Die Zielvorgabe soll mit den Ländern im Rahmen der ÖROK bearbeitet werden, wo auch der Gemeindebund eingebunden ist. Hier erwarte ich eine praktikable Lösung, da das Thema von den betroffenen Stellen bearbeitet wird. Eine nicht durchdachte Vorgabe eines willkürlich gewählten Flächenzieles könnte die soziale Stabilität unseres Landes nachhaltig schädigen. Nachdenklich stimmt mich die Tatsache, dass in den Städten Baubewilligungen sehr lange dauern, was natürlich der dynamischen Entwicklung der Gesellschaft geschuldet ist.  Zu erwartende Einsprüche und oft sehr individuelle Nachbarrechte haben zugenommen und stellen für unsere Behörden eine zusätzliche Herausforderung dar.

Was erwarten Sie sich von der neuen Bundesregierung? Welche Maßnahmen sollte Sie rasch setzen, um die Bauwirtschaft anzukurbeln?
Die Mietpreisbremse im Regierungsprogramm verstehe ich nicht! Bei uns in Oberösterreich sind die Sozialwohnungen nicht an den Index gebunden, sondern es wurde in der Vergangenheit nur der erhöhte Finanzierungsanteil auf die Miete aufgeschlagen. Um die gestiegenen Betriebskosten abzufedern, gibt es sinnvollerweise Wohnbeihilfen für die sozial Schwächeren. In den frei finanzierten Mietbereich einzugreifen, was angeblich angedacht ist, halte ich für sehr bedenklich, da hier die freie Marktwirtschaft infrage gestellt wird! Gleichzeitig verunsichert es private und institutionelle Investoren, die in sichere Vorsorgewohnungen investieren möchten. Zinsgünstige, langfristige Wohnraumfinanzierung für Eigentum (für Neubau als auch Generalsanierung von Bestandsbauten) würde ich sehr begrüßen! Dadurch würde benötigter Wohnraum geschaffen, und Eigentümer als mögliche Selbstnutzer wären nicht dem Mietmarkt ausgesetzt. Das Eigentum bildet auch eine großartige Pensionsvorsorge, da man im Arbeitsleben eventuelle Kredite rückführt und im Alter dann keine Mietbelastungen hat oder im Falle einer Vorsorgewohnung sogar ein Zusatzeinkommen hat. Laut einer Berechnung der (GAW) entfallen von den Errichtungskosten einer Wohnung 40,7 Prozent auf Steuern! Das heißt, der Staat könnte durch zinsgünstige Finanzierungen den Wohnraumbau attraktiv machen und im Gegenzug dringend benötigte Steuereinnahmen lukrieren! Also eine Win-Win-Situation!