Ein Berufsstand mit Geschichte
„Jeder in der Stadt braucht sie. Und doch hat man meist keine Freude, wenn man ihre Hilfe benötigt. Denn dann ist etwas kaputt, das dringend benötigt wird": mit diesen Sätzen startete der Beitrag zum Jubiläum der Installateurinnung auf ORF 2.
Zur Feier des 125-jährigen Bestehens der Wiener Installateurinnung wurden viele Initiativen gestartet, um dem Installateur als „Wohlfühlexperten” einen Raum in der Öffentlichkeit zu geben. Im „Freizeit-Kurier” vom 25. Mai wurde dem Traditionsberuf des Installateurs, der laut Innungsmeister Mattes zu den zukunftsträchtigsten Branchen zählt, ein mehrseitiges Special gewidmet. Know-how über Energieeffizienz, moderne Systeme und maßgeschneiderte Lösungen machen den Installateur zur Vertrauensperson für seine Kunden. Die Basis dafür liegt in der Ausbildung. Robert Breitschopf, Lehrlingsbetreuer der Installateurinnung Wien: „In unserem Beruf sind wir ständig mit Neuerungen konfrontiert. Daher ist es wichtig, dass die Ausbildung immer up to date ist.”
Hygiene in Kaisers Zeiten
Im ORF-Beitrag „Wasser, Rohre, Thermen – 125 Jahre Wiener Installateure” wurde ein sehr interessanter Streifzug durch die Geschichte der Installateure gezeigt. Dass unser gegenwärtiger Komfort mittlerweile Standard ist, ist durchaus ihnen zu verdanken. Denn in den 1880er-Jahren wusch man sich mithilfe von Waschmuscheln. So auch Kaiser Franz Joseph, dessen Auffassung von Hygiene sich klar von seiner Kaiserin Sisi unterschied. Franz Joseph soll ein totaler Hygienemuffel gewesen sein, der sich geweigert hat, ein eigenes Bad einrichten zu lassen. Er hat bis zu seinem Lebensende mit der Waschmuschel seine Hygienebedürfnisse gedeckt.
Von Blütezeiten und Niederschlägen
Nach Plumpsklos in den 1870er- und 1880er-Jahren kamen die Wasser-WCs erst nach der Jahrhundertwende in den gehobenen Gegenden auf. Der große Durchbruch folgte mit dem sozialen Wohnbau. In der Ersten Republik wurden 65.000 Gemeindewohnungen gebaut. Dass jede einen eigenen Wasseranschluss bekam, war damals eine Sensation und somit ein Riesengeschäft für die Installateure. Diese Bautätigkeit fand aber mit der Machtergreifung der Austrofaschisten 1934 ein jähes Ende. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs waren Material und Werkzeug natürlich Mangelware. Improvisation war gefragt, Altmaterialien wurden verwendet, aus dem Schutt Teile geborgen und eingebaut. So konnte zumindest die Grundversorgung mit Gas und Wasser gewährleistet werden. Der Stadt Wien kamen die beiden Hochquellleitungen zugute, sodass fast 90 Prozent der Haushalte ohne elektrischen Strom mit Wasser versorgte werden konnte – übrigens als einzige Großstadt der Welt.
Nach dem Krieg begann sich das Leben wieder zu normalisieren. Auch das Berufsbild des Installateurs hatte sich verändert und sein Arbeitsgebiet wurde umfangreicher. Neue Geräte kamen auf den Markt, die Technologien und Materialien verbesserten sich. 1978 wurde in Wien das Erdgas eingeführt, viele Wohnungen wurden mit Durchlauferhitzer und Kombithermen und dadurch mit mehr Komfort ausgestattet.
Ausbildung
1911 wurde die älteste Berufsschule der Welt in der Mollardgasse eröffnet. Diese beherbergt fünf Berufsschulen mit 4.500 Schülerinnen und Schülern. Davon besuchen 830 die Berufsschule für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. In den Werkstätten wird versucht die Ausbildung so praxisnah wie möglich zu gestalten. Auch die Lehre mit Matura findet bei immer mehr jungen Menschen Anklang. Robert Breitschopf, Innungsmeister-Stv.: „Wir haben einen traditionellen Beruf, der sich immer weiterentwickelt.” Nach Grundmodul und Hauptmodul gibt es darüber hinaus „die Möglichkeit, das ist ganz neu, im vierten Jahr zusätzlich Haustechnikplanung dazuzulernen sowie Mess- und Regelungstechnik, Badplanung, Badgestaltung und den Ökoinstallateur”. Heinz Pöch er, Berufsschulleiter: „Es ist in den letzten Jahren gravierend besser geworden, weil sich die Wirtschaft bzw. die Installateure etwas überlegen mussten. Das Anforderungsprofil an den Installateur wird immer breiter, und daher sind immer mehr technisches Wissen und Fertigkeiten gefordert. Die Idee war dann vorher schon, einen entsprechenden Test anzubieten, wo der Lehrstellenbewerber Informationen bekommt, bin ich für den Job geeignet oder nicht.”
Derzeit gibt es rund 1.000 Installateurbetriebe in Wien. In den vergangenen zehn Jahren bedeutet dies einen Zuwachs von 20 Prozent. Davon sind die Hälfte Ein-Personen-Unternehmen.
Zukunftsaussichten
Mattes: „Der Beruf wird sich insofern entwickeln, dass Spezialisierungen notwendig werden. Barrierefreiheit ist in aller Munde. Es werden auch Normen und Gesetze geschaffen, dass der Wohnbau dann auch entsprechend ausgerüstet werden muss. Natürlich ist Energieeffizienz das höchste Gebot der Stunde.”