„Es geht um eine langfristige Strategie“
Harald Zulehner, Österreich-Chef des Schalungsanbieter Doka, formuliert im Interview mit der Bauzeitung „Klare Worte“: Er spricht über die Krise im Wohnbau, langfristige Strategien – und wie wichtig das Thema Nachhaltigkeit für sein Unternehmen ist.

© Doka.
Harald Zulehner über die Lage im Geschäft …
2024 war ein Jahr mit sehr herausfordernden Marktbedingungen. Dass die Nachfrage im Wohnbau weiterhin gedämpft war, ist kein Geheimnis. Gleichzeitig sehen wir aber eine stabile Entwicklung im Infrastrukturbau und eine wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Baukonzepten und digitalen Lösungen zur Baustellenoptimierung. Auch im Bereich Gerüstlösungen beobachten wir eine steigende Nachfrage.
Highlights trotz Flaute im Wohnbau
… und über positive Highlights – trotz der Flaute im Wohnbau:
Wir konnten unsere Expertise bei zahlreichen relevanten Projekten unter Beweis stellen – sei es im High-rise-Bereich oder bei Tunnel-, Brücken- und Kraftwerksprojekten im Infrastrukturbau. International setzt die Vertragsunterzeichnung mit Binghatti über die Realisierung mehrerer Großprojekte in Dubai ein starkes Zeichen für das Vertrauen in unsere Schalungs- und Gerüstlösungen – nicht nur in Österreich, sondern weltweit.
Mit welcher Entwicklung er 2025 rechnet und wann es am Bau wieder aufwärts geht:
Die Entwicklung im Bauwesen bleibt von mehreren Faktoren abhängig. Im Wohnbau ist der Bedarf an zusätzlichem Wohnraum unbestritten. Auf jeden Fall braucht es wieder stabile Rahmenbedingungen, etwa in puncto Finanzierung, sowie bei den Bau- und Energiepreisen – und damit Planbarkeit, sowohl bei den Auftraggebern als auch bei den Baufirmen.
Wie er die Effekte des Bau- und Wohnpakets beurteilt, das die alte Bundesregierung vor ziemlich genau einem Jahr angekündigt hat: Spürt man davon schon etwas auf den Baustellen?
Unser Fokus liegt klar auf den zukünftigen Entwicklungen der Bauwirtschaft, statt auf der Bewertung vergangener Maßnahmen. Wir konzentrieren uns darauf, unsere Kunden mit effizienten, nachhaltigen und digitalen Lösungen bestmöglich zu unterstützen.
Was er sich von der neuen Regierung erwartet: Was müsste sie tun, um die Bauwirtschaft wieder anzukurbeln?
Die Bauwirtschaft ist eine zentrale Säule der Wirtschaft und benötigt ein klares Bekenntnis zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort Österreich. Dazu gehört auch eine moderne Infrastruktur und leistbares Wohnen. Dabei geht es nicht um kurzfristige Maßnahmen, sondern um eine langfristige, verlässliche Strategie.
Doka will auf der Baumaschinenmesse Bauma in München im April „mehr als 40 Innovationen“ präsentieren. Er verrät welche:
Ein Highlight ist Xlife top, die erste Schalungsplatte, deren Kern zu 100 Prozent aus recyceltem Kunststoff besteht. Warum? Weil sie durch ihre Kreislauffähigkeit weniger Ressourcen verbraucht, aber auch auf die Kundenwünsche nach langer Lebensdauer und damit Rentabilität einzahlt. Wir präsentieren auch Neues zu zum Gerüstsystem Ringlock bis hin zu neuen Komponenten, wie dem starken XT20 Träger mit 50 Prozent höherer Tragfähigkeit als herkömmliche H20 Träger. Ein großes Thema ist auch Automatisierung, wie wir anhand unseres Schalungsroboters Dokaxbot Lift zeigen werden. Aber das ist noch längst nicht alles!
Wie wichtig ist Nachhaltigkeit für Doka? Zulehner erläutert die wesentlichen Initiativen, die das Unternehmen hier derzeit setzt – und in den kommenden Jahren setzen will:
Ein großes Thema ist und bleibt: Wie kann die Baubranche ihren CO₂-Fußabdruck verkleinern? Beton trägt maßgeblich zu den globalen Treibhausgasemissionen bei, ist aber gleichzeitig ein Baustoff, auf den wir nicht verzichten können. Deshalb setzen wir gezielt auf Entwicklungen, die den effizienten Einsatz CO₂-reduzierter Betone ermöglichen. Ein Beispiel ist unsere intelligent beheizbare Schalung, die hilft, die längere Aushärtezeit dieser Betone auszugleichen. Uns geht es darum, praktikable Lösungen zu bieten, die unsere Kunden wirklich weiterbringen.