Für faire Vergaben auf der Baustelle
Die Vereinigung Österreichischer Projektentwickler und die Gewerkschaft Bau-Holz präsentierten einen Leitfaden für faire Vergaben.
Die Vereinigung Österreichischer Projektentwickler (Vöpe) und die Gewerkschaft Bau-Holz (GBH) erstellten unter Mitwirkung der Vergabeexperten von Heid & Partner einen Leitfaden mit Vergaberichtlinien, Vergabebeispielen und Bewertungssystemen, der von den Vöpe-Mitgliedern als Hilfestellung und Grundlage für zukünftige faire Ausschreibungen und Vergaben angewandt wird.
„Durch unsere Branche werden 9,7 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung generiert sowie 98.000 Arbeitsplätze gesichert“, stellt Erwin Soravia, Präsident der Vöpe, fest. „Wir sind bestrebt, uns im Sinne der Nachhaltigkeit laufend zu verbessern und faire, transparente und korrekte Geschäftsbeziehungen auszubauen.“ Zur Umsetzung dieser Ziele hat man deswegen die „Compliance- und Verhaltensrichtlinie für Vöpe-Mitglieder“ erstellt, zu deren Einhaltung man sich verpflichtet habe. In Zusammenarbeit mit der GBH hat die Vöpe die Thematik der verantwortungsvollen Vergaben nun weiterentwickelt. „Wir Privaten machen somit das, was die öffentliche Hand längst tun sollte: darauf zu achten, dass die Wertschöpfung in der Region bleibt, damit der Wirtschaft Impulse gegeben und Ausbildungs- und Arbeitsplätze gesichert werden,“ sagt Vöpe-Präsident Erwin Soravia weiters. Für GBH-Bundesvorsitzenden Josef Muchitsch ist der neue Leitfaden ein Zeichen für Weitblick und Courage: „Die österreichischen Projektentwickler leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung von Lohn- und Sozialdumping, forcieren die Fachkräfteausbildung und setzen weitere Schritte für faire Baustellen. Und auch der Klimaschutz wird bei den neuen Vergabekriterien noch stärker berücksichtigt.“ Man habe als Gewerkschaft Bau-Holz unkompliziert und zielorientiert bei der Ausarbeitung die Chance zur Mitgestaltung bekommen, was man als funktionierende Partnerschaft empfand. Die Vergaberichtlinie umfasst drei wichtige Leitsätze, die auf praktischen Erfahrungen zur Gewährleistung von fairen Arbeitsbedingungen und hochqualitativen, nachhaltigen und regionalen fairen Vergaben beruhen.
Oberstes Prinzip – faire Arbeitsbedingungen
Auftragnehmer verpflichten sich zu fairen Arbeitszeiten und einer fairen Entlohnung. Damit verbunden ist die Einhaltung der in Österreich geltenden arbeits- und sozialrechtlichen Vorschriften und Branchenstandards. Um volle Transparenz bei den Vergaben gewährleisten zu können, werden auch Subunternehmer (ab einer Auftragssumme von 100.000 Euro) in der Baustellendatenbank der Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse gemeldet werden.
Lehrlingsausbildung als Kriterium bei Vergaben
Um die Fachkräfteausbildung in Österreich zu unterstützen, wird die Beschäftigung von Lehrlingen bei den Auftragnehmern im Vergabeverfahren stärker berücksichtigt und bewertet werden.
Die Wertschöpfung soll in Österreich bleiben
Regionale Unternehmen, nachhaltige Produkte und Klimaschutz werden beim Zuschlag bestmöglich berücksichtigt und bewertet. Klimaschutz, die Gesundheit und Sicherheit der Arbeitnehmer*innen stehen bei den Auftragsvergaben positiv im Vordergrund. Dabei wird auch die Länge der Transportwege zur Baustelle berücksichtigt, und die Herkunft und Produktionsweise der Produkte werden transparent dargestellt. (uw)